Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

      
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
   
6 'Thermometrie. 
letzteres jedoch nur bedingt, der geringen Ausdehnung wegen. Anderseits macht 
er noch darauf aufmerksam, dass bei Barometerbeobachtungen auch die Tem- 
peratur gemessen werden müsse. 
Auch NEwTON hatte, einer beiläufigen Bemerkung zufolge, schon 1680 die 
Wärme des siedenden Wassers als constant angesehen, aber erst 1701 berichtete 
er über seine Versuche, welche die Erwärmung der Körper betreffen und bei 
denen er sich eines Leinölthermometers bedient hatte. Den Gefrierpunkt des 
Wassers bezeichnete NEwTON mit 0, die Blutwärme mit 12 und fand den Siede- 
punkt des Wassers zwischen 33 und 34, so dass 1 Grad seiner Scale 3 Graden 
der Centesimalscala entspricht. Den Einfluss der Unregelmässigkeiten im Kaliber 
des Messrohres eliminirte NEwroN, indem er durch Eingiessen gewogener Queck- 
silbermengen die gleichen Volumina entsprechenden Strecken bestimmte und 
diese der Theilung zu Grunde legte. 
Sehr grosse Verdienste um die Thermometrie erwarb sich in jener Zeit un- 
streitig FAHRENHEIT, dessen unermüdlichen und scharfsinnigen Bemühungen wir 
die Construction zuverlässiger und gut übereinstimmender Quecksilberthermo- 
meter verdanken!) Ursprünglich verfertigte er Weingeistthermometer, denen die 
Fixpunkte der Florentiner Thermometer zu Grunde lagen. Die Scala war in 
180 Grade getheilt der Nullpunkt lag in der Mitte. Der Astronom RÖMER 
scheint ihn bewogen zu haben, die Duodecimaltheilung beizubehalten, jedoch zur 
Vermeidung der negativen Zahlen den durch Mischung von Salmiak mit Eis und 
Wasser erhaltenen unteren Fixpunkt mit 0, die Blutwärme mit 24 oder besser 
mit 96 zu bezeichnen. Der Eispunkt fiel alsdann auf den Theilstrich 32. Seiner 
eigenen, 1727 in den Phil. Trans.?) veróffentlichten Abhandlung zu Folge hat 
FAHRENHEIT Quecksilberthermometer erst nach 1714 verfertigt und damit seine 
Untersuchungen über die Constanz des Siedepunktes des Wassers begonnen. Im 
Gegensatze zu der auch von AMONTONS ausgesprochenen Ansicht fand er, dass 
die Siedetemperatur des Wassers nicht constant sei, sondern mit dem Luftdruck 
variire. Er schreibt: 
»Man kann hierauf ein Instrument gründen, mit welchem man, wenn nicht 
besser, doch eben so gut als mit dem Barometer den Luftdruck bestimmen 
kann«, und giebt die Zeichnung und Beschreibung eines projektirten Instrumentes. 
Danach hatte er die Absicht, das Messrohr von 0— 96? zu theilen, dann eine 
Erweiterung einzuschalten, die bis 210? reichte und hierauf die Theilung wieder 
beginnen zu lassen, jedoch statt der Temperatur direkt die Barometerstánde von 
98—31 engl. Zollen aufzutragen. Er ist daher der Erfinder des Hypsothermo- 
meters. Da seine Quecksilberthermometer im siedenden Wasser nahe 212° 
zeigten, so setzte er fest, dass diese Zahl der Siedetemperatur des Wassers unter 
dem Drucke von 28" par. oder 29:8 engl. Zoll entsprechen solle und markirte 
den Siedepunkt bei diesem Drucke. Durch wiederholte und abgeünderte Ver- 
suche überzeugte er sich, dass Wasser zwar unter den Gefrierpunkt abgekühlt 
werden könne, im Momente des Gefrierens aber eine Temperaturerhöhung bis 
zum Schmelzpunkte eintrete. Vergeblich bemühte er sich die Weingeist- und 
Quecksilberthermometer in Uebereinstimmung zu bringen, gab den letzteren 
jedoch den Vorzug und stellte sie in grósster Vollkommenheit her. Die Klein- 
heit der Grade, die Vermeidung negativer Zahlen und die in der Duodecimal- 
1) Die erste Anregung hierzu scheint ihm 1709 CHRISTIAN WoLrr gegeben zu haben. 
?) No. 381, 382, 384. 
 
	        
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