Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

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790 Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls. 
der festen Begriindung dieser Auffassung durch die Forschungen 
Rup. KONIG’s. 
Im Anschluss an diesen zuletzt hervorgehobenen Zusammenhang muss hier 
noch eine in neuester Zeit erschienene Abhandlung von W. VO1GT citirt werden, 
in welcher auf theoretischem Wege die Richtigkeit der Untersuchungen R. KônIG's 
über Stosstöne vollkommen bestätigt wird. Diese Abhandlung VorcT's erschien 
in No. 5 der »Nachrichten von der Kónigl Ges. d. Wiss. d. Univ. Göttingen« 
vom Jahre 1890. MELDE. 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls. 
1) Wenn man die Literatur der Akustik überschaut, so wird man finden, 
dass diejenige, welche sich auf die Fortpflanzung des Schalls, also vor allem die 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls bezieht, eine ganz besonders um- 
fangreiche ist. Der Grund muss zunächst in der Wichtigkeit des Gegenstandes 
liegen, andererseits auch darin, dass man bei der Erforschung dieses Gegenstandes 
in der mannigfachsten Weise vorgehen kann, während z. B. bei der Bestimmung 
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts nur auf wenigen Wegen das Ziel 
erreicht werden kann. Da das Luftmeer es ist, welches die Schallwahrnehmun- 
gen fast ausschliesslich ermöglicht, so leuchtet ein, wie gerade die Frage nach 
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls in der Luft in erster Linie in Be- 
tracht kommen musste. Der Weg zur experimentellen Bestimmung war zu klar 
vorgezeichnet und schien auch in so leichter Weise zum Ziele zu führen, dass 
man seit der zweiten Hilfte des 17. Jahrhunderts bis zum ersten Viertel des 
gegenwärtigen Jahrhunderts in verschiedenen Ländern die Versuche ausfiihrte. 
Alle diese Beobachtungen wurden in bekannter Weise so angestellt, dass auf 
einer Station 4 ein Geschütz abgefeuert wurde, dass man auf einer zweiten 
Station ZB, die möglichst weit von 4 entfernt lag, nach einer Uhr den Zeitunter- 
schied zwischen der Wahrnehmung des Lichtblitzes und der hierauf folgenden 
Wahrnehmung des Knalls bestimmte, dann die Distanz von À nach ZB maass und 
letztere durch den erhaltenen Zeitunterschied dividirte. 
So einfach indess die Sache aussah und wegen ihrer Einfachheit anlockte, 
so zeigte es sich doch bald, dass Schwierigkeiten vorhanden waren, die man 
nicht so leicht überwinden sollte. Jedenfalls aber lieferten die Untersuchungen 
ein erstes Resultat, dem zu Folge zwei Dinge in ihrem Einfluss auf die Schall- 
geschwindigkeit erkannt wurden, nämlich der. Wind und die Temperatur, 
während ein drittes Element, der Luftdruck, sich ohne Einfluss herausstellte. 
Was den Einfluss des Windes betraf, so ergab sich, dass die Schallfortpflanzung 
mit dem Winde rascher, gegen den Wind langsamer als in ruhender Luft vor 
sich geht. Bezüglich der Temperatur erkannte man, dass ein Zunehmen der- 
selben auch eine Vermehrung der Schallgeschwindigkeit im Gefolge hatte, und 
hiermit waren die ersten bedeutungsvollen Nachweisungen des Zusammenhangs 
der Hauptelemente geliefert. 
2) Diesen, insbesondere zu Anfang des 19. Jahrhunderts angestellten Experi- 
menten ging eine bedeutsame theoretische Entwicklung voraus, welche 
ihren Autor in keinem geringeren als in NEwTON hatte. Bereits im Jahre 1686 
am 28. April hatte dieser der Royal Society sein unsterbliches Werk »Philosophiae 
   
    
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
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