des sc. XI, pag. 393.
Interferenzerscheinungen dünner Blättchen; Erklärung von FRESNEL. 557
Strahlen. Wir werden auf den Gegenstand bei der Betrachtung der vielfachen
Reflexionen zurückkommen.
In derselben Arbeit giebt FRESNEL auch eine Ableitung des Verlustes von
einer halben Wellenlänge, während er ihn in der früheren einfach als experimen-
telle Thatsache ohne Erklärung hingenommen hatte. Er macht die Annahme,
dass die Reflexion der Lichtstrahlen durch den ganzen Kôrper hin an seinen
kleinsten Theilchen erfolge. Indem er dann den Körper in der Oberfläche parallele
Schichten von der Dicke einer Viertelwellenlänge theilt, zeigt er, dass sich die
von den innern Schichten kommenden Strahlen durch Interferenz aufheben müssen
und nur die halbe Wirkung der beiden Grenzschichten übrig bleibt. Die von
diesen ausgehenden Strahlen können als von ihrer Mitte kommend angesehen
werden, d. h. von einer um 1 Wellenlänge unter der Oberfläche liegenden Stelle.
Dies ist der Fall, der reflektirende Kôrper-mag sich im leeren Raum oder zwischen
andern Körpern befinden, immer geschieht die Reflexion in dem dichteren, stärker
reflektirenden Körper. Es wird dann also an jeder Seite des Blättchens, wenn
es zwischen gleichartigen Mitteln liegt, eine Viertelwellenlänge gewonnen resp.
verloren und das giebt einen Wegunterschied von einer halben Wellenlänge, der
zu dem aus der Dicke des Blättchens entstehenden hinzukommt. FRESNEL hat
diese Erklärung bald wieder verlassen, die zu Grunde liegende Annahme war
in der That zu unwahrscheinlich. In dem um die Mitte des darauf folgenden
Jahres (1822) gedruckten Abriss der Lichtlehre, welcher den Anhang der franzö-
sischen Uebersetzung des Lehrbuchs der Chemie von TH. THOMSON bildet, geht
er wieder auf die YouwG'sche Erklárungsweise zurück. Auffallend ist dabei nur,
dass er dieser ganz auf der Vorstellung longitudinaler Schwingungen berulienden
Entwickelung keine modificirende oder erláuternde Bemerkung beifügt, obgleich
er den grossen Schritt der Annahme transversaler Lichtschwingungen schon mehr
als ein Jahi früher gethan hatte. Seine definitive Stellung zu der Frage, obgleich
er nicht ausdrücklich auf sie zurückgekommen ist, erreichte FRESNEL (1823) mit
der Aufstellung seiner Formeln für die Reflexion des polarisirten Lichtes!). Diese
fordern die betreffende Phasendifferenz und damit ist die Erklàrung derselben
auf die Grundlage dieser Formeln zurückgeführt. Das ist aber einmal das Ge-
setz von der Erhaltung der lebendigen Kraft und zweitens die Annahme, dass
die zur Grenzfläche parallelen Verrückungen der Aethertheilchen in zwei anein-
ander grenzenden Mitteln gleich gross seien. Mit gewissen Modifikationen ist
das auch heute noch der Standpunkt von dem wir ausgehen. Eine genauere
Erörterung der Reflexionstheorie gehört nicht hierher, wir hahen nur zu zeigen,
dass aus den FRESNEL’schen Formeln wirklich ein Unterschied von einer halben
Wellenlänge hervorgeht, je nachdem die Reflexion an dem dichteren oder an
dem dünneren Mittel erfolgt.
Nach diesen Formeln hat ein der Einfallsebene parallel polarisirter Strahl
sin(i —2)
von der Amplitude 1 nach der Reflexion die Amplitude — —————37*
$22 (2 3-2.)
und ein senk-
tang (i— 2)
- fang (i--i)
winkel, // den Brechungswinkel bedeutet. Bei einem planparallelen Blättchen,
das auf beiden Seiten von demselben Mittel umgeben ist, ist aber der Einfalls-
winkel 7, der Strahlen auf die zweite Flüche gleich dem Brechungswinkel ;'
recht zur Einfallsebene polarisirter Strahl , worin 2 den Einfalls-
1) FRESNEL, Ann. de chim. et de phys. 19, pag 175. 1823; 46, pag. 225. 1831. Mém. del'ac.
Oeuvres compl. Il, pag. 767. PoGG. Ann. 12, pag. 390; 22, pag. go.