142 Wärmestrahlung.
1) Die Wärmestrahlen breiten sich von der Wärmequelle geradlinig aus.
Daher sind die Intensitäten derselben in verschiedenen Abständen von der
Wärmequelle den Quadraten dieser Abstände umgekehrt proportional. Dies
wurde direkt zunüchst von LaMBERT!), dann von MEkLLONI?) bewiesen, von
letzterem, indem er die Wärmestrahlung einer glühenden Spirale durch eine
Thermosäule maass, die in den Abstünden 4 — 100, 70, 60 von der Spirale
stand. Die zugehórigen Ablenkungen der Galvanometernadel (bereits reducirt)
waren / — 10:34; 21:10; 28:70, woraus folgt, dass /4? constant ist, nämlich
in den drei Versuchen 10340:0; 10339:0; 10342'8.
2) Die Wärmestrahlung folgt bei festen, strahlenden Körpern dem LAMBERT-
schen Cosinusgesetz wie die Lichtstrahlung 3).
3) Die einzelnen Farben im Spectrum haben ausser ihrer Lichtwirkung auch
eine erwärmende Wirkung auf die Thermosäule oder das Bolometer und zwar
in verschiedenen Parthieen des Spectrums verschiedene. S. weiter unten »Wärme-
spectrum«.
4) Die Wármestrahlen folgen denselben Gesetzen der Reflexion und Brechung
wie die Lichtstrahlen. S. weiter unten »Reflexion« und »Brechung«.
5) Die Wáürmestrahlen folgen denselben Gesetzen der Interferenz und Beugung
wie die Lichtstrahlen. S. weiter unten »Interferenz«. Diese Versuche sind ebenso
entscheidend für die Wellennatur der Wärmestrahlen, wie sie es für die Wellen-
natur der Lichtstrahlen sind.
6) Die Wärmestrahlen werden in ühnlicher Weise von den Körpern theils
absorbirt, theils durchgelassen wie die Lichtstrahlen. S. weiter unten »Diathermansie«.
7) Die Wirmestrahlen zeigen ebenso Dispersion wie die Lichtstrahlen. 5.
weiter unten »Brechung«.
8) Die Wärmestrahlen lassen sich auf dieselbe Weise polarisiren wie die
Lichtstrahlen. S. weiter unten »Polarisation«. Dies ist der Beweis, dass die
Wármestrahlen ebenso transversale Wellenbewegungen sind, wie die Lichtstrahlen.
9) Die Wirmestrahlen zeigen in geeigneten Kórpern ebenso die Drehung
der Polarisationsebene wie die Lichtstrahlen, sie zeigen auch die elektromagne-
. tische Drehung der Polarisationsebene. S. weiter unten »Drehung der Polarisations-
ebene«.
Die Literatur über den Streit, ob Würmestrahlen und Lichtstrahlen identisch sind, hat jetzt
nur noch historischen Werth. Die haupsüchlichsten Arbeiten darüber sind folgende:
1) MELLONI, Compt. rend. 22, pag. 641. 1846.
2) TREVELYAN, Mech. mag. 54, pag. 208. 1851.
3) B. POWELL, Phil. mag. (4) 3, pag. 535. 1852.
4) ANGSTRÔM, POGG. Ann. 88, pag. 165. 1853.
5) B. Powerr, Report of British Association 1832. 1840. 1854.
6) ERMERIUs, Versl. d. Kon. Ac. 10, pag. 81. 1857.
7) BAUDRIMONT, Mondes 8, pag. 526, 740. 1865.
Einige Bemerkungen von Lord RAYLEIGH über diese Frage finden sich in Phil. mag. (5) 27;
pag. 265. 1889.
II. Regelmässige und diffuse Reflexion von Wärmestrahlen.
a) Allgemeines.
Dass die Wärmestrahlen von spiegelnden Flächen reflektirt werden und
zwar unter demselben Winkel, mit dem sie auf die spiegelnde Fläche auffallen,
1) LAMBERT, Pyrometrie.
2) MELLONI, PoGG. Ann. 39. 1836.
3) MELLONI, PoGG. Ann. 65. 1845.