Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
      
  
  
  
   
  
  
  
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478 Fluorescenz. 
mehrere Absorptionsstreifen von sehr verschiedener Intensität. Man entwirft am 
besten auf der vertikalen Wand eines mit der Lösung gefüllten Glasgefässes ein 
Spectrum und kann dann auf der Vorderwand die Maxima des Fluorescirens, 
auf der Oberfläche die Maxima der Absorption deutlich verfolgen und ihre Coin- 
cidenz mit einem Blick übersehen. 
14) Die Srokrs'sche Regel dagegen hat Jahre lang eine Anzahl geschickter 
Beobachter trotz der Benutzung der verschiedensten Beobachtungsmethoden zu 
den widersprechendsten Resultaten geführt. Auf der einen Seite trat HAGENBACH 
für die unbedingte ausnahmslose Gültigkeit der SrTokxs'schen Regel ein; auf der 
anderen Seite stellten LowwEL, LuBARSCH, BRAUNER ihre Richtigkeit für eine An- 
zahl von Körpern in Abrede. Ja LomMEL glaubte auf Grund seiner Versuche 
sogar für eine Anzahl Substanzen (er nennt sie Kórper 1. Klasse) annehmen zu 
dürfen, dass bei ihnen jeder der Erregung fáhige Strahl das Fluorescenzspectrum 
in seiner vollen Ausdehnung erzeugt, wie wir es in weissem Lichte erhalten. 
Referent war durch Versuche, die er an Magdalaroth, Eosin und Fluores- 
cein mit allen Vorsichtsmaassregeln anstellte, zu der Ueberzeugung gelangt, dass 
hier allerdings das SrokEs'sche Gesetz seine Gültigkeit verliert und konnte auch 
Herrn Prof HacENBACH durch einige gemeinsam mit ihm ausgeführte Versuche 
zur gleichen Ansicht bringen. 
Mit HacENBACH muss ich aber andererseits daran festhalten, dass für die 
Behauptung LoMMEL's, dass für seine Kórper 1. Klasse jeder erregungsfáhige 
Strahl das ganze Fluorescenzspectrum erzeugt, die von ihm gegebenen experimen- 
tellen Beweise unzulünglich sind. Sowohl nach den Versuchen von HAGENBACH 
wie nach meinen eigenen muss man viel mehr dagegen Einspruch erheben. Be- 
züglich weiterer Details muss auf die einschlägigen Publicationen verwiesen 
werden ?). 
Alle Kórper, welche die Sroxzs'sche Regel verletzen, haben eins gemein- 
sam. Sie sind lebhaft gefärbt und besitzen stets mindestens einen kráftigen Ab- 
sorptionsstreifen, der auch in dünnen Schichten resp. in verdünnten Lósungen 
sichtbar bleibt. In der Nihe dieses Streifens ist bei geniigender Concentration 
die Dispersion anomal und nur solche Erregerstrahlen verstossen gegen das 
SrokEs'sche Gesetz, welche dem Absorptionsstreifen oder seiner nüchsten Um- 
gebung angehóren. Ausser den drei oben erwühnten Farbstoffen gehóren dahin 
untern andern nach den Beohachtungen LoMMEL's Chlorophyll, Purpurin, Uran- 
glas, Orseille, Lackmus, Resorcinblau, Resorcinroth. 
Alle Kórper aber — und ihre Zahl ist bei weitem die gróssere — welche 
keine intensiv ausgeprügte selective Absorption zeigen, befolgen ohne Ausnahme 
die Srokzs'sche Regel. 
15) Neben den beiden Gesetzen, welche in den vorhergehenden Nummern 
eingehender besprochen sind, verdient eine Reihe von Sätzen Erwähnung, welche 
nur ein qualitatives Resultat enthalten oder nur eine eng begrenzte Gültigkeit 
beanspruchen können. Nach allem, was wir bisher beobachtet haben, sind die 
Fluorescenzerscheinungen von einer grossen Zahl von Factoren abhängig. Wir 
1) LOMMEL, PoGG. Ann. 143, pag. 26. 1871; P0GG. Ann. 159, pag. 514. 1876. WIED. 
Ann. 3, pag. 113. 1878; WiED. Ann. 8, pag. 244. 1879; WIED. Ann. 10, pag. 640. 1880. 
— LUBARsCH, PoGG. Ann. 153, pag. 420. 1874; WIED. Ann. 6, pag. 248. 1879; WIED. Ann. 9, 
pag. 665. 1880; WIED. Ann. II, pag. 46. 1880. — BRAUNER, Wiener Anzeiger 1877, pag. 178. 
—_ HAGENBACH, PoGG. Ann. 146, pag. 65. 1872; WIED. Ann, 8, pag. 369. 1879.  WiED. 
Ann. 18, pag. 45. 1883. — STENGER, WiED. Ann. 28, pag. 202. 1886. — WESENDONK, WIED. 
Ann. 26, pag. 521. 1885. 
  
  
  
 
	        
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