Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
     
       
  
400 Spectralanalyse. 
# durch viele scharfe Prismen oder durch wenige mit grossem Winkel hergestellt 
wird; zur Trennung zweier Linien von der Wellenlänge A, und A + Zi, dem Unter- 
: À : 
schied der Brechungsexponenten dz, muss /7» 5, Sein. Zur Trennung der 2- 
Linien durch ein Prisma vom Brechungsexponenten 1:65 muss z. B. die Basis 
1:02 cm lang sein. 
Von Interesse ist der Vergleich des Trennungsvermögens durch Prismen 
und Gitter. Wie wir später finden werden, ist für letztere A = 4. wo m die 
Ordnung des benutzten Spectrums, z die Zahl der Gitterfurchen bedeutet. Die 
grössten RowLANp'schen Gitter haben 110000 Furchen, im Spectrum erster 
Ordnung kónnen sie daher noch Linien trennen, deren Unterschied 444,44 der 
Wellenlänge beträgt, d. h. in der Gegend der D-Linien werden zwei Linien ge- 
trennt, deren Wellenlänge um 0:05 ANGsTROM'sche Einheiten verschieden ist. 
Nach obigem wäre dazu ein Prismenapparat nöthig, bei welchem die Summe 
der Prismenbasen 126 cz betrüge. Dies zeigt die gewaltige. Ueberlegenheit der 
Gitter. Aber das Verháltniss ándert sich, sobald wir zu viel kleinerem A gehen. 
; ; : d) ; 
Nach der Cavcnuv'schen Dispersionsformel kônnen wir setzen: dn = 3i also ist 
für Prismen: + = 5 d. h. bei Prismen ist das Trennungsvermôgen umgekehrt 
proportional der dritten Potenz der Wellenlänge, während es für Gitter constant 
ist. Wenn daher für A = 6000 die Prismenlänge 126 c» betragen müsste, braucht 
sie bei A= 2000 nur 5%, also etwa 4cm zu betragen, um dasselbe zu leisten 
wie RowLAnD’sche Gitter, und bei der neuerdings von SCHUMANN erreichten 
Wellenlänge 4 — 1000 würde gar ein Prisma von 0:6 cz! Basis genügen. 
Wir sahen, dass das virtuelle Bild des Spaltes bei der Brechung durch ein 
Prisma nur dann in der wirklichen Entfernung vom Prisma liegt, wenn das Licht 
unter dem Minimum der Ablenkung hin- 
durchgeht; andernfalls liegt das Bild näher 
oder weiter vom Prisma, d. h. letzteres wirkt 
vergrössernd oder verkleinernd. So kann 
CHRISTIE !) jedes nicht unter dem Minimum 
vom Licht durchsetzte Prisma als Com- 
bination aus Prisma und Cylinderlinse be- 
  
(Ph. 420.) 
trachten, und diese Eigenschaft nutzbar 
machen. CHRISTIE benutzt namentlich zusammengesetzte Prismen von der Form 
Fig. 420; er nennt sie »Halbprismen«, weil man sie als die Hälfte eines com- 
pensirten Prismas betrachten kann. Das Licht fällt dabei auf die erste Fläche 
(welche die gedachte Schnittfläche ist) senkrecht 
auf oder verlässt sie senkrecht, und die Ver- 
grösserung oder Verkleinerung ist, wie CHRISTIE 
cos ß 
COS © . 
Eigenthiimlich in Bezug auf die Art der Dis- 
persion sind die von THOLLON?) benutzten »Prismen- 
paare«. Zwei Prismen von gleichem brechenden 
Winkel sind gegeneinander geneigt um den Winkel a. Dann ist « — fi -4- e (Fig. 421); 
zeigt, — 
  
(Ph. 421.) 
  
1) CHRISTIE, Proc. Roy. Soc. 26. 1877. 
?) THOLLON, Compt. rend. 86. 1878. 
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
   
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
   
  
    
  
     
  
  
  
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