Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

   
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Schwingungen der Luft; Orgelpfeifen. 753 
des Labiums abhängig ist und eben diejenige Hóhe erreichen muss, welche für 
den Eigenton der darüberstehenden Luftsáule passt, wenn letztere in kräftiges 
Mitschwingen geraten soll. Hat der Reibungston diese richtige Hóhe nicht, so 
erfolgt das móglichst beste Mittónen der Luftsáule nicht und sagt man von dieser 
dann, »sie spreche nicht an«. Der ganze Vorgang ist demgemüss ein Vorgang 
der Resonanz, die namentlich deshalb so kräftig ausfällt, weil sie unter den 
möglichst günstigen Verhältnissen zu Stande kommt. Denn es besteht ein be- 
merkenswerthes Gesetz, dass feste Körper am besten durch feste, flüssige 
am besten durch flüssige und gasfórmige Kórper am besten durch gas- 
fórmige in Resonanz versetzt werden kónnen. Die Vibrationen des Reibungs- 
tones sind aber Luftvibrationen und das Medium des resonirenden Kórpers ist 
ebenfalls Luft. 
10) Da die Luftsáule nur longitudinale Schwingungen ausführen kann, so 
haben wir es bei ihr mit Verdichtungen und Verdünnungen und ferner mit 
sogen. Báuchen zu thun. Eine erste wichtige 
Frage kann nun sein, wo liegen diese Gebilde auf 
der Linge des tonenden Luftrohres? Auch diese 
Frage hat ganz besondere Schwierigkeiten der 
experimentellen Forschung und Entscheidung be- 
reitet. Am meisten endschied hier in einem Sinne 
eine Untersuchung von Rup. Konicl), dem ja die 
Akustik so viele werthvolle Errungenschaften zu 
verdanken hat. Zur Erläuterung diene die Fig. 241. 
Sie stellt einen Querdurchschnitt durch das Pfeifen- 
rohr und die übrigen Theile der Versuchseinrichtung _ 
dar. Der einfach schief schraffirte Theil ist der 
Querschnitt der Pfeife, die ihrer Länge nach 2:330 
und in der Quere 12 cz im Quadrat mass. Diese 
Pfeife war in der Längsmitte ihrer Rückwand mit 
einer 1 cz breiten Spalte / durchsetzt. Befestigt 
wurde die Pfeife auf einer Unterlage, die in der 
Fig. 241 in dem doppelt schief schraffirten Theile zu sehen ist. Der schwarz 
angelegte Theil der Figur stellt den Querdurchschnitt durch einen Trog vor, in 
welchen die Pfeife mit- der Rückwand nach unten gelegt wurde. Wurde ferner 
in diesen Trog Wasser gegossen — in der Figur horizontal schraffirt — so 
kam durch dieses die Pfeife auf der Rückwand wieder zum Verschluss, indem das 
Wasser die Spalte / ausfüllte. Ferner bedeutet « einen rechtwinklgen Schieber, 
der auf der Pfeife hin und her bewegt werden konnte. An diesem Schieber 
war durch eine passende Klemmvorrichtung s ein zweifach rechtwinklig um- 
gebogenes Glasrohr v7 befestigt, welches letztere mit dem kurzen, offenen Ende 
bis in die Längsaxe der Pteife hineinragte und am anderen Ende mit einem 
Gummischlauch » communicirte. Beim Versuch wurde » mit seinem freien Ende 
in den Gehórgang des Beobachters eingesetzt, um so zu hóren, an welchen 
Stellen der Pfeife der Ton am stärksten, an welchen er am schwáchsten wirkte. 
Die Verschiebung des Schiebers « incl. der Róhre v konnte aufs genaueste 
gemessen werden. An den Stellen der Pfeife, an welchen die Verdichtungen 
und Verdünnungen wechseln, muss der Ton ein Maximum seiner Stáürke erreichen, 
  
  
(Ph. 241.) 
1) »Quelques expériences d'Acoustique«, Paris 1882, pag. 206—217, und hiernach WiED. 
Ann. I3, pag. 569—582. 
WINKELMANN, Physik, 1. 48 
    
  
  
    
   
    
   
    
   
   
   
   
   
  
     
   
  
  
  
  
     
   
  
  
    
    
    
   
   
   
   
   
   
     
   
   
   
   
    
   
      
  
 
	        
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