Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
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Bewegung fester Körper in Gasen. 569 
Bewegung fester Körper in Gasen. Von Erscheinungen dieser Art ist 
schon mehrfach die Rede gewesen. So sind Formeln für den Wurf mit Rück- 
sicht auf den Luftwiderstand im Art. Fall und Wurf pag. 120, Formeln für den 
Einfluss der Luft auf das Pendel daselbst pag. 176 angegeben. Einer allgemeinen 
Untersuchung des hydrodynamischen Widerstandes, deren Ergebnisse zum Theil, 
wie dort bereits bemerkt, auch für Gase giltig sind, ist der Art. »Gemeinschaft- 
liche Bewegung fester und flüssiger Körper« (pag. 422) gewidmet. Den Gasen 
eigenthümlich sind namentlich solche Fälle, in welchen sich die Variabilitát der 
Dichte des umgebenden Mediums in ihrem Einflusse auf die Bewegung des festen 
Körpers in hervorragendem Grade geltend macht, was insbesondere bei grossen 
Geschwindigkeiten des festen Körpers der Fall ist, weil die Theile des Gases 
alsdann nicht Zeit haben, vollstindig auszuweichen. Eine hierher gehórige Klasse 
von Erscheinungen ist die der raschen Schwingungen eines festen Kórpers 
in Luft. Von welcher Wichtigkeit dieselbe ist, erhellt schon daraus, dass die 
Verdichtungen und Verdünnungen der Luft es sind, welche die Schwingungen 
des festen Körpers fortpflanzen und somit eigentlich erst den Schall erzeugen; 
gleichzeitig aber ergiebt sich aber auch die Zugehórigkeit dieser Erscheinungen 
zur Akustik. Hier sei nur der Vergleichung halber bemerkt, dass, wenn man in 
ähnlicher Weise wie bei Flüssigkeiten die Geschwindigkeitspotentiale bildet, diese 
hier complicirter als dort werden. 
Ein anderer Fall ist die Verdichtung der Luft, welche durch ein 
Geschoss in seiner Umgebung erzeugt wird. Diese theoretisch inter- 
  
(Ph. 206.) 
essante und praktisch wichtige Erscheinung hat ihrer experimentellen Schwierig- 
keiten halber die Physiker lange vergeblich beschàáftigt, bis es kürzlich MAcH 
und SaLcHER!) gelungen ist, das Problem theoretisch und experimentell in über- 
raschend befriedigender Weise zu lósen. Denkt man sich einen Cylinder seiner 
Axe entlang durch die Luft fortschreitend, so wird seine Spitze unausgesetzt Ver- 
dichtungswellen erzeugen. Diese werden, wenn die Geschossgeschwindigkeit der 
Schallgeschwindigkeit nachsteht, sich zerstreuen (Fig. 2064), dagegen wenn jene 
diese übertrifft, sich kreuzen und einen Verdichtungskegel erzeugen (Fig. 206 2). 
Ein begrenztes Verdichtungsgebiet wird man also nur erhalten, wenn man Ge- 
schossgeschwindigkeiten von mehr als 340 7 anwendet, und in dem Sinus des 
halben Oeffnungswinkels des Kegels wird man alsdann das Verhältniss der Schall- 
geschwindigkeit zur Geschossgeschwindigkeit haben. Dieses theoretische Resultat 
1) MacH und SALCHER, Wien. Ber. 95 (2), pag. 764. 1887; 97 (2), pag. 41. 1889; s. a. 
Die ballistischen Experimente von MELSENS, Ann. de Chim. Phys. (5) 25. 1882. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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