Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

      
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
702 Allgemeine Wellenlehre. 
soeben den Rückweg zu dieser Ruhe anzutreten, das Theilchen 4' in der 
Richtung von links nach rechts, das Theilchen 12' in umgekekrter Richtung. 
Bei der Transversalwellenbewegung sind dies die Stellen der Wellenberge und 
Wellenthäler und da einmal von der Transversalwellenbewegung bestimmte Be- 
nennungen auf die Longitudinalwellenbewegung übertragen sind, so ist kein 
Grund vorhanden, weshalb wir die Benennungen »Wellenberg« und »Wellen- 
thal« nicht auch bei der Longitudinalbewegung gebrauchen sollen. Demgemäss 
verstehen wir unter diesen Benennungen die Stellen, wo die schwingenden 
Theilchen im Maximo von ihrer Ruhelage nach der einen und nach der anderen 
Seite hin entfernt sind. Welche Stelle wir als »Berg« und welche als »Thal« 
bezeichnen wollen, ist im allgemeinen nach den unter 18 gemachten Bemerkungen 
einerlei. 
Sehen wir aber die Stellen bei 4' und 12' weiter an, so erkennen wir, wie 
dies die Stellen der »Báuche« der Longitudinalbewegung sind, daher der weitere 
wichtige 
Elfte Satz. Die Stellen der Berge und Thiler bei der Longitudinal- 
wellenbewegung sind diejenigen Stellen, welche den Báuchen ent- 
sprechen, d. h. den Stellen, bei welchen weder Verdichtung noch Verdünnung 
stattfindet. Zwei benachbarte Bäuche liegen stets um eine halbe 
Wellenlänge aus einander. Die Entfernung eines Knotens von einem 
nächsten Bauche oder was dasselbe ist, die Entfernung einer Ver- 
dichtung oder Verdünnung von einem benachbarten Bauche beträgt 
eine Viertels-Wellenlänge. 
Diese Betrachtungen galten sämmtlich den Zuständen, wie sie in einer und 
derselben Horizontalreihe unserer Fig. 217 stattfinden, d. h. solchen Zustünden, 
die für einen bestimmten Moment der Zeit als örtliche Zustände zu betrachten 
sind. Wir können aber auch eine und dieselbe Stelle des Orts festhalten und 
fragen, wie ändern sich die Zustände an diesem Orte zeitlich? Nach unseren 
Auseinandersetzungen in 17 kann der Zusammenhang sofort in einem 
Zwölften Satze ausgesprochen werden. Einem örtlichen Zustande, mag 
er sein wie er will, folgt nach einer ganzen Primitivschwingungszeit genau 
derselbe Zustand. War also ursprünglich eine Verdichtung vorhanden, so 
wiederholt sich diese Verdichtung; war eine Verdünnung vorhanden, so wieder- 
holt sich diese Verdünnung. Nur bei den Bäuchen der Longitudinalbewegung 
erkennt man sofort, dass sie in der Hälfte der Primitivschwingungszeit sich 
wiederholen. Ebenso folgt nach einer halben Schwingungszeit einer Verdichtung 
eine Verdünnung und umgekehrt. Befinden sich daher gleichzeitig auf 
der Länge eines longitudinal schwingenden Stabes oder einer Saite 
oder einer Luftsáule in einem bestimmten Momente » Verdichtungen, 
So treten nach einer halben Primitivschwingungszeit an denselben 
Stellen z Verdünnungen auf und umgekehrt. Befinden sich z Báuche 
auf der ganzen Lànge, so treten nach einer halben Schwingungszeit wieder- 
um z Báuche an denselben Stellen auf. 
Für die Transversalbewegung lassen sich leicht die analogen Gesetze 
aussprechen. Denken wir uns den Fall so, wie er in der Fig. 217 angenommen 
wurde, nämlich so, dass die Longitudinalbewegung mit derselben Wellenlänge 
und derselben Excursionsweite der Theilchen aus ihren Ruhelagen sich in 
eine Transversalbewegung umwandeln, so entsprechen den Bergen und Thälern 
der Longitudinalbewegung natürlich auch die Berge und Thäler der Transversal- 
bewegung. Da ferner bei ersterer Bewegung die Berge und Thäler die Stellen 
   
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