Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

662 Diffusion. 
17?, d. h. 4, ist kleiner als £j und demnach ist der Diffusionscoéfficient 
eines Gases nicht durch seine gróssere oder geringere Absorptions- 
fähigkeit bestimmt. Ebenso ergab sich für Alkohol, dass der Diffusionscoéfficient 
von Wasserstoff mehr als doppelt so gross war wie der des Stickstoffs, wührend 
Wasserstoff viel geringer von Alkohol absorbirt wird als Stickstoff. Aus der Formel 
(2) und (4) lässt sich der absolute Werth des Diffusionscoéfficienten berechnen; 
denn ist s die Dichte des Gases bei dem normalen Druck 2, so wird 4 — Vs, 
und 4 — «s und setzt man das ein, so ergeben sich nach STEkFAN's Versuchen: 
2 
Diffusionscoéfficient CO, — H,0 = 0000016 = 
202 
CO, — Alkohol — 0:000031 
für 16—17° C. 
M " sec 
Bei der Bestimmung des letzteren ist auch die Gegendiffusion von Luft durch 
Alkohol berücksichtigt. STEFAN schliesst aus diesen Untersuchungen, dass 
die rein physikalische Theorie der Diffusion der Gase durch Flüssig- 
keiten, wie sie von ihm nach Analogie mit FOURIER’s Theorie der 
Wärmeleitung entwickelt wurde, den Beobachtungen entspricht, dass 
also sich zuerst die Oberflächenschicht der Flüssigkeit mit dem Gase sättigte und 
sich dann im Innern das Gas von Schicht zu Schicht von den Orten, wo es 
grössere Dichte hat, zu denen geringerer Dichte verbreitet. 
Schon vor STEFAN hat voN WROBLEWSKI (5) die Annahme gemacht, dass sich 
ein Gas nach der Fourier'sche Theorie in einer Flüssigkeit verbreite und hatte 
zu dem Zweck die Formel (2) benuzt. Er versuchte die über dem Flüssigkeits- 
cylinder befindliche Kohlensáure immer unter demselben Druck zu halten, indem 
er sie nach Maassgabe ihrer Absorption durch die Flüssigkeit zusammendrückte. 
Es gelang ihm aber nicht, für Wasser und CO, die Richtigkeit der Formel (2) 
nachzuweisen, da das mit CO, beladene Wasser schwerer wurde und- der Schwere 
folgend untersank, also Stromungen durchaus den Diffusionsprocess verdeckten. 
Diese Störungen traten nicht mehr ein, wenn VON WROBLEWSKI Kochsalzlôsung 
statt Wasser benutzte, deren Zähigkeit und geringe Absorption der CO, die 
dass das FounrER'sche Gesetz zur Geltung kam. 
7 
Strömungen so verlangsamten, 
: Cn. ; 
Es ergab sich für concentrirte NaCl-Lôsung und CO, £ = 00000091 ——= bei 
C 
ca. 2°. Spüter versuchte dann voN WROBLEWSKI (8, 9, 10) für Wasser und CO, in 
den ersten Minuten des Versuches die Grösse £ nach Formel (2) zu bestimmen; 
in dieser kurzen Zeit sollen die Strömungen noch nicht merklich geworden sein. 
cm? ; : 
Die so gewonnenen Resultate ergaben 2 > 0:000022 m: doch weichen die Beob- 
achtungen sehr von einander ab und sind nicht geeignet, die Richtigkeit der 
Theorie zu prüfen. — Auch durch Colloide, z. B. Gelatine und Leim unter- 
suchte von WroBLEWSKI die Diffusion der CO, und stellte danach den Satz auf, 
dass die Verbreitung eines Gases in einem absorbirenden festen oder flüssigen 
Körper ebenso geschieht, wie die der Wärme in einem festen Stabe. Für Kautschuk 
hat v. WROBLEWSKI (10) die Formel (4) von STEFAN benuzt und findet bei 12° fiir 
PT 
Kautschuk — N4O 4 — 0:0000056 m 
— CO, = 00000054 ,, 
» —H £ — 0:0000354  ,, 
Doch bedürfen diese Werthe noch sehr der Bestätigung. Endlich schliesst 
dass GRAHAM's Anschauung, wonach die Gase in den flüssigen 
» 
VON WROBLEWSKI, 
  
    
    
  
  
  
    
     
    
    
  
  
  
   
  
  
  
   
  
   
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
   
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