482 Capillarität,
wo das zx Zeichen gilt, je nachdem die Oberfläche concav oder convex ist. Er
gelangt zu dieser Gleichung, indem er sich in einem Gefáüss, welches nur die
Flüssigkeit und deren Dampf enthült, ein Capillarrohr eingesetzt denkt. Der
Dampf muss dann in der oberen Kuppe sowohl als in der unteren im Gleich-
gewicht mit der Flüssigkeit sein; sonst würde eine continurliche Destillation
stattfinden. Auf der unteren Kuppe lastet aber ein grôsserer Druck. — Denkt
man sich das Capillarrohr unten geschlossen und etwas Flüssigkeit aus demselben
entfernt, so muss also so lange in das Capillarrohr Flüssigkeit destilliren, bis wieder
die gleiche Hóhe erreicht ist, wie bei unten offenem Rohr. — THOMSON glaubt, dass
man daraus die hygroskopische Beschaffenheit vegetabilischer Stoffe erklären
könne. — In der Nähe eines kleinen Tropfens muss der Dampfdruck grösser
sein, als in einer ebenen Oberfläche. Er könnte also noch verdampfen in
einem Raume, der von einer ebenen Fläche aus gesättigt ist. — Eine andere
Ableitung und eine Reihe weiterer Schlüsse hat WARBURG gegeben *).
34) Ausdehnung der Anschauungen der Capillaritätstheorie auf
feste Körper. Da auch feste Kórper nicht absolut starr sind, so soll auch bei
ihnen das Bestreben vorhanden sein, ein Minimum der Oberfláche anzunehmen.
Man kónnte dann auch von einer Capillarconstante reden. QuiNCKE?) hat aus Ver-
suchen von KaRMARsCH, wonach die Festigkeit eines Drahtes sich aus zwei
Gliedern zusammensetzt, einem proportional dem Querschnitt, und einem zweiten
proportional der Peripherie, das letztere berechnet und als Capillarconstante an-
gesprochen. Er findet so:
Capillaritätsconstante a.
Hart gezogen Ausgeglüht
Hisen../… .… … 5191-10? mar.| 1592. 105 mer
Plün. enne o: 8 554.9025 3 2388 D
Kupfer... 44... 9 2:1. 2988 n 0 »
Siiber. . . -. . … « 41-9388 " 478 E
Gol . . . uv. . -} 1592 » 418 oA
Vink A + + 557 —
Stahl 19. d + … ++ + 6685 » 955 »
Neusilber . . Q5. .'.'| 8685 i 1114 =
Silber (121öth.) . + - + + 5253 > 2547 »
Gold (14 Kara... e: | 3661 » 2228 3
Messing (Draht) . . . . . | 2547 2 1751 x
Hh (Saiten) ; .". . - 1751 23 637 »
Diese Constanten sind viel grösser als diejenigen, welche QUINCKE für ge-
schmolzene Metalle gefunden oder welche VorkwANN?) auf einem freilich hypo-
thetischen Wege aus der Capillarconstante von Salzlósungen unter Benutzung
einer von PorssoN angegebenen Formel für die Constante aus festen Salzen ab-
leitet.
35) Eine Bestimmung der Capillarconstanten eines festen Kórpers
(Kautschuk) gegen eine Flüs sigkeit liegt von RÓNTGEN?) vor. Er überspannte
die Oeffnung eines engen Glasróhrchens mit einer sehr dünnen Kautschukmembran
1) WARBURG, WIED., Ann. 28, pag. 394—400. 1886.
2) QuiNCKE, Pocc. Ann. 134, pag. 356—367. 1868.
3) VoLKMANN, WIED. Ann. 17. Die PorssoN'sche Formel vergl. Literaturverzeichniss.
4) RONTGEN, WIED. Ann. 3, pag. 324—328. 1878.
YT
[JE E a
—mU* w^ F0 EHO, DS te
[2
© rho
d
si
fü
SC
di