Intensität der Lichtwirkung am Orte des Bildes, Aberrationen. Beleuchtungsapparate. 201
Das Auftreten sphärischer Aberrationen, und zwar solcher, welche den homo-
centrischen Verlauf der Strahlen beeinträchtigen, hebt allerdings den Begriff des
optischen Bildes und damit auch die darauf gegründeten Schlüsse streng ge-
nommen auf. Daher erlauben die Ergebnisse der vorstehenden Untersuchung
die Anwendung ohne weiteres nur in dem Falle, dass die Oeffnungswinkel der
wirkenden Strahlenkegel verschwindend klein bleiben, oder es muss, wenn sie
eine endliche Grósse besitzen, ausdrücklich die Annahme gemacht werden, die
wir anfangs eingeführt haben, dass das optische System für die Orte der beiden
maassgebenden Bilder aplanatisch sei. Wie man indess, auch wenn diese Vor-
aussetzung nicht erfüllt ist, bei der Betrachtung der rein geometrischen Beziehungen
den einfachen Begriff des optischen Bildes dennoch festhált, indem man die Ab-
weichungen vom Strahlengang durch Einführung kleiner Zerstreuungskreise für
die Bildpunkte in Anschlag bringt, so lassen sich in diesem Falle auch die
photometrischen Gesetze in der entwickelten einfachen Form aufrecht erhalten,
wofern bei ihrer Anwendung im Einzelnen auf diese Zerstreuungskreise in
leicht ersichtlicher Art Bedacht genommen wird. — Aberrationen endlich, welche
sich in anderer Art äussern, etwa in einer Krümmung der Bilder oder in
ungleichförmiger Vergrösserung, sind für die in Rede stehenden Fragen völlig
gleichgültig, da über die Gestalt des Bildes keinerlei Voraussetzung gemacht
worden ist.
Wir wollen die Resultate der vorstehenden Betrachtungen nur noch auf einen
praktisch wichtigen Fallanwenden: diesogen.Beleuchtun gsysteme(Condensoren,
Collektoren), welche man im Mikroskop oder bei Projectionsapparaten anwendet.
Mit Bezug auí diese folgt aus obigen Sitzen: »dass keine noch so kunstreich erdachte
Combination optischer Apparate in Hinsicht auf die Stürke des durch eine Licht-
quelle in ihrem eigenen Medium zu erzielenden Beleuchtung jemals mehr leisten
kann, als auch ohne alle Zwischenmittel erreichbar ist, wenn man entweder der
Lichtquelle von gegebener Beschaffenheit (d. h. gegebener Leuchtkraft) eine be-
liebig grosse Flàchenausdehnung zu geben vermag, oder aber die zur Verfügung
stehende Lichtquelle dem Orte der Wirkung beliebig zu nähern im Stande ist.
Denn die schliessliche Wirkung aller denkbaren Hilfsapparate reducirt sich immer
auf die direkte Strahlung einer Fläche, welche zwar vom Orte der Wirkung aus
unter Umständen einen sehr viel grösseren Winkelraum als die Lichtquelle selbst
erfüllen kann, die jedoch an keiner Stelle eine höhere Leuchtkraft entwickelt
als die Lichtquelle selbst, mindestens in einem ihrer Theile, faktisch besitzt —
wenigstens insofern die Wirkung in demselben Medium erfolgt. Ist es daher
möglich, die Lichtquelle dem Punkte der Wirkung so weit zu nähern, dass ihr
am intensivsten leuchtender Theil unter einem eben so grossen Winkelraum er-
scheint als bei Anwendung des Beleuchtungssystems, so muss auch ihre Licht-
wirkung ohne alle Hilfsapparate die gleiche werden wie mit deren Hilfe;
in Wahrheit wird erstere sogar überwiegen um den Betrag der unvermeidlichen
Lichtverluste, die wiederholte Spiegelungen und Brechungen nach sich ziehen.
Alle Vorrichtungen zur Verstärkung einer Beleuchtung, zur sogen.
Lichtconcentration, kónnen daher niemals einen anderen Zweck
haben — wenigstens niemals einen andern wirklich erfüllen — als
den: mit Hilfe einer gegebenen Lichtquelle von beschränkten Di-
mensionen oder an einem entfernten Orte dennoch eine solche
Wirkung zu erzielen, wie siedirekt nur durch eine sonst gleichartige,
aber von anderer Ausdehnung oder in anderer Lage erreichbar
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