Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

704 Allgemeine Wellenlehre. 
Fig. 218 wird das Gesagte noch weiter zum Verständniss bringen helfen. 
Stehende Wellenbewegungen sind fast ausschliesslich auf das Gebiet des Schalls 
„ beschränkt, indem die 
sogen. tongebenden 
Körper stets stehende 
Schwingungen ausfüh- 
ren. Deshalb betrach- 
r ten wir auch einen sol- 
chen in diesen seinen 
Schwingungen und neh- 
men z. B. an: eine Saite 
liesse ihren zweiten 
4 Oberton erklingen. Sie 
theilt sich danu so ab, 
dass in ihrer Mitte ein 
fester Knotenpunkt 
existirt, und die beiden 
^ Hülften zwischen ihm 
und den festen End- 
punkten um die Ruhe- 
lage hin. und. her 
schwingen. Die unterste 
Horizontalreihe (1) (2) 
(8) (4). : . der Fig. 218 
stellt die Saite in ihrer 
Ruhelage vor. Denken wir sie in ihrer Mitte im Punkte 8 festgehalten, in ihrer 
linken Hälfte beim Punkte (4) erfasst und bis 4 in die Höhe gezogen, in ihrer 
rechten Hälfte beim Punkt (12) erfasst und bis 12 herunter gedrückt und dann 
bei 4 und 12 gleichzeitig losgelassen, so vollführt die Saite eine Bewegung, wie 
sie in den nach oben folgenden Curven unserer Fig. 218 dargestellt ist. Der 
Wellenberg 0, 1..4.. 8 schwingt im Ganzen zurück, um in am wiederum 
die Ruhelage der Saite zu erreichen. Gleichzeitig erreicht diese Ruhelage auch 
das zu ihr zurückschwingende Thal 8 .. 12 .. 16, so dass die ganze Saite die 
Gestalt einer Geraden 2... 5... erhált. In dieser verbleibt sie aber nicht, 
denn die elastischen Krütte haben mit beschleunigter Geschwindigkeit jedes 
Saitentheilchen in seine Ruhelage hingezogen, so dass nunmehr ein Hinaus- 
schwingen über diese Ruhelage erfolgen muss. Hierbei verwandelt sich dann 
bald der ursprüngliche Berg 0...4...8 inein Thalec..p ..z und das ursprüng- 
liche Thal.8...-19...46 in einen Berg 4...v...9. Von jetzt ‚an; schwingen 
beide Hälften wieder in die Ruhelage zurück und erreichen diese in epf, um 
sofort wieder links einen Berg 2 94 und rechts ein Thal go/% zu bilden. Eine 
ganze Schwingung der Saite ist vollendet und leicht begreift man, wie diese 
Schwingung sich zum zweiten und zten Male wiederholen kann. 
Das ist aber eine ganz andere Bewegung wie die durch die Fig. 217 erläuterte, 
Vor Allem sehen wir in Fig. 217 nur eine Art von Sinuslinien, die bei der Trans- 
versalbewegung sich progressiv von links nach rechts hin weiter fortschiebt, so 
dass der Berg über p p noch um acht weitere Zeittheilchen progressiv fortgeschritten 
ist, um hier über der Strecke 8'... 16' zu erscheinen. Ein jedes Theilchen, 
zwischen 4 und 12 gelegen, ist hierbei in dieselbe weiteste Entfernung von 
In Fig. 218 ist dies anders. Wir sehen in den verschie- 
g 
  
(Ph. 218.) 
der Ruhelage gelangt. 
     
       
   
     
     
   
     
   
   
    
  
  
  
  
    
    
   
  
    
   
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
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