Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

     
  
  
  
  
  
  
Fluorescenz. 469 
L. WEBER für die Praxis das folgende Verfahren, welches sich an das von 
Macé DE LÉPINAY vorgeschlagene anlehnt: Man macht mit Hilfe der im Photo- 
meter befindlichen Benzinvergleichslampe zwei Einstellungen auf gleiche Hellig- 
keit, die eine indem man durch ein rothes, die andere, indem man durch ein 
grünes Glas blickt. Das gefundene Lichtstirkenverhiltniss sei im ersten Falle R, 
im zweiten G7, dann erhält man die gesuchte Grösse, indem man Æ mit einem 
; G s 
Faktor A multiplicirt, welcher in bestimmter Weise von dem Bruch = abhängig 
ist. Dieser Faktor ist kleiner als 1, wenn die zu messende Lichtquelle róthlicher 
ist als das Vergleichslicht, grósser, wenn sie weisslicher ist. Die Grósse des- 
selben muss empirisch bestimmt werden: I. WEBER giebt eine Tabelle dafür, 
welche aus einer mit verschiedener Stromstärke brennenden Glühlampe ge- 
wonnen ist. BRODHUN. 
Fluorescenz. 
1) Die eigenthümliche Art der Lichtemission, welche man als Fluorescenz 
bezeichnet, hat ihren Namen der Thatsache zu verdanken, dass sie zuerst an 
bestimmten Varietäten des Flussspaths (Fluorcalcium) beobachtet wurde. Da 
jedoch die ersten genaueren Untersuchungen an Lósungen von schwefelsaurem 
Chinin ausgeführt sind, und weil gerade an diesem Material das Verständniss 
der Vorgänge sich anbahnte, empfiehlt es sich, diese grundlegenden Versuche 
auch hier als Basis zu wählen. 
Betrachtet man nach J. HrrscHEL!) eine verdünnte Lôsung von schwefel- 
saurem Chinin in diffusem Tageslichte, so erblickt man an der Oberfläche der 
vollkommen farblos durchsichtigen Flüssigkeit einen lebhaften himmelblauen 
Schein, der nur einer dünnen, oberflächlichen Schicht eigen ist. HERSCHEL be- 
legte daher die Erscheinung mit dem Namen »epipolische Dispersion«. Das 
Lichtbündel, welches bei seinem. Durchgange durch die Lösung die epipolische 
Dispersion hervorgerufen hatte, nennt er epipolisirt. Epipolisches Licht ist nicht 
mehr fähig, epipolische Dispersion im Chininsulfat zu erzeugen, während das 
Produkt der epipolischen Dispersion, das blaue Licht, die Lösung ungehindert, 
ohne merkliche Schwächung zu durchdringen vermag. Das blaue Licht erweist 
sich ferner als unpolarisirt und besitzt ein von Orange bis Violett reichendes 
continuirliches Spectrum ohne eine Spur FRAUNHOFER’scher Linien. Nach allen 
Seiten breitet es sich gleichmássig aus. Bei Davi» BmEwsTER's?) Versuchen 
wurde Sonnenlicht mit Hilfe einer Linse stark convergirend in eine Lösung von 
schwefelsaurem Chinin geworfen. Im Gegensatz zu HERSCHEL’Ss Beobachtungen 
zeigte sich dann das blaue dispergirte Licht durchaus nicht an eine oberfläch- 
liche Schicht gebunden, sondern liess sich leicht eine erhebliche Strecke weit 
in das Innere der Flüssigkeit verfolgen. Unsere Erscheinung wurde daher von 
ihm als »innere Dispersion« bezeichnet. 
1) JoHN HERSCHEL, Phil. Trans. 1845, pag. 143, 147; Ann. de chim. (3) Bd. 38, pag. 378. 
1853. 
2) DaviD BREWSTER, Edinb. Trans. 1846, part. Il, pag. 3; 
1848; Ann. de chim. (3), Bd. 38, pag. 376. 1853. 
Pocc. Ann. 73, pag. 531. 
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
  
  
  
   
  
   
    
  
  
  
  
  
  
 
	        
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