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an ihrer Oberfläche die verschiedenen Bestandtheile der Luft, insbesondere den
Wasserdampf, verdichten. In letzterem Falle spricht man von Vaporhäsion,
und es ist das eine Erscheinung, welche namentlich, wenn sie so stark wird, dass
Verflüssigung des Wasserdampfes eintritt, in vielen Fällen zur Vermeidung von
Uebelständen oder Fehlerquellen Berücksichtigung erfordert; so z. B. bei elektro-
statischen Versuchen, wo sie aus einem Isolator einen Leiter machen kann, sowie
bei genauen Wägungen, bei welchen nicht nur die flüssige »Wasserhaut«, sondern
auch die dichte Dampfhülle an einzelnen Stellen der Waage merkliche Fehler-
hervorbringen kann; in solchen Fällen muss man durch geeignete Behandlung
vor den Versuchen die adsorbirten Stofte móglichst entfernen. 3)
Eine eigenartige Folge der Absorption sind, wie WarDELE?) richtig erkannt
bat, die zuerst von MoskR?) beobachteten Hauchbilder, welche auftreten, wenn
man mit einem Holzstábchen über eine glatte Flüche hinführt, oder auch eine
Münze, einen geschnitteten Stein oder einen gravirten Metallstempel auf eine
Platte legt, und nach der Abnahme die Fliche behaucht oder sie Quecksilber-
dämpfen aussetzt; ja, die Bilder entstehen auch schon, wenn der Stempel nur
dicht über die Platte gehalten wird, ohne sie zu berühren. Da nämlich Stäbchen
oder Stempel einerseits und Platte andereiseits nicht gerade in gleichem Maasse
mit adsorbirten Dámpfen beladen sein werden, so wird an den Berührungs- resp.
Einwirkungsstellen. ein Austausch solcher Gase stattfinden; die beeinflussten
Stellen der Platte werden sich also von den benachbarten durch grössere oder
geringere Ladung unterscheiden, und wenn man den Wasserdampf des Hauches
oder Quecksilberdampf auf die Platte lenkt, so wird sich derselbe an den stärker
beladenen Stellen in geringerem Grade niederschlagen als an den übrigen, und
somit ein Bild des Stempels resp. der Züge hervortreten lassen. Eine ander
Auffassung dieser Erscheinung, die von QUINCKE herriihrt, ist schon oben bei
Capillaritát, pag. 477, mitgetheilt worden.
Eine abgeschlossene Theorie der Ab- und- Adsorption liegt zur Zeit nicht
vor; jedoch ist von verschiedenen Seiten der Versuch zu einer solchen gemacht
worden, und einige der bezüglichen Betrachtungen sind an und für sich interessant
genug, um hier Erwähnung zu finden.
Nach KavsER?) kommen bei der Absorption (resp. Adsorption) folgende
Faktoren in Rechnung: 1) Die Grósse der an der Oberfláche wirksamen freien
Kräfte, 2) die chemische Affinität zwischen Oberfläche und Gas, 3) die Cohision
4) die Dichtigkeit, 5) der Druck, 6) die Temperatur. Nimmt man an, dass für
denselben absorbirenden Körper und bei gleichem Druck und Temperatur der
Einfluss von 1) und 2) nur klein sei, so findet man, dass die Reihenfolge der
Gase für verschiedene absorbirende Kórper dieselbe sein muss, und zwar überein-
stimmend mit ihrer Condensirbarkeit. Das stimmt mit den meisten Beobachtungen
in der That überein. Ferner wüchst mit zunehmendem Druck anfangs sowohl die
Dicke als auch die Dichte des absorbirten Gases, spüter aber, wenn alle Poren
7) WARBURG u. IHMORI, WIED, Ann. 27, pag. 481. 1886. — InMonr, Wikp. Ann. 31. 1887
— In letzterer Abhdlg. werden zur Vermeidung von Fehlern folgende Regeln aufgestellt: 1) Alle
Metalltheile sind zu platiniren (nicht zu firnissen). 2) Achat ist móglichst zu vermeiden, dafür
lieber Bergkrystall. 3) Für die Gewichte scheint Platin oder platinirtes Messing besser als Berg-
krystall zu sein.
2) WAIDELE, PoGG. Ann. 59.
3) MosEn, PocGa. Ann. 56 u. 57.
4) KAYSER, WIED. Ann 12, pag. 528 u. 14, pag. 450. 1881.
(SN