Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
  
484 Fluorescenz. 
Man wird also das Resultat dieser Betrachtungen dahin zusammenfassen 
kónnen, dass die Fluorescenz in den einfachsten Fällen abhängt allein von der 
chemischen Molekel, dass aber häufig deren Vereinigung zu physikalischen 
Molekelcomplexen und in den exceptionellen Fällen, wie sie die Platincyan- 
metalle aufweisen, sogar die krystallinische Struktur von Einfluss ist. 
Da wir nun heute nicht einmal eine genaue Kenntniss des Mechanismus der 
Lichtabsorption besitzen, erscheint um so mehr der Versuch einer Theorie der 
Fluorescenz vorliufig aussichtslos. Denn zu den Schwierigkeiten, welche das 
Verstindniss der Absorption uns bisher unmöglich machen, kommen hier noch 
neue hinzu. Warum nicht alle absorbirenden Körper fluoresciren, warum ein 
Fluorescenzspectrum eine continuirliche Folge verschiedener Farben enthält, 
warum insbesondere die Zusammensetzung des Fluorescenzlichtes varlirt, wenn man 
die Substanz verschieden brechbares Erregerlicht absorbiren lässt und was der Sinn 
der für die meisten fluorescirenden Körper streng gültigen Sroxrs'schen Regel 
ist, lässt sich zur Zeit nicht sagen. 
Der einzige Versuch, mit mathematischem Apparat die Fluorescenzer- 
scheinungen theoretisch zu begründen, ist von LOMMEL!) gemacht worden. 
Die Beweiskrüftigkeit seiner Deductionen ist indess keine unbestrittene, dazu 
kommt, dass auch die Resultate der Theorie theilweise mit der Erfahrung nicht 
in Einklang stehen. In Bezug auf Details muss auf die Controverse zwischen 
WÜLLNER und LoMMEL?), bezüglich der experimentellen Differenzen auf 
Arbeiten von. HacENBACH?) und den Referenten?) verwiesen werden (vergl. 
auch No. 14, 17). 
Anwendungen der Fluorescenzerscheinungen. 
26) Zunächst wird die Analyse eines vorgelegten Körpers mit Hilfe seines 
Absorbtionsspectrums in allen denjenigen Fällen, wo gleichzeitig Fluorescenz vor- 
handen ist, eine wirksame Unterstützung durch die Beobachtung der Zusammen- 
setzung des Fluorescenzlichtes erfahren. Zweitens kann man stark verdünnte 
Lösungen fluorescirender Kórper, wie z. B. von schwefelsaurem Chinin, Fluores- 
cein oder Aesculin mit Erfolg dazu benutzen, den Gang der Lichtstrahlen bei 
Brechung und Reflexion zu veranschaulichen 5). Die Lósung muss zu dem Zwecke 
in einem mit ebenen Wänden versehenen Glasgefässe enthalten sein und in 
starker Verdünnung, damit auch tief im Innern die Fluorescenz noch kräftig er- 
regt wird. Am besten beseitigt man die stark leuchtenden Strahlen der erregenden 
Lichtquelle mit Hilfe eines möglich ebenen dunkelblauen Glases, Das durch 
eine nicht zu kleine Base gebildete gebrochene Bündel lässt sich mit seiner 
Brennfläche auf diese Weise ausserordentlich einfach und doch höchst instructiv 
darstellen, weil das Fluorescenzlicht continuirlich den Strahlengang darstellt und 
weıl die Helligkeitsabstufungen der verschiedenen Theile des Lichtbündels durch 
die verschiedene Intensität des Fluorescenzlichtes getreu wiedergegeben werden. 
27) Von Wichtigkeit ist endlich die Fluorescenz für die Untersuchung des 
ultravioletten Theils von Emissions- oder Absorptionsspectren. 
  
1) LoMMEL, WIED. Ann. 3, pag. 251. 1878. 
2) WÜLLNEF, Lehrbuch der Experimentalphysik. 4. Aufl. 8 54; LOMMEL, WIED. Ann. 25, 
pag. 643. 1885. 
3) HAGENBACH, WIED. Ann. 8, pag. 393. 1879. 
4) STENGER, WIED. Ann. 28, pag. 215. 1886. 
5) STOKES, POGG. Ergänz.-Bd. 4, pag. 302. 1854. 
       
  
  
  
   
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
   
  
    
  
   
     
    
   
  
   
  
  
   
   
    
  
  
   
   
   
  
  
  
  
   
A dé did i eL dé ad 
  
  
 
	        
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