Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
    
Interferenzerscheinungen dünner Blättchen ; Erklärung von TH. YOUNG. 555 
sollen, wie: die Sekante des Brechungswinkels variiren müsse, was mit NEWTON'S 
Beobachtungen gut übereinstimme. 
Noch einen anderen für unsere Erscheinung wichtigen Punkt behandelt 
TH. Youxc in dieser Abhandlung zuerst, die Phasenánderung bei der Reflexion. 
Um seinen Gedankengang klar zu verstehen, muss man im Auge behalten, dass 
er sich die Lichtbewegung als Longitudinalschwingung dachte. Er stützt sich 
aut eine Bemerkung, die er im Anschluss an seinen vierten, auf die Reflexion 
bezüglichen Lehrsatz gemacht hat und die in einer Vergleichung mit dem Stoss 
elastischer Körper besteht. »Wenn ein kleinerer elastischer Körper gegen einen 
grösseren stösst, so wird der kleinere bekanntlich mehr oder weniger kräftig 
zurückgestossen, entsprechend dem Unterschied ihrer Massen: so entsteht immer 
eine Reflexion, wenn die Lichtstrahlen von einem optisch dünneren zu einem 
dichteren Mittel übergehen, und häufig ein Echo, wenn ein Schall gegen eine 
Wolke stösst. Wenn ein grösserer Körper einen kleineren trifft, stösst er ihn fort 
ohne alle seine Bewegungen zu verlieren: so übertragen die Theilchen eines 
dichteren Aethermittels nicht ihre ganze Bewegung auf ein dünneres, aber sie 
werden in ihrer Vorwürtsbewegung durch die Anziehung der brechenden Sub- 
stanz mit gleicher Kraft zurückgezogen und so entsteht immer eine Reflexion 
secundár, wenn die Lichtstrahlen von einem dichteren zu einem dünneren Mittel 
übergehen.« Zu dieser Stelle, die YOUNG aus seiner Abhandlung Phil. Tr. 1800, 
pag. 127, citirt, fügt er jetzt hinzu: »Aber es ist nicht durchaus nothwendig, in 
dem letzteren Fall eine Anziehung vorauszusetzen, weil das Streben nach Vor- 
würtsbewegung ohnedies rückwärts fortgepflanzt werden wird; dabei wird die 
Schwingung umgekehrt werden, indem eine Verdünnung an die Stelle einer 
Verdichtung tritt. Dies wird vielleicht am besten mit den Erscheinungen im 
Einklang sein.« 
Tu. YovxG kommt also durch diese Betrachtung zu dem Schluss, dass bei 
der Reflexion an einem dünneren Kórper eine halbe Wellenlänge verloren werde, 
indem »eine Verdünnung an die Stelle einer Verdichtung tritt, Da nun in den 
gewöhnlichen Fäilen die Farben dünner Blättchen entweder in einem dünneren 
Medium zwischen zwei dichteren oder in einem dichteren zwischen zwei dünneren 
entstehen, so findet die eine der Reflexionen an einem dünneren Medium statt 
und es tritt der hierdurch erzeugte Phasenunterschied noch zu dem von der Weg- 
differenz herrührenden hinzu, und damit ist erklärt, warum in diesen Fällen die 
Mitte der NEwroN'schen Ringe im reflektirten Licht durch einen schwarzen Fleck 
gebildet wird und die gegenseitige Lage der hellen und dunklen Ringe so ist, 
wie die Beobachtungen sie ergeben. '"THoMas YouNc sprach aber zugleich aus, 
dass man dann, wenn die optische Dichte der dünnen Schicht zwischen denen 
der begrenzenden Mittel liege, eine Umkehrung der Erscheinung, ein Ringsystem 
mit weissem Mittelpunkt erwarten müsse, und er hatte die Genugthuung, einige 
Monate später die experimentelle Bestätigung hierfür beibringen zu können‘); 
als er zwischen ein Prisma aus Flintglas und eine Linse aus Kronglas einen 
Tropfen Sassafrasöl gebracht hatte, war ein weisser Mittelfleck umgeben von 
einem dunklen Ring im reflektirten Licht entstanden. 
Hatte Tu. YouNc die Erklärung unserer Erscheinungen mehr in grossen 
Zügen, zum Theil nur andeutungsweise unter Herausgreifung der wesentlichsten 
Punkte gegeben, so behandelte sie FRESNEL dagegen mit tiefer eindringender 
1) THOM. YOUNG, Philos. Trans. 1802, pag. 393. 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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