Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2. Band, 1. Abtheilung)

  
  
90 Realisirung der optischen Abbildung durch schiefe Elementarbüschel. 
gemeinheit gar nicht zu beantworten móglich. Unter gewissen Umstánden werden 
wir jedoch in der That veranlasst, dem einen oder dem anderen Bilde den Vor- 
zug zu geben. Denn denken wir uns als Objekt eine kleine zu einem mittleren 
schief einfallenden (Haupt-) Strahle senkrechte gerade Linie, von deren Punkten 
Strahlen ausgehn, die jenem mittleren simmtlich sehr nahe sind (etwa alle die 
brechende Flache innerhalb eines kleinen Elements treffen) so wird für diese 
Punkte je annähernd das gleiche gelten. 
qM Die Hauptstrahlen der zu den einzelnen 
= y Punkten gehórigen Büschel werden zwar 
= n gegen die Normale des abbildenden 
Kugelsegments etwas verschiedene Win- 
kel bilden, der Astigmatismus der ge- 
brochenen Büschel daher auch etwas 
HII verschieden stark sein, doch werden 
b, b, die Bildlinien erster und die zweiter Art 
je unter sich parallel und ihr Gróssen- 
unterschied gering sein. Jeder Punkt 
der leuchtenden Geraden erscheint also 
im Bilde (Fig. 322) in eine Linie aus- 
gezogen, ganz gleich ob wir ihn in der 
ersten (2,) oder der zweiten (a5) Bild- 
ebene betrachten; das Bild als ganzes 
(Ph. 322) muss daher einen undeutlichen, ver- 
schwommenen Eindruck machen. 
Wenn jedoch die leuchtende Gerade selbst einer der beiden Reihen von 
Bildlinien parallel, d. h. entweder in der Einfallsebene des mittleren Hauptstrahls 
oder senkrecht zu ihr gelegen ist, dann fallen in dem Bilde, dessen Linien sie 
parallel ist, diese sämmtlich der Länge nach aufeinander, die Breite des Bildes 
wird hierdurch nicht berührt und dasselbe erscheint fast wie ein normales, 
scharfes Bild (^, resp. ca). In der anderen Ebene hingegen erscheint jeder Punkt 
in eine zur Richtung der Geraden senkrechte Linie ausgezogen, die durch den 
Astigmatismus verursachte Unschärfe erreicht also ihren höchsten Grad à, resp. €, - 
In diesen beiden Fällen wird demnach unwillkürlich dasjenige Bild als solches 
schlechthin aufgefasst werden, dessen Linien der Richtung der Geraden parallel 
£1 Ca 
ERAT 
sind. 
Besteht also das Objekt in einem rechtwinkligen Kreuz, oder noch besser in 
einem Kreuzgitter, dessen Linien bezw. parallel und senkrecht zur Einfallsebene 
liegen, so werden die ersteren im zweiten Brennpunkte (dem der Sagittalstrahlen), 
die letzteren im ersten (dem der Meridianstrahlen) scharf erscheinen und manch- 
mal sogar allein sichtbar sein und diese Erscheinung ist umgekehrt das charak- 
teristische Merkmal und Erkennungszeichen von vorhandenem Astigmatismus. 
(S. OrrTLING, Verh. d. Ver. z. Bef. d. Gewerbefl. 1843.) 
Anmerkung. Wie empfindlich dasselbe ist, mag an dem Beispiel der Reflexion an 
einer Kugelfläche gezeigt werden. Für diese gilt im Sagittalschnitt 
1 1 2 
NM i 
S S$ 7 
und im Tangentialschnitt 
1 1 2 
#' ! ros! 
daher für s=1¢ 
  
  
 
	        
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