Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

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Reibung fester Körper. 603 
kommt der ersterwähnte Widerstand der Reibung in Betracht. Es erhellt daraus, 
dass die Reibung fester Körper auf einander keine einfache mechanische Be- 
deutung hat. Sie ist auch hauptsächlich für die angewandte Mechanik, die 
Technik von Bedeutung. Man unterscheidet gleitende Reibung und wälzende 
oder rollende Reibung. Bei der gleitenden Reibung bewegen sich alle Punkte 
der bewegten Berührungsfläche zu gleich über der ruhenden Fläche. Die ruhende 
Fläche ist immer mit denselben Punkten des bewegten Körpers in Berührung. 
Bei der rollenden Reibung kommen dagegen immer andere Punkte des be- 
wegten Körpers mit der ruhenden Fläche in Berührung. Versuche über die glei- 
tende sowohl wie die rollende Reibung sind namentlich von CouLomB1!), Morın?®), 
Brıx”), RENNIE?) u. A. angestellt worden. Für die Untersuchung der gleitenden 
Reibung construirte COULOMB einen Apparat, Tribometer, welcher gestattete, 
direkt die Kraft in Gewichten zu messen, welche nóthig ist, um einen Kórper von 
gewissem Gewicht mit einer gleitenden Flüche von bestimmtem Material auf einer 
ruhenden Fläche von bestimmtem Material in Bewegung zu erhalten. Es ergab sich 
1) die Reibung ist dem Druck proportional, mit welchem die Flüchen, welche auf 
einander gleiten, aneinander gedrückt werden, 2) die Reibung ist unabhängig von 
der Grösse der reibenden Flächen, 3) die Reibung ist unabhängig von der 
Geschwindigkeit der bewegten Flächen. (Letzteres Gesetz nennt man das 
CouLoMP'sche Gesetz für die Reibnng.) Die Zahl, welche angiebt, der wievielte 
Theil der Last zur Ueberwindung der Reibung verwandt werden muss, heisst der 
Reibungscoéfficient. Allgemein: bewegt sich ein Kórper auf einer Fläche 
U — 0, so übt er in Richtung der Normale einen Druck /V auf dieselbe aus, 
welcher bekanntlich gleich ist der Normalcomponente der wirkenden Kräfte ab- 
züglich der Centrifugalkratt. Den Widerstand in der Fläche setzt man dann 
— fV, worin f der Reibungscoéfficient ist. Aus Versuchen der Praxis ergab sich, 
dass für einige Materialien f folgende Werthe hat: 
Schmiedeeisen auf Schmiedeeisen. .... . . ... 014 
Messing p» Qusseisen,. | oit ee a U 19 
Schmiedeelsen ,, Gusseisen. vis vob «+ +... 0:30 
Buchenholz » Buchenholz (Fasern |) . . . 0:36 
Eichenholz p. ;Eichenholz (Fasern |] .. . . 048 
» y » (Faser) . . . 039 
Für Eisen auf Eis (Schlittschuhe) bestimmte J. MÜLLER®) den Coëfficienten / 
— ('016 bis 0:032. : 
Der Reibungscoéfficient ist nach CouLowB wesentlich derselbe für alle Ge- 
schwindigkeiten der reibenden Flichen. Nach LANDSBERG®) soll die àussere 
Reibung wesentlich beeinflusst werden durch condensirte Gasschichten, die auf 
den reibenden Flächen stets vorhanden sind. Ob die Reibung herriihrt von 
Molekularattraktion oder von Unebenheiten der reibenden Flächen, haben War- 
BURG und Baso?) durch eine optische Methode an bestpolirten Glüsern zu ent- 
scheiden gesucht. Sie schliessen sich der Annahme an, dass die Reibung dadurch 
!) CouLoMB, Mem. des savant étrang. X, pag. 254. 1785. 
?) MoniN, Mém. de l'Acad. frangaise II III. 1834. 1835. 
3) Bnix, Verhandl. d. Vereins für Gewerbefleiss in Preussen 16, pag. 186. 1850. 
^) RENNIE, DINGL. Journ. 34, pag. 165. 1829. 
$) J. MOLLER, Poco. Ann. 139, pag. 505. 1870. 
9) LANDSBERG, PoGG. Ann. 121, pag. 283. 1864. 
7) WARBURG und BABO, WIED. Ann. 2, pag. 406. 1877. 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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