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Theorie von KETTELER.
gemachten Bemerkung wahrscheinlicher ist, als das entgegenstehende Resultat
KETTELER's. — Bezüglich des Einflusses des Aethers auf die Schwingungen der
Moleküle macht KETTELER die Annahme, dass er ein ähnlicher sei, wie der
Einfluss der Luft auf die Bewegung des Pendels. Daher ist die eine der
KETTELER' schen Hauptgleichungen eine Umformung der BzssEr'schen Formel für
die Pendelschwingungen in der Luft. Die zweite Hauptgleichung will KETTELER
mit Hilfe der ersten aus dem Energieprincip ableiten, jedoch mangelt es dabei
an Strenge. Würde man die v. HrLMHOLTZ'schen Gleichungen (1) und (2) darin
umündern, dass die Wechselwirkung zwischen Aether und Materie proportional
02(u — U) | ! :
Aoc po gesetzt wird, anstatt zu (z — U), so hátte man einen Specialfall
der KrTTELER'schen Gleichungen!) und würde dieselben Resultate für 7, Zee
und 4. erhalten, wie KETTELER. — Wenn sich die Beobachtungen immer noch
auf ein verhältnissmässig eng begrenztes Gebiet von Schwingungsdauern beziehen,
wird es nicht möglich sein, durch Experimente mit Sicherheit zwischen ver-
schiedenen Formen der Dispersionsgleichung zu entscheiden, so lange sie nur
das Gemeinsame besitzen, dass ©? [vergl. oben Formel (5)] ein Glied enthält,
dessen Nenner die Form «?— «j?--i8« besitzt, zieht man jedoch elektrische
Experimente mit hinzu, so sind die KErrELER'schen Gleichungen zu eng, weil
sie die Metalle nicht umfassen.
KETTELER dehnt seine Theorie auch auf Krystalle aus und stellt auch Grenz-
bedingungen auf. Es ist schon oben pag. 670 erwühnt, dass seine Resultate mit
den von vielen anderen Theorien (und auch der elektromagnetischen) gelieferten
identisch sind, falls man die Abhängigkeit der Constanten der Hauptgleichungen
von der Schwingungsdauer 7’ unentschieden lässt.
IL Die elektromagnetische Theorie.
Auch die elektromagnetische Lichttheorie ist auf die Erscheinungen der
normalen und anomalen Dispersion erweitert worden, und zwar von KOL4CEK 2),
GorpHAMMER 3), v. HELMHOLTZ4) und EBERT®). Indem ersterer die Móglichkeit
gewisser elektrischer Eigenschwingungen in den Molekülen annahm, erhielt er
Hauptgleichungen, welche ähnlich den von KETTELER aufgestellten sind. Die
Eigenschaften der Metalle bei sehr langsamen oder stationären Bewegungen
bleiben ebenfalls bei KorácEk von der Betrachtung ausgeschlossen, nicht dagegen
bei GOLDHAMMER. Dieser stellt seine Differentialgleichungen hypothetisch auf,
wihrend v. HELMHOLTZ dieselben aus dem Princip der kleinsten Wirkung, EBERT
aus den LacRANGE'schen Grundgleichungen der Mechanik durch Erweiterung des
Weges herleitet, den MaxwkerL für die Bestimmung der elektromotorischen und
ponderomotorischen Kräfte gegangen ist. Letztere Arten der Herleitung sind
natürlich ebenfalls nicht frei von Hypothesen, die Vergleichung der gewonnenen
theoretischen Resultate mit denen der Beobachtung ist auch hier, wie bei jeder
Lichttheorie, der nothwendige Prüfstein für die Brauchbarkeit des Erklärungs-
systems. — EBERT gelangt zu denselben Gleichungen, wie GOLDHAMMER, und
auch das v. HELMHOLTZ’sche Erklärungssystem liefert für Lichtschwingungen die
gleichen Resultate.
15 Vergl. E. KETTELER, WIED. Ann. 46, pag. 582, Anm. I. 1892.
2) KoLÁCEK, WIED. Ann. 32, pag. 224 u. 429. 1887; 34, pag. 673. 1888.
?) D. A. GOLDHAMMER, WIED. Ann. 47, pag. 93. 1892.
^) H. v. HELMHOLTZ, Berl. Ber. Dez. 1892.
5) H. EBERT, WIED. Ann. 48, pag. 1. 1893.