Principien der Mechanik.
Principien der Mechanik.
Es möge hier, vorbehaltlich ihrer späteren Anwendung, eine kurze Zusammen-
stellung derselben gegeben werden. Auf eine kritische Discussion derselben muss
aber verzichtet und hierüber folgendes bemerkt werden. Unter den Begriff
Principien hat man im Laufe der Zeit eine Anzahl ziemlich verschiedenartiger
Sátze zusammengeworfen, welche theils aus der Erfahrung unmittelbar entnommen,
theils logische Folgerungen aus anderen Principien, theils aber nichts anderes als
Definitionen gewisser Begriffe sind. Je nach dem Stande der Erkenntniss, und
je nach der Auffassung der Grundlagen und Aufgaben der Mechanik ist zu ver-
schiedenen Zeiten und von verschiedenen Gelehrten häufig ein und dasselbe
Princip in die erste, zweite oder dritte der obigen Klassen eingereiht worden,
und noch gegenwärtig ist die Discussion über Fragen dieser Art nicht geschlossen,
und nur so viel kann als Ergebniss derselben endgültig angegeben werden, dass
es neben den drei apriorischen Grundbegriffen Raum, Zeit und Materie apriorische
Lehrsätze nicht giebt, dass vielmehr das, was früher hierfür gehalten wurde, stets
in einer der drei obigen Classen von Principien sich unterbringen lässt. Man
unterscheidet auch wohl zwischen Grund- oder Fundamentalprincipien, Axiomen,
abgeleiteten Principien, Regeln u. s. w., diese Unterscheidungen sind aber ent-
weder an sich hinfällig oder lassen sich nicht streng durchführen. Auch ist zu
bemerken, dass von den Principien das eine umfassender ist, als das andere und
oft mehrere der letzteren in sich enthält. Schliesslich ist auf die hochinteressante
und für das nähere Verständniss der Principien unentbehrliche, historische Ent-
wickelung derselben hinzuweisen; den Urheber eines bestimmten Principes anzu-
geben, ist nicht immer möglich, weil, wie jene Geschichte zeigl, die meisten jener
Principien sich aus ganz unscheinbaren Anfángen erst ganz allmählich heraus-
gebildet haben.!)
1. Das Beharrungs-, Trigheits- oder GaLiLEr'sche Princip. Dasselbe
lautet in der ihm von NEWTON gegebenen schärferen Fassung: Jeder Körper ver-
harrt in seinem Zustande der Ruhe oder der gleichförmigen, geradlinigen Be-
wegung, solange er nicht durch einwirkende Kräfte gezwungen wird, diesen Zu-
stand zu ändern. Ruht also ein Körper, so bleibt er in Ruhe; bewegt er sich
geradlinig und gleichförmig, so fährt er fort, dies zu thun; bewegt er sich unter
Wirkung einer Kraft geradlinig, aber mit veränderlicher Geschwindigkeit, so be-
wegt er sich, wenn jene aufhört, geradlinig mit der Endgeschwindigkeit weiter;
bewegt er sich unter der Wirkung einer Kraft krummlinig, so bewegt er sich nach
Aufhören derselben in der Tangente der Bahn weiter. Dieses Princip enthält, nach
der neueren Auffassung, die Definition des Kraftbegriffes (s. Grundbegriffe,
pag. 18), insofern festgesetzt wird, dass nicht die Geschwindigkeit, sondern erst
deren Aenderung, also die Beschleunigung als Wirkung einer Kraft betrachtet
werden soll. Die Beziehung zwischen jener Wirkung und dieser Ursache, also
das mathematische Maass der Kraft wird dann durch das
1) Ueber die Principien der Mechanik sehe man besonders: THOMSON und Tarr, a. a. O.
— MacH, Die Mechanik u. s. w., Leipz. 1883. — DüÜnniNG, Krit. Gesch. d. Princ. d. Mechanik,
Berl. 1873. — H. KLziN, D. Princ. d. Mechanik u. s. w. Leipz. 1872. — H. STREINTZ, D.
physik. Grundlagen d. Mechanik, Leipz. 1883. — Ferner von den Originalwerken, in denen die
Principien ausgesprochen werden, namentlich: UnArpr, Mechanicorum liber, Pesaro 1577. —
STEvINUs, Hypomnemata, math. Leid. 1608. — GALILEI, Opera. — HUYGENS, Oeuvres. — NEWTON,
Phil. nat. princ. math., Lond. 1686. — JAc. BERNOUILLI, Opera, Genf 1744. — Jon. BERNOUILLI,
Opera, Laus. 1742. — MAUPERTUIS, Oeuvres, Par. 1752. — EULER, Mechanica, Petr. 1736 u.
a, a. O. — D’ALEMBERT, TRAITÉ DE DYN., Par. 1743. — LAGRANGE, Méc. anal, Par. 1788. —
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