444 Spectralanalyse.
angaben. Nur BECKER (Trans. Roy. Soc. Edinb. 36. 1890) ist wohl wesentlich
weiter gekommen.
Die erste nennenswerthe Photographie des ultravioletten Theiles riihrt von
MASCART!) her; er wurde wesentlich übertroffen von H. DnAPER?) dieser wieder
durch ConNu?), welcher im Maassstabe des ANcGsTRÓM'schen Atlas, und an
dessen Wellenlängen sich anschliessend, das normale Spectrum bis À = 2948 pp.
nach Photographien zeichnete.
Für den ultrarothen Theil des Sonnenspectrums war durch die früheren
Beobachter eigentlich nur nachgewiesen, dass derselbe auch FRAUNHOFER' sche
Linien besitze, wenn auch nur relativ wenige. Eine genauere Kenntniss wurde
erst ermöglicht, als ABNEY) photographische Platten erfand, welche für Ultra-
roth empfindlich sind. Er gebraucht zuerst Prismen, dann RowLAND'sche Concav-
gitter, und erreicht damit das Beste, was wir bisher für den ultrarothen Theil
kennen. Erst in allerneuester Zeit ist auf anderem Wege von LOMMEL”) das
ultrarothe Sonnenspectrum photographirt worden. Er verwendet die schon von
BECQUEREL benutzte Fähigkeit der Wärmestrahlen, das Phosphorescenzlicht aus-
zulöschen; lässt man daher auf eine leuchtende Platte das ultrarothe Spectrum
fallen, so leuchten nur die FRAUNHOFER’schen Linien weiter; bringt man dann
die Platte in Contact mit einer photographischen Platte, so wirken auf diese
nur die leuchtenden Linien, und man kann die Platte wie eine gewöhnliche
Aufnahme entwickeln.
Im Jahre 1887 veröffentlichte ROWLAND einen mit seinen Concavgittern
photographirten Atlas des Sonnenspectrums; im Jahre 1888 folgte eine 2. Auflage,
welche von etwa 700 pp bis 300 pp reicht, und von tadelloser Schärfe und Voll-
kommenheit ist; die Länge des photographirten Spectrums beträgt etwa 12 x,
die Wellenlänge jeder Linie lässt sich auf einige Hundertstel der ANGsTRÓM'schen
Einheit genau ablesen. Die Genauigkeit der über dem Spectrum angebrachten
Theilung reicht ebenso weit, so dass man die relative Wellenlänge jeder Linie
auf mehr als 0:01 ww gesichert hat.
In Betreff der absoluten Wellenlängen ist zu bemerken, dass man sich Jahr-
zehnte nach ANGsTRÓM's Messungen richtete, bis nach dessen Tode bekannt
wurde, dass sein Maasstab falsch gewesen sei; es wurden darauf von verschiedenen
Seiten?) neue absolute Bestimmungen gemacht, welche aber weniger gut überein
stimmten, als man hätte erwarten sollen. Mit den besten Mitteln arbeitete BELL,
sein Werth”) liegt in der Mitte zwischen den übrigen, ROWLAND hat ihn seinem
neuen Atlas zu Grunde gelegt, alles Umstände, welche es dringend erscheinen
lassen, dass diese Zahlen allgemein angenommen, die alten. ANGsTRÓM' schen
Werthe aufgegeben werden.
Die stärksten Linien des sichtbaren Theils hat schon FRAUNHOFER mit den
grossen lateinischen Buchstaben bezeichnet, für den ultravioletten Theil haben
MASCART und Cornu die Buchstaben fortgesetzt, für den ultrarothen Theil hat
ABNEY Zeichen eingeführt. In der folgenden Tabelle sind die Wellenlängen dieser
I) MASCART, Ann. de lécole norm. sup. I. 1864.
2) H. DRAPER, Americ. Journ. 1873, auch PoGG. Ann. 151. 1874.
3) Cornu, Spectre Normal de Soleil, Paris bei Gauthier-Villars. 1881.
4) ABNEY, Phil Trans. 171. 1880; Phil. Trans. 177. 1886.
5) LowMEL, Münch. Sitzungsber. 18. 1888; Münch. Sitzungsber. 20. 1890.
6) MÜLLER und KAEMPF, Publik. d. Astrophys. Inst. z. Potsdam, Bd. 5. 1886; KURLBAUM,
WiED. Ann. 33. 1888.
7?) BELL, Phil Mag. (5) 25. 1888.