Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
   
Spectralapparate mit Prismen, 401 
die ganze Ablenkung des Strahles ist e + 8, + a — 2. Steht der Strahl senk- 
recht zur Halbirungslinie des Winkelsa, so ist die Ablenkung ein Minimum, f — e,, 
¢=0,, b=1¢,, e=0,. Die Dispersion durch das Prismenpaar ist doppelt so 
gross, wie durch ein Prisma, also 
ku eh, 
[nach pag. 399, Gleichung (5)]. Aendert man den Winkela, so kann man erreichen, 
dass e und 8 gleich 0° werden, dann wird 
  
2 sin 
do m os b 7 
Dann ist aber ^, — 4, also 
date. 
da v SUR 
Die rechte Seite ist also constant, die Dispersion ändert sich nicht mit der 
Wellenlänge. 
Für alle Prismen ist noch zu erwähnen, dass das Bild des Spaltes, also die 
Spectrallinien, nicht eine gerade Linie ist, sondern eine gekrümmte, deren con- 
cave Seite nach violett gekehrt ist. Dies ist eine Wirkung der nicht im Haupt- 
schnitt des Prisma verlaufenden Strahlen !). 
Ueber den Aufbau der Spectralapparate mit Prismen müssen kurze Notizen 
genügen, da die Formen ausserordentlich variirt sind, die Prinzipien im Wesent- 
lichen aber stets dieselben bleiben. Die Apparate bestehen zunächst stets aus 
dem Collimatorrohr, welches den Spalt ins Unendliche verlegt; dann folgt ein 
oder mehrere Prismen, endlich das Ablesefernrohr. Ist nur ein Prisma vorhanden, 
so kann dasselbe fest gegen das Collimatorrohr aufgestellt sein, so dass Strahlen 
von mittlerer Wellenlänge unter dem Minimum der Ablenkung durchgehen. Das 
Fernrohr ist drehbar an einem Theilkreis. Sind dagegen mehrere Prismen vor- 
handen, so muss, wenn man von einer Wellenlänge zu einer anderen übergeht, 
jedes Prisma einzeln auf das Minimum eingestellt werden. Dazu muss jedes 
Prisma gedreht werden, gleichzeitig aber auch verschoben werden in einer Richtung, 
welche durch die brechende Kante und die Mitte der Basis des Prismas geht; 
in jeder Stellung müssen die Basen der Prismen Tangenten an einem Kreise 
sein, dessen Mittelpunkt und dessen Radius aber von einer Wellenlänge zur andern 
varlirt. Diese Bedingungen sind z. B. von H. Krüss®) ausführlich besprochen 
worden. Während KIrcHHOFF diese mühsame Einstellung für jedes Prisma mit 
der Hand vornahm, hat man spáter automatische Spectrometer hergestellt, bei 
welchen die Drehung des Fernrohres gleichzeitig die Prismen verstellt, so dass 
sie für die ins Fernrohr gelangenden Strahlen stets unter dem Minimum aufge- 
stellt sind. Den ersten derartigen Apparat construirte LirrRow?), ihm folgte 
BROWNING*), SCHMIDT und HarwscH?), GRUBBÜ, 'lHoLLoN^) und andere. Alle 
diese Apparate sind recht bequem, um ein Spectrum "unter grosser Dispersion 
zu betrachten, für Messungen sind sie aber weniger geeignet, weil der Mechanis- 
mus für Verstellung der Prismen selten so sicher functionirt, dass man bei gleicher 
1) CrovA, Ann. de Chim. 22. 1881. 
?) H. Kriss, Zeitschr. f. Instr.-Kde. 5. 1885. 
) LiTTROW, Wien. Ber. 47. 1862. 
) BROWNING, Monthly. Not. Astr. Soc. 30, pag. 198 u. 378. 1879. 
) LOWENHERZ, Ber. iiber d. wiss. Instr. auf d. Berl. Gewerbe-Ausstellung 1879, 
) GRUBB, Monthly Not. 30. 1879. 
) THOLLON, Almeida Journ. de Physique 7. 1878. 
WINKELMANN, Physik, Il. 
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