Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

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Chromatische Polarisation. 
Färbungen auftreten, da in diesem Falle die zweiten Glieder der Formel (52°) 
gleich, doch von entgegengesetzten Vorzeichen werden. 
Das Gesichtsfeld zeigt bei einer vollen Umdrehung der Platte nur eine ein- 
zige Färbung, wenn y = 0 oder 5 ist (d. h. bei parallelen oder gekreuzten 
Nicols). Im ersten Falle ist 
J? — Xa? — sin*2 o Xa? sin? 18, (54^) 
im zweiten Falle 
JT? — sin? 26 Za? sin? 48. (55") 
In correspondirenden Lagen der Platte (für gleiche ¢) sind die Firbungen 
derselben in beiden Fállen complementáür. Die letzten beiden Formeln stimmen 
überein mit denjenigen, welche die Intensität des durch eine dünne, einfach- 
brechende Platte hindurchgehenden, resp. von ihr reflektirten, Lichtes darstellen. 
Im ersten Falle erhält man daher bei varlirendem 0, d. h. variirender Dicke / 
der Krystallplatte (realisirbar durch Betrachtung einer keilförmigen Platte) die 
NEwTON'schen Farben des durchgehenden, im zweiten Falle die des reflektirten 
Lichtes. Aus dem durch (53) gegebenen Ausdruck für die Phasendifterenz 6 
erhält man sofort das oben (pag. 714) erwáhnte, von Youwc aufgefundene Gesetz, 
welches die Dicke einer Krystallplatte verknüpft mit der Dicke der die gleiche 
Farbe gebenden Luftschicht. 
Durch Vergleichung correspondirender Dicken erhält man daher eine 
To ima 1 1 ; 
Messungsmethode fiir die Differenz Pech Am bequemsten vergleicht man 
indessen die Krystallplatte nicht mit einer die gleiche Farbe zeigenden Luft- 
schicht, sondern mit einer anderen Krystallplatte, von der man jene Differenz 
schon kennt. Hierauf beruht die Anwendung des von MicHEL-LEvyl) be- 
schriebenen Quarzkeil-Compensators. Wir werden indess unten eine bessere 
; 1 1 
Methode zur Messung von 6, d. h. der Differenz € kennen lernen”). 
Eine Krystallplatte zeigt nur dann eine ausgesprochene Färbung, wenn die 
Phasendifferenz à für Licht mittlerer. Wellenlänge weder einen zu kleinen 
noch einen zu grossen Betrag besitzt. Im ersten Falle, der bei einer sehr 
kleinen Dicke der Platte eintritt, variirt à mit der Wellenlänge so wenig, dass 
die resultirende Intensität für verschiedene Farben nicht merklich verschieden 
ist, im letzteren Falle, der bei grosser Dicke der Platte eintritt, variirt à so 
schnell mit der Wellenlánge, dass innerbalb eines sehr kleinen Farbengebietes 
die Intensität von ihren Minimal (Null-Werthen bis zu ihren Maximalwerthen 
übergeht. Es wird in Folge dessen eine gleichmássige weisse Farbe resultiren, 
jedoch ist dieselbe nicht identisch mit derjenigen des einfallenden Lichtes, 
sondern es fehlen darin sehr viele Farben, welche aber einander so benachbart 
sind, dass kein ausgedehnteres, für das Auge wahrnehmbares Farbengebiet gegen- 
über einem anderen merklich geschwächt ist. Von dem Fehlen zahlreicher 
Farben überzeugt man sich durch spectrale Zerlegung des durch eine dicke 
1) A. MicHEL-LÉvY, Bull. Soc. min. de France 6, pag. 143. 1883. — Les minéraux des 
roches, Paris 1888, pag 54. 
7) Ausser den unten angeführten giebt es auch noch eine gute Methode zur Messung von 
3, welche RicHI angewandt hat, vergl. RiGHi, Rend. R. Acc. dei Lincei Roma (5) 1, r. sem. 
pag. 189. 1892. — Refer. in WiEb. Beibl. 16, pag. 538. 1892. 
  
  
 
	        
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