Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
  
Mir qur uu wur ra 
  
   
720 Doppelbrechung. 
der Construction seines Compensators gemacht, welcher das empfindlichste In- 
strument ist, um Phasendifferenzen zu messen. 
In diesem Instrument sind zwei Quarzkeile P, und P, von gleichem Winkel 
zu einer planparallelen Platte vereinigt. Die optische Axe liegt in 74 parallel 
zur Kante, in JP, senkrecht zur Kante und parallel zur Austrittsfláche. Da 
demnach die Polarisationsebenen 77, und //,' der beiden Platten senkrecht zu 
einander stehen, so giebt die Formel (57') die Intensität des Lichtes an, wenn 
man es durch einen Polarisationsapparat, in welchen der Compensator eingeschaltet 
ist, gehen lässt. à — &' ist nun in diesem Falle proportional der Dickendifferenz 
der Quarzkeile an der betrachteten Stelle, das Gesichtsfeld erscheint daher bei 
gekreuzten Nicols (y = z/92), falls e von Null verschieden ist, im homogenen Lichte 
von schwarzen, in weissem Lichte von farbigen Streifen durchzogen, welche den 
Keilkanten parallel verlaufen. "Von den letzteren Streifen ist einer nicht farbig, 
sondern schwarz. Er entspricht der Stelle, an welcher die Quarkkeile gleiche Dicke 
besitzen, für welche also fiir alle Wellenlingen §=2¢" ist. Der eine Quarzkeil ist 
mikrometrisch über dem anderen verschiebbar. Man notirt zunächst eine Stellung 
der Mikrometerschraube, für welche bei linearpolasirtem einfallenden homogenen 
Lichte ein schwarzer Streifen an einer bestimmten Stelle des Gesichtsfeldes erscheint; 
sodann dreht man die Schraube, bis dass ein zweiter schwarzer Streifen an jener 
Stelle auftritt. Die Anzahl der Umdrehungen der Schraube von der ersten Stellung 
zur zweiten möge g genannt werden. Sie entspricht einer Zu- resp. Abnahme 
der Dickendifferenz beider Quarzkeile an der betrachteten Stelle, welche eine 
Zu- resp. Abnahme der Phasendifferenz der beiden im Compensator sich fort- 
pflanzenden Lichtwellen um 2x zur Folge hat. Fillt nun nicht linearpolarisirtes 
Licht in den Compensator ein, sondern elliptisch polarisirtes, in welchem die 
Phasendifferenz der zwei parallel zu den Polaritationsebenen 77,' und A,’ ge- 
nommenen Componenten den Betrag £ besitzt, so erscheint der schwarze Streifen 
im Compensator verschoben und man muss die Mikrometerschraube drehen, 
damit er wieder an der alten Stelle erscheint. Nennt man die Anzahl der hierzu 
nothwendigen Umdrehungen g', so ergiebt sich e aus 
3 n=1p"'2g, 
denn die Lichtintensitit wird in diesem Falle erhalten, wenn man in der Formel 
(57 zu 6 — 8' die Grósse s subtractiv oder additiv hinzufügt. 
Die Zahl g hüngt, da sie umgekehrt proportional der Differenz der beiden 
Hauptlichtgeschwindigkeiten des Quarzes ist, von der Farbe des einfallenden 
Lichtes ab, kann aber, falls man sie für eine Lichtsorte bestimmt hat, für jede 
andere berechnet werden, falls man die Dispersionsconstanten des Quarzes kennt!). 
Bei der beschriebenen Einrichtung zeigt der Compensator in den verschiedenen 
Stellen des Gesichtsfeldes verschiedene Lichtintensitát. Man kann ihn auch so 
construiren, dass dieselbe überall die gleiche ist, und in diesem Falle ist er 
dann geeignet, die Verzögerung e eines einfallenden Lichtstrahl zu ermitteln, falls 
man durch den Analysator nicht mit freiem Auge, oder einer Lupe, sondern mit 
einem auf unendlich eingestellten Fernrohr sieht, wáhrend die aus dem Polarisator 
austretenden Strahlen durch ein Collimatorrohr parallel gemacht sind. Man 
!) Eine Berechnung der durch den Compensator herbeigeführten Phasendifferenz mit Rück- 
sicht auf die Reflexion des Lichtes an den Grenzflüchen der Keile gab W. VoicT, WIED. Ann, 22, 
pag. 234. 1884. — Die Orte des deutlichsten Auftretens der Interferenzstreifen sind discutirt 
von K. E. F. SCHMIDT, ibid. 35, pag. 360. 1888, und J. MACE DE LEPINAY, Journ. de phys. (2) 10, 
pag. 204. 1891. 
      
   
  
  
  
  
  
   
  
 
	        
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