Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
Luftschifffahrt. 
  
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Schiffes. Damit also ein Luftballon die Schnelligkeit eines grossen Schiffes er- 
reiche (für Leuchtgas) oder um die Hiálfte übersteige (für Wasserstoff) müsste 
er das 40fache Volumen desselben haben. Für Ballons, wie sie sich selbst mit 
grossen Mitteln wirklich ausführen lassen, würde man dagegen hinter der Ge- 
schwindigkeit der Kriegsschiffe nicht unerheblich zurückbleiben. Noch un- 
günstiger wird das Resultat, wenn man auf die bei der Ausführung der betreffen- 
den Maschine sich einstellenden Anforderungen an Gestalt, Festigkeit u. s. w. 
Rücksicht nimmt. In der That haben alle wirklich ausgeführten, lenkbaren Luft- 
schiffe und selbst noch die neuesten und sinnreichsten von Duruy DE LÔME, 
KREBS und RENARD, WoLrr u. s. w. dies Resultat bestütigt, indem es nicht ge- 
lang, mehr als 10—12 Zz in der Stunde in ruhiger Luft zuriickzulegen, resp. 
gegen einen annähernd so starken Wind mit Erfolg anzukimpfen. Es braucht 
daher auch auf die Einzelheiten dieser Constructionen, als: Gestalt (Ellipsoid, 
Cigarrenform, segelfórmige Anhünge u.s. w.) und Motor (insbesondere elektrische 
Motoren) nicht näher eingegangen zu werden. 
Ein gewisses Interesse beansprucht ferner der Gedanke, bei Luftfahrten die 
verschiedenen, in den einzelnen Höhenschichten herrschenden Luft- 
stömungen zu benutzen. Seine Ausführung setzt zunächst voraus, dass man 
zum beliebigen steigen- und fallenlassen bessere Mittel besitze, als der sich rasch 
erschöpfende Gebrauch von Ballast und Ventil es istj in der That sind solche 
Mittel vielfach angegeben worden, z. B. der im Innern des Ballons angebrachte 
Luftbeutel MEUSNIER's, die in der Gondel anzubringende Luftpumpe JourrE's u. s. w. 
Dagegen ist die zweite Bedingung, die Kenntniss der verschiedenen Luftstrómungen, 
nicht annähernd erfüllt, ja es ist gar nicht anzunehmen, dass, selbst bei ihrer 
Kenntniss ein irgendwie regelmüássiger Betrieb sich auf sie gründen liesse. 
Endlich sei noch auf den Vorschlag EMSMANN's u. A. hingewiesen, die Trieb- 
kraft von, etwa mit fester Kohlensáure gefüllten Raketen zur Lenkung des Luft- 
ballons zu benutzen. 
Flug und Flugmascbinen. Fast noch mehr als der Luftballon hat die 
Idee der Flugmaschine die Menschen beschäftigt, also der Gedanke, nicht durch 
leichtes Gewicht, sondern nach Art der Vógel und Insekten oder nach Art des 
im Wasser schwimmenden Menschen, trotz grossen Gewichtes, sich durch Be- 
wegungen in die Luft zu erheben und in ihr zu erbalten und fortzubewegen. 
Der Hinweis auf das Schwimmen des Menschen im Wasser erledigt sich ohne 
weiteres als verfehlt, weil hier beide specifischen Gewichte (des Menschen und 
des Wassers) nahezu gleich, das der Luft aber im Vergleich zu dem des Menschen 
so gut wie null ist. Dass auch der Hinweis auf den Flug der Vógel durchaus 
nicht zu irgend welchen Hoffnungen berechtigt, hat v. HELMHOLTZ!) nach der 
obigen Methode gezeigt; der Arbeitsaufwand wächst eben bedeutend schneller 
als das Volumen des Körpers und der arbeitenden Muskeln, und es scheint, 
dass die Natur mit den Werthen, welche diese Grössen bei den grössten Vögeln 
haben, schon die äusserste Grenze erreicht habe.  Thatsüchlich sind die überaus 
zahlreichen Flugmaschinen, über die man sich u. a. bei PETTIGREW?) orientiren 
kann, ohne praktischen Nutzen geblieben. 
Wissenschaftliche Anwendung des Luftballons. Es genüge ein 
kurzes Verzeichniss: 1) Abnahme des Luftdrucks mit der Hóhe (pag. 545). 
1) v. HELMHOLTZ, a. a. O. 
?) PETTIGREW, Die Ortsbewegung der Thiere nebst Bemerkungen über Luftschiffahrt. 
Leipz. 1875, pag. 179 ff. 
    
   
     
  
  
  
  
  
  
   
    
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
    
   
  
   
	        
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