Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
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Oberflichenspannung in ebenen Lamellen. 47% 
bewegliche Seite durch das Stäbchen gebildet wird, eine Seifenlamelle. Zieht 
man das Stäbchen herab, so schnellt es beim Loslassen wieder in die Höhe. 
Die Spannung der Seifenlamelle, welche ein Minimum der Oberfläche anstrebt, 
hebt sein Gewicht. 
VAN DER MENSBRUGGHE!) hat, daran anschliessend, einige andere Versuche 
gegeben: In einem rechtwinkligen Drahtrahmen erzeugt man eine Seifen- 
lamelle. An einer verticalen Seite des Rahmens ist ein Seidenfaden befestigt, 
welcher am freien Ende ein kleines Gewichtchen (ca. 4 bis 4 g7) trägt. Auf 
der horizontal oder etwas schrüg geneigten Lamelle nimmt der Seidenfaden keine 
bestimmte Lage oder Gestalt an. Er theilt die Lamelle in zwei beliebige Theile. 
Sprengt man den einen Theil der Lamelle, indem man etwas Fliesspapier an 
dieselbe bringt, so nimmt der Faden jetzt eine kreisfórmige Gestalt an; zieht 
man den Faden in der jetzt vertical gestellten Lamelle herab, so zieht er sich 
losgelassen, wieder in die Hóhe. Das Gewicht am Faden muss nach Maassgabe 
der Grósse und Spannung der Lamelle ausgeglichen sein (cfr. GAuss'sche Theorie, 
Anwendungen). Legt man auf eine ebene Seifenlamelle einen zusammengeknüpften 
Seidenfaden und sprengt die Lamelle in seinem Innern, so nimmt er Kreis- 
gestalt an. 
17) Die umfassendsten Untersuchungen über capillare Oberflächen sind 
von PrATEAU ausgeführt und mit sehr ausführlicher Berücksichtigung der 
Literatur (bis zum Jahre 1870) im oben angeführten Werke zusammengestellt. 
Wir kónnen von seinen Versuchen hier nur wenige mittheilen und verweisen im 
Uebrigen auf seine Schrift. — Erzeugt man zwischen beliebig gestalteten Dráhten 
eine Seifenlamelle, welche keine geschlossene Oberfláche bildet, so ist der (Luft-) 
Druck auf die Lamelle beiderseits der gleiche, der capillare Druck also gleich 
RER 
gleich Null ist. — Entzieht man eine Flüssigkeitsmasse der Einwirkung der Erd- 
schwere, umgiebt man also Oel mit einer specifisch gleich schweren Mischung 
von Alkohol und Wasser, so nimmt das Oel immer Formen an, welche constanten 
capilaren Druck, d. h. constante mittlere Krümmung besitzen. Erzeugt man z. B. 
zwischen zwei gleichen Kreisringen vom Radius A einen Oelcylinder, so ist, der- 
selbe an den Kreisringen nicht eben abgeschnitten, sondern daselbst von Kugel- 
calotten begrenzt; ihr Krümmungsradius ist =2/&. Zieht man die Ringe weiter 
auseinander, so schnürt sich die Flüssigkeit in der Mitte zusammen; der Krüm- 
mungsradius der Kugelcalotten nimmt ab. Man kann nur durch fortgesetztes 
Entfernen der Ringe von einander bewirken, dass die Endflàchen eben werden; 
dann ist auf den Mantelflächen £ = — Æ'; sie sind Oberflächen des Catenoids. 
— Man kann einen Cylinder auch so ausziehen, dass er mehrere Einschnürungen 
bekommt, die sich periodisch wiederholen. Diese Form nennt PrATEAU das 
Unduloid. Man erhält es am besten, wenn man Oel auf einem vorher gut mit 
Oel benetzten Eisenstab anbringt, während der Stab in dem Alkoholwassergemisch 
sich befindet. Ist der Stab sehr dünn und die Oelmenge beträchtlich, so können 
die Einschnürungen so eng werden gegenüber den Anschwellungen, dass die Gestalt 
der letzteren sich kaum noch von einer Kugel unterscheidet (l. c. Táb. I, pag. 84). 
Der Eisencylinder ist wesentlich, weil diese Formen nicht mehr stabile Gleich- 
Null und man erhält daher Oberflächen, deren mittlere Krümmung (3 5) 
1) Vergl PLATEAU, l c. pag. 274. — V. D. MENSBRUGGHE, Bell. de l’Académie de 
Belgique (2), Tab. XXII, pag. 308. 1866. 
  
  
     
   
     
   
   
   
  
  
   
    
  
  
   
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
    
    
    
   
   
   
       
  
  
  
  
  
  
   
	        
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