Theorie der Wärmeleitung. 267
stand. Dass ein solcher Zustand in unserem Falle eintreten muss, lässt sich
leicht zeigen. Denn es sei an einem Punkt P die Temperatur des stationären
Zustandes gleich x. So lange diese Temperatur noch nicht erreicht ist, wird
dem Punkte mehr Wärme zugeführt, als entzogen, seine Temperatur muss also
steigen. Sie kann aber nicht hóher steigen wie bis x. Denn würde sie grösser,
so würde nun mehr Wárme von dem Punkte fortgehen, als hinzukommt, die
Temperatur würde also wieder fallen. Daraus folgt, dass die Temperatur-
vertheilung in allen Punkten stationär sein muss. Nun ist die Temperatur in
dieser Platte stationär, wenn alle Punkte einer jeden Ebene, die den Grenzebenen
parallel ist, dieselbe Temperatur haben, und wenn die Temperaturen dieser
einzelnen Ebenen proportional ihrer Entfernung von 4 abnehmen. Das heisst,
wenn z der Abstand einer solchen Ebene von A ist, so ist die Temperatur v
dieser Ebene
vy=— 0 — ba,
worin 6 eine Constante ist. Diese lässt sich aber bestimmen. Denn in der
Ebene 2, für welche ja z — e ist, soll 7 = d' sein, es ist also
¥ = 3 — be,
9 — d'—%
also à —- E o und daher 2 — 9 4 —" 2.
Es ldsst sich zeigen, dass bei dieser Temperaturvertheilung jede Stelle des
Körpers ebenso viel Wärme zugeführt erhält, als sie abgiebt, d. h. dass der
Zustand stationär ist. Wir nehmen zwei Moleküle z; und z;,, welche zu beiden
Seiten dieser beliebigen Ebene liegen. Das eine habe die Coordinaten abc, das
andere 2' 7 c. Ihre Temperaturen 2, und z,', sind nach der vorausgesetzten
Temperaturvertheilung
Ue
rg $
A I ev
Il
co
+
!
Ferner nehmen wir irgend zwei andere Moleküle z und z', welche zu ein-
ander genau so liegen, also auch genau denselben Abstand haben. Ihre
Coordinaten seien a, 2, c 4- & und a', /', c' +. Ihre Temperaturen sind dann
r YY —9
DH = IA ZH Dt =d + (+0.
Ihre Temperaturdifferenz ist also
9,—9
Depp om WEE — (e,
€
d. h. genau so gross, wie die der Moleküle zz; und ;'. Daraus folgt, dass diese
beiden Molekülpaare einander stets gleich viel Würme zusenden, da sie gleichen
Abstand und gleiche T'emperaturdifferenz haben. Denselben Schluss kann man aber
auf je zwei Moleküle anwenden und daraus folgt, dass die vorausgesetzte
Temperaturvertheilung dem stationáren Zustand entspricht!) Es ist also bei
dieser Platte
I
ger uo d
Die Wármemenge nun, welche durch einen Parallelschnitt zwischen zwei
solchen Punkten, wie ;? und ' in der Zeit 77 pro Fláchenelement Zf übergeht,
!) Diese Betrachtung rührt von FOURIER selbst her.