Lupe (einfaches Mikroskop). Aberrationen in der Axe. 225
Systems abhängigen Constanten G und der ersten Potenz des Oeffnungsverhält-
nisses, also in unserem Falle
Tm (%) Net Im (5)
Bei constantem z(?2 x) wüchst daher der Zerstreuungskreis der chromati-
schen Aberration direkt mit der Vergrósserung des Systems und wird demgemäss
in einfachen Crownglaslinsen erst bei einer ca. l0fachen Vergrósserung bemerklich.
Die Ansprüche, welche an die Eigenschaften der von Lupen ent-
worfenen Bilder ausserhalb der Axe zu stellen sind, decken sich voll-
stándig mit denjenigen, welche wir bei den photographischen Systemen namhaft
gemacht haben. In der That ldsst sich ein photographisches Objektiv, dessen 4.- £.
im zugänglichen Theil des Bildraumes liegt, z. B. die einfache Linse mit ausser-
halb gelegener Blende ohne weiteres als Lupe benützen, wenn man ihre Stellung
gegenüber Objekt und Bild umkehrt (bei der pag. 21:6 betrachteten einfachen
Landschaftslinse hátte man demnach die Blende nach dem Auge hin zu richten).
An Stelle des in oder ein wenig ausserhalb der Brennebene gelegenen Bildes
würde hier für ein normalsichtiges Auge das in oder etwas innerhalb der Brenn-
weite gelegene Objekt kommen (für ein übersichtiges Auge würden Objekt und
Bild ihre Lage unter blosser Umkehrung ihres Verhältnisses geradezu beibehalten
kónnen) Von Wichtigkeit sind also hier wie dort: Aufhebung des Astigma-
tismus und des Coma, Ebenung des Bildes, Orthoskopie und von den
chromatischen Eigenschaften insbesondere: Gleichheit der Vergrósserung
für die verschiedenen Farben.
Die üblichsten Constructionen.
1) Die einfache unachromatische Linse. Dieselbe ist in Brennweiten
bis zu ca. 30 »m herunter, d. h. bis zu ca. 8 maliger Vergrösserung ganz
brauchbar, wenn man ihr eine etwa planconvexe Gestalt giebt, mit der ebenen
Seite nach dem Auge zu. (Diese Stellung ist zwar wegen des bei ihr relativ grossen
Betrages der sphárischen Aberration in der Axe ungünstig, verdient aber trotzdem
wegen der in ihr erheblich geringeren Fehler ausser der Axe bei weitem den
Vorzug.) Man hat, wenn man sie nahe ans Auge hilt, ein Bildfeld von ungefáhr
i der Brennweite merklich eben und ziemlich frei von Verzerrung. Darüber
hinaus sind die Fehler in diesen letzteren beiden Eigenschaften, wie auch nament-
lich in Bezug auf die chromatische Vergrósserungsdifferenz zu sehr bemerklich.
2) Eine wesentliche Verbesserung diesen einfachen Lupen gegenüber bilden die
aus zwei unachromatischen (meist planconvexen) Linsen zusammen-
gesetzten, deren bekannteste Typen die von FnRAUN-
HOFER (Fig. 363) und WiLsoN (Fig. 364) sind. Bei der
ersteren Construction, in welcher noch nahezu der Typus
der einfachen Linse festgehalten ist, sind durch die
Vertheilung der Brechung auf die doppelte Anzahl von
Flächen und die infolgedessen geringeren Krümmungen
(Ph. 363.) (Ph. 364.)
derselben die Aberrationen in der Axe ohne weiteres verringert, während durch
die besondere Art der Zusammensetzung aus zwei annähernd gleichen, mit den
convexen Flächen einander zugewandten Linsen in geringem Abstand von einander
der Verminderung der Aberrationen ausserhalb der Axe möglichst Rechnung ge-
tragen ist.
Bei der WiLson'schen Lupe kommen einerseits dieselben Vortheile zur
Geltung; die grössere Entfernung der Linsen von einander gewährt sogar für
WiNKELMANN Physik. II. I5