Einfluss der Rotationspolarisation auf Interferenzen im polarisirten Licht. 790
Für besondere Dicken der Platte und besondere Stellungen des Nicols voll-
zieht sich die Farbenänderung bei Drehen eines derselben besonders schnell, es
ist dies der Fall, wenn für die hellsten gelben Strahlen der Drehung x 90° oder
180° beträgt (die dementsprechende Dicke der Quarzplatte betrágt 3-75 oder
7°50 mm), und das analysirende Nicol diesen Strahlen den Durchgang nicht ge
stattet. Die Platte erscheint dann violett, und diese Färbung (empfindliche Farbe,
teinte sensible oder teinte de passage) schlägt bei einer kleinen Drehung des Analy-
sators in roth oder blau um. Vereinigt man nach dem Vorschlag von SOLEIL
eine derartige rechtsdrehende Quarzplatte mit einer gleich dicken linksdrehenden,
so hat man ein emfindliches Mittel, zwei polarisirende Vorrichtungen in parallele
oder gekreuzte Lage zu bringen, da diese erkannt werden durch die homogene
Fürbung der Doppelquarzplatte. — Ebenso kann man dieselbe zur Ermittelung
der Schwingungsrichtungen in einer Krystallplatte benützen (ct. pag. 716).
Eine senkrecht zur Axe geschnittene Quarzplatte zeigt im convergenten
polarisirten Licht andere Interferenzfiguren, als inaktive einaxige Krystalle. Speciell
ist das bei gekreuzten Nicols auftretende schwarze Kreuz der Hauptisogyren in
der Nàáhe der optischen Axe nicht mehr vorhanden und auch das Gesetz der
Ringdurchmesser der Isochromaten ist durch die Rotationspolarisation beeinflusst 1}.
Bei einfallendem circularpolarisirten Licht traten spiralfórmige Interferenzfiguren
auf, ebenso zeigen sich verschlungene Spiralen in zwei übereinandergelegten
Quarzplatten, von denen die eine rechtsdrehend, die andere linksdrehend ist.
Diese sogenannten ArRv'schen?) Spiralen ándern ihren Drehungssinn, wenn man
die Reihenfolge der beiden Quarzplatten vertauscht, indem derselbe jedesmal dem
Drehungsvermógen der unteren Quarzplatte entspricht. — Mit Hilfe eines von
NORRENBERG angegebenen Polarisationsapparates kann man die ArRY'schen
Spiralen schon an einer eimzigen Quarzplatte beobachten und erhält dadurch
zugleich eine wichtige Methode, um zu prüfen, ob eine Quarzplatte senkrecht zur
optischen Axe geschnitten ist?) (vergl. pag. 73o, Anm. 2, die Methode zur Prüfung,
ob sie parallel zur Axe geschnitten ist).
Die Untersuchung des eine planparallele Quarzplatte in Richtungen, welche
der optischen Axe benachbart sind, durchsetzenden linear polarisirten Lichtes mit
!) cf. J. C. Mac CONNELL, Proc. Cambr. Phil Soc. 5, pag. 53. 1883; Proc. Lond. Roy.
Soc. 39, pag. 409. 1885; "Trans. Phil. Soc. 177, pag. 299. 1887.
?) Die von AtRY zuerst beobachteten Interferenzerscheinungen hat derselbe erklürt in Cambr.
Phil. Trans. 4, pag. 79 u. 198. 1831; PocG. Ann. 23, pag. 204. 1831, vermóge einiger von
ihm willkürlich angenommener Hypothesen, welche zu jdem Zweck erfunden waren, um die
Continuität der Eigenschaften des Quarzes für Fortpflanzungsrichtungen der Lichtwellen senk-
recht und parallel zur optischen Axe herzusiellen, indem sich derselbe im ersteren Falle wesent-
lich wie ein gewöhnlicher einaxiger Krystall verhält, dagegen in letzterem, wie FRESNEL nach-
gewiesen hatte, zwei entgegengesetzt circularpolarisirte Strahlen mit verschiedenen: Fortpflanzungs-
geschwindigkeiten existiren, — AIRY nahm an, dass im Allgemeinen zwei elliptisch polarisirte
Wellen existiren mit inverser Lage der Hauptaxen und gleichem Axenverhältniss. Dasselbe
solle bei Uebergang der Wellennormale von der zur optischen Axe parallelen Lage ın die dazu
senkrechte continuirlich von i zu 0 abnehmen. — Diese Hypothesen weichen daher nicht von
den hier theoretisch abgeleiteten Resultaten ab. Das Axenverhältniss ist allerdings in letzterem
Falle, wie Formel (26) für £ auf pag. 793 lehrt, nicht streng Null, aber sehr klein. — Betrefts
der analytischen Ableitung der Interferenzerscheinungen aus den AIRY’schen Hypothesen vergl,
F. NEUMANN, Vorlesungen über theoretische Optik, herausgegeben von E. DORN, pag. 251,
Leipzig 1885.
3) Vergl. TH. LiEBISCH, physikal. Krystallogr., pag. 513, Anm, — Vergl. ebendaselbst die
Eigenschaften der Ergáünzungszwillinge des Quarzes.
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