Absorbirende Körper.
Ein absorbirender (nicht aktiver) Krystall kann demnach 12 optische Con-
stanten (die noch von der Farbe abhängen) besitzen. — Für durchsichtige Krystalle
verschwinden die Coéfficienten a;/.
Durch Transformation des Coordinatensystems kann man entweder X, auf
die Form bringen:
2H, = an? + bu? + cw, (3)
oder 77, auf die Form
QH, = d'u? + d'u? + c'Ϩ, (3')
Nennt man die ersteren Richtungen des Coordinatensystems optische
Elasticitätsaxen (s,, 59, 54), die letzteren Richtungen Absorptionsaxen
(s,', So, sa), so kann man als die charakteristischen optischen Constanten eines
absorbirenden Krystalls au-h die 6 Gróssen a, 5, c, a', b', c', sowie die Orien-
tirung der beiden genannten Axensysteme gegen die krystallographischen Axen
ansehen. Legt man aber ein für allemal das Coordinatensystem in die optischen
Elasticititsaxen, so besitzt ein Krystall im allgem.einsten Falle (triklines System)
noch 9 optische Constanten, ein monokliner Krystall besitzt deren 7, da eine
der Absorptionsaxen mit einer der Elasticititsaxen zusammeníallen muss; in
einem rhombischen Krystall müssen beide Axensysteme zusammenfallen, daher
bleiben nur noch 6 optische Constanten übrig, die sich auf 4 reduciren für die
Krystalle noch hóherer Symmetrie, d. h. die tetragonalen und hexagonalen, und
schliesslich auf 2 für reguläre Krystalle und isotrope Körper.
Bei verschwindender Absorption, d. h. für a' = &'= c'= 0 haben die a, à, c
nach pag. 689 die Bedeutung der Quadrate der Hauptlichtgeschwindigkeiten, sie
sind also positive Gróssen. Diese Bedeutung haben dieselben bei stark absor-
birenden Krystallen nicht mehr, wie unten náher ausgeführt werden soll; ja es
kann vorkommen — und bei sámmtlichen Metallen ist dies der Fall —, dass
die a, 2, c negative Werthe besitzen. Auf die Erklärung dieser Thatsache, welche
aus einfachen Vorstellungen über Molekularkráfte von einerlei Art wohl nicht
zu geben ist, soll weiter unten eingegangen werden.
IL Gesetze der Lichtbewegung für Wellen, deren Amplitude làngs der
Wellenebene constant ist.
Macht man wiederum den fiir ebene Wellen giiltigen Ansatz:
à
AM, v=N-ez®, xl." (4)
p=1¢— px — vy — 7%
so erkennt man, dass den Hauptgleichungen (1) nicht geniigt werden kann, wenn
man in dem Ausdruck für p die p, v, « als reell annimmt. Da sie complex
sind, so entspricht dies einer Wellenbewegung, deren Amplitude längs der Wellen-
normalen variirt. Untersuchen wir zunáchst nur solche Wellenbewegungen, deren
Amplitude in der Wellenebene constant ist!) so muss man die imagináren
Bestandtheile in den p, v, x den reellen proportional setzen, d. h. schreiben:
1— zx 1] — zx = 1—2x
Er veg oy Re 2 =) (5)
m? + n° + p? = 1.
m, n, p sind die Richtungscosinus der Wellennormale, o die Fortpflanzungs-
geschwindigkeit der Welle in der Richtung der Normalen, x bestimmt die Ab-
nahme der Amplitude in jener Richtung, indem das Verhältniss der Amplituden
up = mn
1) Man erhält diese Bewegungen experimentell, wenn das Licht aus einem umgebenden
durchsichtigen Medium senkrecht auf die Grenzfläche eines absorbirenden trifft.