836 Absorbirende Körper.
deutung der wirklichen. Dielectricitätsconstante der Metalle besitzen. — Man
muss aber vorläufig, so lange man nicht die Dielectricitätsconstante direkt er-
mittelt hat, dahin gestellt sein lassen, ob nicht doch auch bei Metallen die
(elektrischen oder ponderabeln) Eigenschwingungen der Moleküle mit zu berück-
sichtigen sind, sodass in den Formeln (51) e von © als abhängig anzusehen ist.
IV. Durchgang des Lichtes und Reflexion an einer planparallelen
Metallplatte.
Es ist möglich, so dünne Metallschichten herzustellen, dass sie durchsichtig
sind. Für Gold gelingt dies auf rein mechanischem Wege durch Hämmern, Silber
kann man mit Hilfe der auf pag. 828, Anm. ı beschriebenen Methode in durch-
sichtiger Schicht auf Glas niederschlagen!), und für sämmtliche Metalle gelingt
dies meist auf elektrolytischem Wege am besten, indem eine Glasfläche, welche
durch Platinirung leitend gemacht ist, als Kathode verwandt wird. Es ist aber
auch möglich, als solche eine Metallplatte zu verwenden, welche man vor der
Einleitung der Elektrolyse mit einem sehr dünnen Ueberzug einer schlecht leiten-
den Substanz (Wachs, Fett, Oel, auch Graphit) versieht. In Folge dieser haftet
die niedergeschlagene Metallschicht nicht sehr fest an der Metallplatte, und man
kann erstere durch Anwendung von Gelatine oder Collodium von letzterer ab-
reissen, so dass sich die Schicht als durchsichtiges Háutchen auf den Klebmitteln
befindet. — Auch gelingt es, durch Zerstáuben einer Metallelektrode durch einen
kräftigen elektrischen Strom durchsichtige Metallspiegel auf Glas herzustellen.
Indess zeigen diese gewisse Anomalien?).
Das an einer solchen durchsichtigen Metallschicht reflektirte Licht zeigt
andere Eigenschaften, als das an einem massiven Metallspiegel reflektirte, es er-
weist sich z. B. der Haupteinfallswinkel und das Hauptazimuth von der Dicke
der Metallschicht abhüngig. Dieses Verhalten hat QuINCKE?) in mehreren Arbeiten
beobachtet, ebenso auch die Abhängigkeit der absoluten Phasenänderungen von
der Dicke des Metalls*).
Das durch eine Metallplatte hindurchgehende Licht zeigt insofern ein eigen-
thümliches Verhalten, als dasselbe bei schiefer Incidenz eine starke elliptische
Polarisation zeigt, wenn es ursprünglich linear polarisirt war. Die elliptische
Polarisation des durch Matallplatten hindurchgehenden Lichtes ist von QUINCKE
(in den citirten Arbeiten) und von MESLIN?) gemessen.
Es macht keinerlei Schwierigkeiten, die Versuche nach der hier entwickelten
Theorie zu berechnen; man kann direkt die für eine durchsichtige Platte giltigen
Formeln auch hier verwerthen, wenn man den in ihnen auftretenden Brechungs-
I) Betreffs der Erzeugung durchsichtiger Gold- und Platinschichten auf chemischem Wege
vergl. noch QUINCKE, PoGG. Ann. 129, pag. 177. 1866. — WERNICKE, ibid. 133, pag. 183-
1868. — KunpT, Berl. Ber. 1884, Juli.
2) Vergl. A. KUNDT, WIED. Ann. 27, pag. 59. 1886. — B. Drssav, WIED. Ann. 29,
pag. 353. 1886. — O, WIENER, WIED. Ann. 31, pag. 673. 1887.
3) G. QuINCKE, PoGG. Ann. II9, pag. 368. 1863; 120, pag. 599. 1863; 128, pag. 541.
1866; 129, pag. 177. 1866.
4) G. QUINCKE, PoGG. Ann. 132, pag. 561. 1867.
5) G. MESLIN, Compt. rend. 106, pag. 197. 1888; Ann. de chim. et de phys. (6) 20,
pag. 56. 1890; Journ. de phys. (2) 9, pag. 353. 1890. — Ueber eine neue Methode der Messung
der Elemente der elliptischen Polarisation, welche den BABINET’schen Compensator und gleich-
zeitig den BRAVAIS’schen benutzt, vergl. G. MESLIN, Journ. de phys. (2) 9, pag. 436. 1890. —
BouassE, Journ. de phys. (2) 10, pag. 6r. 189r.