Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 1. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
822 Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls. 
dagegen, wenn man y viermal so gross nimmt als der soeben aus der Theorie 
resultirende Werth, d. h. ihm den Werth 
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giebt, die Theorie mit der Erfahrung nahe in Uebereinstimmung kommt. 
19) Die Methode der KunpT’schen Staubfiguren ist von KUNDT und LEHMANN 
auch benutzt worden, um die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles in 
Flüssigkeiten zu bestimmen. Auch diese Methode wurde bereits im Artikel 
über Longitudinalschwingungen besprochen und findet sich die Originalabhand- 
lung der beiden genannten Herren in Pocc. Ann. Bd. CLIII, pag. 1—12. 
Auch. DvonaAK hat die Schallgeschwindigkeit bei Flüssigkeiten in Róhren 
untersucht, hierbei aber eine wesentlich andere Methode wie KuNpT und LEHMANN 
zur Anwendung gebracht!) Er nahm eine etwa 2 7; lange Glasróhre, schmolz 
sie an einem Ende zu und bog sie am anderen (rechten) Ende etwa eine Handbreit 
rechtwinkelig um. Dann wurde die Róhre mit Wasser vollgefüllt, jedoch so, dass 
in dem kleinen, rechtwinklig umgebogenen offenen Stück noch eine kleine Luft- 
sáule übrig blieb. Blies er nun kräftig über dieses offene Ende hin, so erhielt 
er einen Ton der Luftsáule, wobei sich deren Schwingungen auch auf die Wasser- 
säule übertrugen und diese in Longitudinalschwingungen versetzten. In diesem 
Wasser war Schiesspulver suspendirt, das sodann auf der unteren Seite der inneren 
Róhrenwand die KuwpT'schen Rippenfiguren sehr schön zeigte. Zu Messungen 
der halben Wellen konnte jedoch ein solches Rohr nicht verwendet werden, da es 
sich zeigte, dass die Abstände der Knoten nicht gleich gross gefunden wurden. 
e Dies trat aber sofort ein, wenn der Versuch so ab- 
g le gedndert wurde, wie es unsere Fig. 257 versinnbild- 
puru licht. Das zugeblasene Ende (links in der Figur) 
wurde námlich auch auf einer kurzen Strecke um- 
gebogen und sodann eine Luftblase eingelassen, welche eine Strecke 44 einnahm. 
Das offene (rechte) Ende blieb wie vorhin, und bildete also die Strecke ac das Luft- 
rohr, über welches hingeblasen wurde. Die Halbwellen bildeten sich nun sehr 
regelmássig und wollen wir einige Versuchsergebnisse der Beobachtung mittheilen. 
Interessant war zunüchst das Ergebniss für zwei Róhren mit nahezu demselben 
inneren Caliber, nüámlich eine mit einem Durchmesser von 11/7 und 11:0 wu, 
während die Wandstärke dieser Röhren sehr verschieden war, indem sie bei 
der ersteren Róhre 0:63 zz, bei der letzteren 2:0 zm, also bei ersterer über 3 Mal 
kleiner war. Die Geschwindigkeiten c wurden für die entsprechenden Róhren aus 
je sechs Einzelversuchen gleich 1046 x und 1281 % gefunden. Hieraus ergab sich 
die bemerkenswerthe Thatsache, dass die Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
des Schalles bei Flüssigkeiten in Röhren mit dünneren Wänden 
wesentlich geringer ausfiel. Diese Thatsache beweist, dass die Róhren- 
wand den Wasserverdichtungen gegenüber nicht bewegungslos bleibt, sondern wohl 
Biegungen nach aussen erleidet, oder allgemeiner ausgedrückt, es betheiligt sich 
die Röhre an den Flüssigkeitsschwingungen. Dasselbe ist ja auch der Fall bei 
Luftsàulen, die in weniger widerstandsfáhige Róhren eingeschlossen sind. Denn 
man weiss sehr wohl, dass, wenn z. B. bei einer Holzpfeife ihre eine Wand 
durch Pergament ersetzt wird, der Ton dann wesentlich tiefer wird. Ferner zeigten 
die DvonRAK'schen Versuche auch eine deutliche Verschiedenbeit der Schall- 
geschwindigkeit bei zwei Röhren von gleicher Wandstärke gleich 2 mm aber 
ungleichem inneren Caliber. Es zeigte nämlich eine solche Röhre mit 11 mm 
  
  
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(Ph. 257.) 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
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