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Entwickelung der "l'hermometrie. 7
theilung beruhenden Vorzüge seiner Scala, sind wohl die Ursachen ihrer Ver-
breitung und Beibehaltung bis auf den heutigen Tag.
ANTOINE FERCHAULT DE RÉAUMUR suchte 1730!) wieder eine einfache Be-
ziehung zwischen den Graden und dem Gefüssvolumen herzustellen. Nachdem
er mittelst eines calibrirten, geschlossenen Thermometers gefunden hatte, dass
Alkohol, der zu } mit Wasser vermischt war, sein scheinbares Volumen durch eine
Erwärmung von der Temperatur des frierenden Wassers bis zur Siedetemperatur
desselben um 80 pro Mille vergrösserte, theilte er die Fundamentaldistanz in
80 Grade. Erst später erkannte er, dass das beobachtete Volumen nicht dem
Siedepunkt des Wassers, sondern dem des Alkohols entsprochen hatte, sowie
dass bei Benützung des Gefrierpunktes leicht Unterkühlungen eintreten können,
NoLLET veranlasste ihn (vielleicht schon im Jahre 1732) die Temperatur des
schmelzenden Eises gleich Null zu setzen und den oberen Punkt mit 65 statt
mit 80 zu bezeichnen. Da REAUMUR diese Aenderungen nicht bekannt gab und
die nach seiner »Anleitung« bestimmten Fundamentalabstinde um viele Grade
von einander abwichen, so entstand dadurch, namentlich in den meteorologischen
Beobachtungen, eine hóchst bedauerliche Verwirrung, weil seine Thermometer
auch ausserhalb Frankreichs grosse Verbreitung gefunden hatten ?).
DE L'IsLE?) verfolgte ungefähr gleichzeitig (1733 bezw. 1736) ebenfalls das
Ziel, den Grad als Bruchtheil des Gefässes zu definiren. Er bediente sich jedoch
des Quecksilbers als thermometrischer Substanz. Den Raum, welchen dasselbe
bei der Temperatur des siedenden Wassers in einem genau ausgemessenen
cylindrischen Gefässe und in einer durch Verschieben und Ausmessen
eines Quecksilberfadens sorgfältig calibrirten Röhre einnahm, bezeichnete
er mit 10000 (bezw. 100000) und fand, dass bei der Abkühlung auf die Schmelz-
temperatur des Schnees eine scheinbare Verkleinerung des Quecksilbervolums
um 150 solcher Einheiten eintrat. Er theilte den Fundamentalabstand in
150 Grade, setzte jedoch den Siedepunkt gleich 0, den Eispunkt gleich 150.
DUCREST#) machte 1740 auf die grossen, viele Grade betragenden Fehler
des Siedepunktes und Gefrierpunktes der Thermometer von RÉAUMUR aufmerk-
sam. Er wählte die Temperatur des Kellers der Sternwarte zu Paris als den
einen, die Temperatur des siedenden Wassers als den anderen Fixpunkt und
verwandte Alkohol als Thermometerflüssigkeit. Er nahm an, dass, wenn Luft
über dem Alkohol eingeschlossen sei, die Ausdehnung bis zum Siedepunkt des
Wassers regelmässig ausfalle. Als Normaldruck wáhlte er 27" 9"' Par. und be-
rücksichtigte die Druckünderungen. Bei der Volumbestimmung verfuhr er wie
DE l’IsLE, theilte aber die Distanz zwischen den Fixpunkten in 100 Theile. Spiter
(1749) nachdem er die Constanz des Schmelzpunktes des Eises beobachtet hatte,
wählte er diesen zwar als Fixpunkt, behielt aber seine Scala bei, indem er den-
selben — — 10:4, den Siedepunkt = 100 setzte und das Intervall in 110'4 Grade
theilte.
Einem von LINNE geschriebenen Briefe zufolge (AkRAGo, Oeuvres VIII,
pag. 608—609) hat dieser zuerst die noch jetzt gebräuchliche Centesimalscala,
1) Mémoires de l’Académie. Paris 1730.
2) Aus LAVOISIER's Vergleichungen in den Kellern der Sternwarte zu Paris geht hervor,
dass RÉAUMUR'sche Thermometer statt 9°38° häufig 10:25°, also nahe einen Grad zu hoch
zeigten.
3) Les thermométres de mercure rendus universels. Mémoire pour servir à l'histoire et
au progrés de l'Astronomie, pag. 267 ft.
4) Description de la méthode d’un thermomètre universel. 1740.