Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

       
     
    
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
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480 Fluorescenz. 
17) Die Spectra des Fluorescenzlichtes bei Erregung mit weissem Lichte 
zeigen in ihrer Zusammensetzung eine ausserordentliche Mannigfaltigkeit. Die 
geringste Ausdehnung hat wohl das Spectrum des Chlorophylls, welches sich fast 
ausschliesslich aus rothem Lichte aufbaut. Fast alle Farben umfasst dagegen 
das Spectrum der Thiomelansäure. Manche Spectren sind continuirlich, andere 
zeigen Maxima und Minima der Helligkeit. Eine gesetzmässige Beziehung zu 
den eventuell im Absorptionsspectrum vorhandenen Maximis und Minimis hat 
sich aber im letzteren Falle nicht ergeben. 
18) Einfluss des Lösungsmittels auf das Fluorescenzspectrum. 
Viel Positives lässt sich darüber zur Zeit nicht aussagen; mitunter ist ein 
Einfluss vorhanden, mitunter nicht. Salpetersaures Chrysanilin in Aether und 
Schwefelsäure, ätherischer und alkoholischer Kienrussauszug, alkoholische und 
wässrige Lösung von Fraxin und Aesculin verhalten sich gleich. Häufiger tritt 
hingegen ein Einfluss des Lösungsmittels auf die Maxima im Spectrum des Fluo- 
rescenzlichtes hervor. Besonders in Fällen, wo chemisch gut definirte Körper in 
verschiedenen Lösungsmitteln unter Bedingungen zur Untersuchung kommen, 
wo chemische Einflüsse nicht in Wirksamkeit treten, zeigt sich meist den Regeln 
von Kunpt und Stokes entsprechend, dass das Helligkeitsmaximum im Fluores- 
cenzlichte um so weiter nach Roth sich verschiebt, je grosser Brechungs- und 
Dispersionsvermógen des Lósungsmittels ist. Die Ausnahmen, welche man findet, 
werden wie die in No. 16 besprochenen zu erklären sein. 
19) Einfluss des Aggregatzustandes!). 
Auch hier waltet eine grosse Mannigfaltigkeit. Es giebt Körper, die in festem 
Zustande stark fluoresciren, gelôst dagegen gar nicht (Baryumplatincyanür). 
Andere fluoresciren kräftig in festem Zustande, gelöst nur in geringem Grade 
(salpetersaures Uranoxyd); wieder andere fluoresciren fest und in Lösung stark 
(Malzzucker, Anthracen, Curcumafarbstoff). Umgekehrt fluorescirt stark in Lösung, 
schwach in festem Zustande Aesculin, schwefelsaures Chinin. Endlich gar nicht 
fluoresciren in Pulverform Magdalaroth (Naphtalinroth), Eosin, Fluorescein, Re- 
sorcinroth, Resorcinblau, dagegen sehr intensiv in Lôsung. 
30) Eine interessante Gruppe unter den fluorescirenden Kórpern bilden die 
Platinocyanmetalle?). Ihre Fluorescenzerscheinungen sind sehr mannigfaltig, weil 
jedes Salz mehrere Hydrate bildet, die sich in Bezug auf Absorption und Fluo- 
rescenz von einander unterscheiden. Fast alle haben sie ausserdem, wie auch 
die am Schluss der vorigen Nummer erwähnten organischen Farbstoffe, sehr 
schöne Oberflächenfarben. Besonders auftällig ist nach LowMEL?) das Verhalten 
des Magnesiumplatincyanürs. 
Die Krystalle bilden quadratische Säulen, auf den Seitenflächen zeigen sie 
lebhaften, grünen, senkrecht zur Säulenaxe polarisirten Metallglanz, auf den End- 
flächen dagegen senkrecht zur Reflexionsebene polarisirten violettblauen Schiller. 
Sie sind ferner dichroitisch, der ordinäre Strahl ist hell carminroth, der extraor- 
dinire dunkel blutroth. In dünnen, senkrecht zur Prismenaxe geschnittenen 
Platten zeigen sie im Gelbgrün einen scharfen Absorptionsstreifen. Die Fluores- 
cenz des Magnesiumplatincyanürs wird am besten beobachtet, indem man mit 
Sonnenlicht erregt, welches durch blaues Glas gegangen ist; der Krystall leuchtet 
dann prüchtig gelbroth. 
1) HAGENBACH, Pocc. Ann. 146, pag. 535. 1872. 
2) HAGENBACH, POGG. Jubelbd., pag. 303. 1874. 
3) LOMMEL, WiED. Ann. 8, pag. 634. 1879. 
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