Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

  
  
   
  
  
  
516 Das BoYLE-MARIOTTE’sche Gesetz. 
der Wasserstoff, bei welchem der Werth von PV beständig und fast gradlinig 
mit P wächst bei allen Temperaturen. Den entgegengesetzten Typus bilden 
Aethylen und Kohlensäure. Bei diesen nimmt PV zuerst rasch ab, um ein 
Minimum zu erreichen, welches bei verschiedenen Temperaturen an ver- 
schiedenen Stellen liegt, und dann weiter zu steigen. Dieses Minimum rückt 
bei höheren Temperaturen zu höheren Drucken vor, wird aber dabei immer 
weniger scharf, Folgende Tabelle giebt die Lage des Minimums: von PV für 
Aethylen und Kohlensäure bei verschiedenen Temperaturen: 
Aethylen. 
Temperatur 16.89 90:3? 30:19 40:0? 50:0? 60-0? 70:0? 79:99 *89-9? 190? 
Druck 55m 60m 70m 80m 88m 95m 100 m 105 z 115 z 120 m 
Kohlensäure. 
Temperatur 35:1? 402° 50-0° 60-00 70:0? 80:00 902° 1000°. 
Druck 730m 80m 98m 115m 130m. 140m 150 m 160 m. 
Die dem Zwischentypus angehórenden Gase, Sumpfgas und Stickstoff, zeigen 
durch den Verlauf der Werthe von P7 an, dass sie bei genügend niedrigen 
Temperaturen ebepsolche tiefe Minima aufweisen werden, wie Aethylen und 
Kohlensäure. Das Endergebniss dieser sorgfältigen Versuche ist wieder, dass 
in jedem Falle die Abweichungen vom MamRiorTE'schen Gesetz — nach der 
einen oder andern Richtung hin — um so geringer werden, je hóher die Tem- 
peratur steigt. 
V. Das Verhalten ungesáttigter Dàmpíe gegen das BoyLE-MARIOTTE- 
sche Gesetz. 
Dass im Allgemeinen die Dämpfe um so grössere Abweichungen vom MARIOTTE- 
schen Gesetz zeigen, je leichter sie coercibel sind, war von vornherein zu erwarten 
und wurde auch durch Versuche an einzelnen Dümpfen von BixEAu )), CAHOURS?), 
erkannt, Versuche, welche jedoch nicht entscheidend waren. REGNAULTS), dann 
FAIRBAIRN und TATE*) endlich HigN?) stellten. Versuche über Wasserdampt an, 
HORSTMANN?) für Schwefelkohlenstoff und Aetherdampf, HErwiG”) für Alkohol, 
Chloroform, Schwefelkohlenstoff (bei Drucken unter 1 Atm.) Troost und HAUTE- 
FEUILLE?) für Chlorsilicium, Chlorkohlenstoff und Phosphorchlorür. Diese Frage 
erhielt eine überraschende Beantwortung durch die Versuche von ANDREWS ?), 
welcher an der Kohlensäure zeigte, dass der Uebergang von dem gasformigen 
Zustand zum flüssigen nur móglich ist unter geeigneten Drucken, bei Tempera- 
turen, welche unterhalb einer bestimmten Grenztemperatur liegen. Diese, die 
kritische Temperatur, scheidet die Dämpfe von den Gasen. Oberhalb der 
kritischen Temperatur verhalten sich die Dämpfe wie Gase. Dass aber auch in 
diesem gasfórmigen Bereich starke Abweichungen von dem ManiorTE'schen Ge- 
  
  
1) BiNEAU, C. R. 19, pag. 767. 1844. 
?) CaHOURS, C. R. 20, pag. 51. 1845. 
3) REGNAULT, Mém. de l'acad. franc. Bd. 26, pag. 700. 1847. 
^) FAIRBAIN und TATE, Phil Mag. (4) 21 pag. 230. 1861. 
>) Hırn, Theorie méc. de la chaleur. 
$) HORSTMANN, LIEBIG. Ann. Supplementb. 6, pag. 51. 1868. 
7) HERWIG, POGG. Ann. 157, pag. 19, 1860. 
?) TRoosT u. HAUTEFEUILLE, C. R. 83, pag. 333. 1886. 
?) ANDREWs, PocG. Ann. Erg. V. pag. 64. 1871. Phil. Mag. (5) 1, pag. 78. 1876. 
  
  
   
   
   
  
  
   
    
     
    
   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
   
   
  
   
  
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