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Fluorescenz.
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Stande kommen. Es war daher begreiflich, wenn sogar eine derartige falsche
Dispersion von LALLEMAND!) jedem Kórper zugeschrieben wurde. Ja LALLEMAND
ging so weit, diesen Vorgang in vollkommene Parallele mit der Fluorescenz zu
stellen, indem er diese von ihm als »isochromatische Fluorescenz« bezeichnete
Erscheinung als eine Art »molekularer Reflexion« deutet.
Vorldufig liegt aber nicht der mindeste Grund zu einer so geschraubten
Erklärung vor. Wo eine falsche innere Dispersion auftritt, wird sie ohne Aus-
nahme ihre Ursache in Reflexionen heterogener Theilchen haben, welche im
Vergleich zur Molekel erhebliche Dimensionen besitzen. Zuzugeben ist aller-
dings, dass es sehr schwer ist, jede Spur freinder, eine Reflexion bedingender
'Theilchen auszuschliessen.
Daraus ergiebt sich mit Nothwendigkeit, dass man bei Fluorescenzbeob-
achtungen wahre und falsche innere Dispersion zu trennen suchen muss und das
bietet keine erheblichen Schwierigkeiten ?).
Erstens sieht wirkliches Fluorescenzlicht vóllig continuirlich aus; falsch dis-
pergirtes Licht dagegen erscheint mehr oder weniger funkelnd. (In einzelnen
Fällen enthält jedoch eine Flüssigkeit starre Theilchen von solcher Feinheit und
in solcher Menge in mechanischer Schwebe, dass dieses Kriterium versagt.)
Zweitens ist Fluorescenzlicht unpolarisirt und zwar gleichgültig, ob und wie
das erregende Licht polarisirt ist. Ein Bündel horizontaler Lichtstrahlen erzeugt
dagegen in einem falsch dispergirenden Körper Licht, das fast völlig in der
Reflexionsebene polarisirt ist. Am besten beobachtet man es senkrecht von
oben herab mit einem NicoL'schen Prisma. Die Polarisation ist um so voll-
kommener, je feiner und in Folge dessen regelmissiger geformt die suspendirten
Theilchen sind. Absolut zuverlissig ist auch dieses zweite Kriterium nicht (vergl.
die Fluorescenz des Magnesiumplatincyanins in 20). Als letztes, aber auch
sicheres Kennzeichen des Vorhandenseins von Fluorescenz muss daher der Nach-
weis der Brechbarkeitsänderung herangezogen werden.
An dieser Stelle will ich nur auf die STokEes'sche 3) Methode der absorbiren-
den Medien eingehen. Den gleichen Zweck können auch die später erwähnten
Untersuchungsmethoden (10) erfüllen, welche dazu bestimmt sind, die Zusammen-
setzung des Fluorescenzlichtes in ihrer Beziehung zum erregenden Lichte ge-
setzmässig festzustellen; ihre Anwendbarkeit auch für den vorliegenden Zweck
wird aus ihrer dort gegebenen Beschreibung ohne weiteres verständlich sein.
8) Methode der absorbirenden Mittel.
Sonnenlicht dringt durch eine Oeffnung in das Beobachtungszimmer. Die
Oeffnung ist bedeckt mit einem absorbirenden Medium, dem Hauptabsorbens,
das so gewählt ist, dass es die schwach leuchtenden violetten, sowie die ultra-
violetten Strahlen möglichst vollständig durchlässt, dagegen den grössten Theil
des sichtbaren Spectrums absorbirt. Ein zweites Medium, das complementäre
Absorbens, soll umgekehrt die hoch brechbaren Strahlen absorbiren, die schwächer
brechbaren dagegen durchlassen. Beide Medien zusammen sollen wenigstens
nahezu Dunkelheit erzeugen. Erscheint das zwischen Hauptabsorbens und com-
plementärem Absorbens befindliche Versuchsobjekt leuchtend, so ist auf Fluores-
cenz zu schliessen. Um den Beweis streng zu machen, lässt man das Licht zu-
nächst beide Medien passiren und dann erst auf den Körper treffen. Das
1) LALLEMAND, Journ. de phys. Bd. 5, pag. 329. 1876.
2) STOKES, POGG. Ergünz.-Bd. 4, pag. 203 u. 289. 1854.
3) Srokzs, PocG. Ann. 91, pag. 158. 1854.
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