Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

Quecksilberthermometer; Construction. 17 
Ende das Capillarrobr in einer birnfórmigen Erweiterung endigen und (wie in 
Fig. 493 bei a ersichtlich) vor der Einmündung etwas verengt werden. Diese 
Verengung hindert das Zurückfallen der Fáden, wührend sie der Vereinigung kein 
Hinderniss entgegenstellt. 
Bei ZEinschlussthermometern, die zu genauen Messungen dienen sollen, ist 
besonders darauf zu achten, dass die Capillarröhren nicht zu platt gedrückt 
werden, denn ist der Querschnitt des Lumens linsenförmig, so bilden 
sich die Kuppen unregelmässig aus und verursachen bei sinkenden 
Temperaturen ein sprungweises Zurückweichen des Fadens, den 
sogen. todten Gang, der bis zu 0:06? ansteigen kann. Um der 
Milchglasscala eine feste Unterlage und doch eine gewisse Beweglich- 
keit zu geben, wird bei der zuerst von R. FuEss ausgeführten Con- 
struction die Scala durch eine am oberen Ende des Umschluss- 
rohres eingesetzte Feder sanft gegen eine am unteren Ende einge- 
schmolzene becherförmige Unterlage gepresst. Unter allen Um- 
  
(Ph. 493.) 
ständen muss das untere Ende der Scala gestützt werden; blosses 
Ankitten hindert nicht, dass die Scala nach Abbröckeln des Kittes bei Er- 
wärmungen lose wird, was zu scheinbaren Fixpunktänderungen Veranlassung giebt. 
Auch bei Einschlussthermometern lassen sich Erweiterungen im Messrohre 
und am Ende desselben anbringen und so die Thermometer besonderen Zwecken 
anpassen. 
Zu Normalthermometern sollten nur Capillarróhren mit móglichst gleich- 
müssigem Caliber verwendet, die 'Theilungen jedoch nicht dem Caliber angepasst 
werden, sondern gleichfórmig fortschreiten, da die Calibercorrectur selbst von 
den besten Verfertigern doch nur annáhernd (d. h. bei in Zehntelgrade getheilten 
Thermometern etwa bis auf einige Hundértstelsgrade) erzielt wird und alsdann 
die doch nothwendige Calibrirung ausserordentlich erschwert. Aus diesem Grunde 
ist das von DE L’ISLE auf gewöhnliche Thermometer, von REGNAULT aber auch 
auf Normalthermometer angewandte Verfahren durch einen Quecksilberfaden erst 
die Längen festzustellen, welche gleichen Voluminaentsprechen und diese dann, 
jede für sich, gleichförmig zu theilenganz zu verwerfen, weil an den Grenzen 
sprungweise Aenderungen der Intervalle auftreten, die besonders bei Differential- 
beobachtungen recht störend wirken. — Besser ist es, die Sorgfalt auf die Aus- 
wahl der Röhren und auf die Verringerung der Theilungsfehler zu verwenden, 
damit von der Bestimmung der letzteren Abstand genommen werden kann. 
- Bei Thermometern, die nur praktischen Zwecken dienen sollen, ist es dagegen 
angezeigt, die Scala dem Caliber anzupassen, dabei jedoch einer graphischen 
Construction die stetig verlaufenden Correctionen zu entnehmen und der Theilung 
zu Grunde zu legen. 
Um Irrungen bei den Ablesungen möglichst auszuschliessen, ist es zweck- 
mässig, die gleichförmigen Theilungen stets wenigstens angenähert nach Bruch- 
theilen von Graden fortschreiten zu lassen. 
Quecksilberthermometer eignen sich auch vorzüglich als Maximumthermo- 
meter. Wird ein kleiner Quecksilberfaden von bestimmter Länge durch eine 
kleine Luftblase abgetrennt, so wird derselbe bei steigender Temperatur durch die 
Spannung der Luft vorwärts geschoben, während er bei sinkender Temperatur in 
Folge der Reibung stehen bleibt und so das Maximum angiebt. Durch leichtes 
Schwingen des Thermometers lässt sich der Faden wieder in die Nähe der Queck- 
silbersäule bringen. Diese sehr bequemen und zuverlässigen Maximumthermometer 
haben die von RuTHERFORD angegebenen verdrängt, bei welchen ursprünglich ein 
WiINKELMANN, Physik. Ií.2. 2 
 
	        
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