Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

408 Contraction des Strahls. 
Zur theoretischen Ableitung von e resp. Z selbst sind verschiedene Versuche 
gemacht worden. Der älteste derselben, der zu dem Werth € = 1/y2 — 07707 
führt, rührt von D. BERNOULLI ein anderer von BAYER!) her. Letzterer nimmt 
an, dass die Theilchen im Innern des Gefässes, welche zu einer bestimmten Zeit 
auf einer um den Mittelpunkt der Oeffnung beschriebenen Halbkugel liegen, 
diese Eigenschaft zunächst auch noch bei ihrer Annäherung an die Oeffnung bei- 
behalten, und dass sich demgemäss ihre Geschwindigkeiten verhalten umgekehrt 
wie die Quadrate der Entfernungen von der Oeffnung; in der Nähe der Oeffnung 
jedoch nimmt die axiale Componente der radialen Geschwindigkeit immer mehr 
zu, die transversale immer mehr ab, bis schliesslich, nämlich im contrahirten 
obi, ; : x? 
Querschnitt, nur noch erstere übrig ist. BAYER findet auf diese Weise e — (5) 
= 0:617, in guter Uebereinstimmung mit den Beobachtungen; ferner wird das 
| ; : MIN eus 4? 
Verhältniss der axialen zur transversalen Geschwindigkeit in der Oeffnung (5) —1, 
der Grenzwinkel etwa 58° und der Abstand des contrahirten Querschnitts von 
der Oeffnung gleich deren Radius. 
Zu etwas andern Ergebnissen kommt GAUKLER?). Für einen unendlich langen 
Spalt zwischen zwei gegen die Vertikale um je 9? geneigten Ebenen findet er 
a ng). (5) 
also für einen Spalt in horizontal:r Wand s — 1/4. Denkt man sich nun eine 
quadratische Oeffnung als Durchschnitt zweier derartiger Spalte, so findet man 
für sie « — (x/4)? — 0:617, also wie BAYER für eine kreisfórmige Oeffnung; für eine 
solche wird dagegen hier s — 2/3. 
Die Ideen von Bavzn sind in neuerer Zeit von BoussiNEsQ ?) und Sr. VENANT) 
mathematisch formulirt worden. Das Geschwindigkeitspotential ¢ hat, wenn man 
sich das Gefäss zunächst seitlich unbegrenzt vorstellt, folgenden Bedingungen zu 
genügen: 1) Allgemein Ae — 0; 2) für kleine Oeffnungen in endlichem Abstande 
von der Oeffnung 09/07 proportional mit 1/7?, also 9 selbst mit 1/7; 3) für 
z — 0 (Boden, in dem die Oeffnung sich befinde): 69/0z — 0, ausser für die 
Oeffnung selbst, wo 09/0z gleich einer Function f(x, y) ist. Die Lösung ist 
nach BoussiNEsQ 
+00 co 
ul. : P(x, y) d& d ; 
"x Juss Ha 5 
Eine flüssige Halbkugel im Gefiisse (Radius a) bleibt Halbkugel; aber nach- 
dem der Bruchtheil æ der von ihr umgrenzten Flüssigkeit ausgeflossen ist, hat 
sie nur noch den Radius 
  
  
a+ 
r—=a yi — n, 
Z. B. für a = 64 mm: 
m= 0 2/64 4/64 6/64 ona 56/64 60/64 63/64 1 
7 — 64 63:3 62:6 6l9 . . . 32 25:4 16 0; 
7) BAYER, CRELLE's J. f. Baukunst 25, und Compt. rend. 26. 1848. 
?) GAUKLER, Mém. prés. à l’Ac. d. Sc. de Paris, T. 10. 
?) BoussiNEsQ, Compt. rend. 7o, pag. 33, 117, 1279 (1870). 
^) ST. VENANT, Compt. rend. 94, pag. 904, 1004, 1139 (1882), — ST. VENANT u. FLAMANT, 
Compt. rend. 97, pag. 1027 u. 1105 (1883). 
       
   
   
  
  
   
    
    
    
   
    
  
  
   
   
    
    
    
            
     
   
    
	        
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