10 Thermometrie.
aber wesentlich kleinere Werthe gefunden. Sein früher Tod hinderte ihn, die
Untersuchungen auf andere Gase auszudehnen, doch war nun der Anstoss hierzu
gegeben.
Im Jahre 1840 begannen MAGNUS in Berlin und REGNAULT in Paris gleich-
zeitig nach den von RUDBERG angewandten Methoden ihre klassischen Bestimmungen
über die Ausdehnung der Gase und Dämpfe, durch welche nicht nur die Resul-
tate von RupBERG bestütigt, sondern auch wesentliche Abweichungen zwischen
den Ausdehnungscoéfficienten von Gasen und Dämpfen und auch zwischen den
Ausdehnungs- und Spannungscoëfficienten festgestellt wurden.
REGNAULT, dem in Folge eines besonderen Auftrages grössere Mittel zur
Verfügung standen, erweiterte sein Programm. Er untersuchte die Zusammen-
drückbarkeit der Gase und deren Einfluss auf den Gang der Ausdehnung, ver-
glich die Angaben verschiedener Gasthermometer mit denjenigen von Quecksilber-
thermometern und machte auf den Einfluss der chemischen Zusammensetzung
sowie der physikalischen Behandlung auf den Gang der Ausdehnung des Glases
aufmerksam. Auch die Ausdehnung des Quecksilbers namentlich in höheren
Temperaturen wurde von ihm nach der von DULONG und PETIT benutzten hydro-
statischen. Methode aufs Neue sorgfältig ermittelt, sowie auch die Zusammen-
drückbarkeit der Flüssigkeiten. Durch diese Epoche machenden Arbeiten schuf
REGNAULT für die Thermometrie eine breite, erst in neuester Zeit, nach wesent-
licher Verbesserung der Messinstrumente etwas erweiterte experimentelle Basis
für die theoretische Reduction der verschiedenen Temperaturscalen und eróftnete
die Möglichkeit, zu einer absoluten Temperaturscala zu gelangen.
Auch die Construction der Quecksilberthermometer, speciell der Stabthermo-
meter, sowie die Messung der Temperaturen mit solchen erfuhren durch ihn,
IsIDOR PIERRE und BERTHELOT unmittelbar und mittelbar eine wesentliche
Fórderung, die in Frankreich und England zu dem Bestreben der Mechaniker
führte, die Construction der Instrumente. so zu verfeinern, dass dieselben bis auf
Bruchtheile von Zehntelgraden ohne weiteres richtige Resultate lieferten.
Andererseits waren zuerst von BEssEL und HaLLsTRÓM, dann auch von EGEN
und RupBERG Methoden zur nachträglichen Berichtigung fertiger Thermometer
angegeben, von DESPRETZ und EGEN die Verschiebungen der Fixpunkte studirt
und von letzterem Tafeln zur Berechnung der Siedetemperatur des Wassers aus
den Barometerständen berechnet, sowie der Einfluss der Variationen des äusseren
und inneren Druckes auf die Angaben der Quecksilberthermometer nachgewiesen
worden.
F. E. NEUMANN vereinfachte die von BrssEL angegebene Methode zur
genauen Calibrirung der Thermometer, berechnete theoretisch die aus der schein-
baren Ausdehnung des Quecksilbers im Glase folgenden Correctionen zur
Reduction der Angaben eines Quecksilberthermometers auf diejenigen eines Luft-
thermometers, entwickelte die Theorie der Vergleichungen von Thermometern
von wesentlich verschiedener Masse, sowie der Standánderungen der Quecksilber-
thermometer in Folge von Variationen des áusseren und inneren Druckes. Er
hat das grosse Verdienst, durch seine mathematisch-physikalischen Vorlesungen in
seinen Schülern den Sinn für prücise Messungen und theoretische Untersuchungen
auch auf diesem Gebiete geweckt und die Wichtigkeit derselben hervorgehoben
zu haben.
Während so die praktische Thermometrie vervollkommnet wurde, befestigten
andererseits die Anfänge der mechanischen Wärmelehre ihre theoretische Grund-
lage.
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