Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

Compressionspumpen. 
grössten, in neuester Zeit erzielten Drucke kaum noch möglich ist); wählt man 
zu Demonstrationszwecken Teller und Glocke, so genügt es nicht, letztere auf. 
zusetzen und mit Fett zu dichten, sondern sie muss fest, am besten zwischen 
zwei Platten, eingeschraubt sein, überdies aber hinreichende Wandstärke haben. 
Der Stiefel muss von geringem Querschnitt sein, da die zu überwindende Druck- 
differenz, die bei Luftpumpen höchstens 1 Atm. beträgt, hier sehr viel grösser 
wird und somit das kinstossen des Kolbens nach den ersten Zügen einen grossen 
und immer wachsenden Kraftaufwand erfordert; da nun andererseits, im Inter- 
esse raschen Wirkens, der Stiefel auch hier nicht klein im Vergleich mit dem 
ecipienten sein darf, so muss man ihn möglichst lang wählen. Im übrigen gilt 
alles bei den Kolbenluftpumpen Gesagte hier in umgekehrter Weise, be- 
treffend den schädlichen Raum, die Ueberdrucke, die Grenze der Verdichtung, 
die Zahl und Wirkungsweise der Stiefel u. s. w.; nur haben sich zweistiefelige 
Compressionspumpen bisher, wie es scheint, nicht sonderlich bewährt. 
Kleine Compressionspumpen bestehen aus starkwandigen Eisen- oder 
Messingrôhren und haben entweder am Boden einen Hahn zur Verbindung resp. 
Trennung von Stiefel und Recipient und in der Nähe des anderen Endes eine 
Oeffnung ins Freie; oder sie haben am Boden zwei Ventile, deren eines, mit der 
freien Luft oder dem das zu comprimirende Gas enthaltender, Reservoir verbunden, 
nach oben, deren anderes, mit dem Recipienten communicirendes, nach unten 
aufgeht; sie werden mit der Hand hin- und hergesteuert. Gróssere Pumpen sind 
mit Schubstange, Kurbel und Schwungrad versehen und kónnen eventuell auch 
mechanisch betrieben werden; bei den technischen Zwecken dienenden ist 
für eine praktische Verbindung mit dem Recipienten derart, dass derselbe sich 
leicht lösen und sicher versenden lässt, durch verschiedene Einrichtungen gesorgt 
worden. Einer der bekanntesten unter den älteren Apparaten ist die Com- 
pressionsmaschine von NATTERER, neuerdings von STUCKRATH') vervollkommnet. 
Unter den neueren ist diejenige von CAILLETET?) hervorzuheben; der schädliche 
Raum ist hier dadurch vermieden, dass der Kolben mit einer ziemlich betráücht- 
lichen Quecksilberschicht bedeckt ist, wodurch zugleich ein besonders guter 
Verschluss erzielt wird; nur muss man statt der gewóhnlichen Schmierfette des 
Quecksilbers halber Vaseline anwenden. Die Leistungsfáhigkeit dieser Maschine 
erstrekt sich bis zu 200 Atmospháren. 
Die meisten Compressionspumpen finden nicht nur zur Erzeugung stark 
comprimirter Gase, sondern und ganz besonders auch zu ihrer Verflüssigung 
Anwendung und heissen dann auch Condensationspumpen; in grossem 
Maassstabe wird namentlich flüssige Kohlensäure fabricirt. Für die verschiedenen 
Gase sind zur Verfliissigung sehr verschiedene Drucke erforderlich, z. B. für 
schweflige Sáure 1:5, für Ammoniak 44, für Schwefelwasserstoff 10, für Kohlen- 
sáure 37 Atm. Diese’ Zahlen gelten überdies nur für die Temperatur von 0^, 
für andere Temperaturen gelten andere Zahlen, und oberhalb einer gewissen, 
für jedes Gas verschiedenen Temperatur bringt kein noch so grosser Druck die 
Condensation hervor; liegt jene Temperatur wie bei Sauerstoff, Stickstoff, Wasser- 
stoff u. s. w. sehr tief, so muss man zum Zwecke der Condensation gleichzeitig 
hohe Drucke und tiete Temperaturen wirken lassen; die Unterlassung des 
letzteren hat bis in die neueste Zeit zu der Annahme geführt, dass diese Gase 
nicht condensirbar seien. Das Weitere gehôrt, wie man sieht, in die Wärmelehre. 
T) STÜCKRATH, Z. f. Instr. K. 1882, pag. 238. 
2) CAILLETET, Compt. rend. 94, pag. 623. 1882. 
   
      
   
  
     
  
    
     
  
   
  
     
   
  
  
  
  
     
   
  
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
      
  
 
	        
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