Gesetz von DULONG und PETIT,
dass beim Bor keine Beobachtung bei der Rothgluth vorliegt und der oben an-
gegebene Werth nur aus dem sonstigen Verhalten des Bors geschlossen wurde.
Beschránkt man das DuLowc-PETUIT'sche Gesetz auf ein bestimmtes 'lTempe-
raturintervall, welches dadurch charakterisirt ist, dass die specifischen Wärmen
der Elemente innerhalb dieses Intervalls nur wenig mit der Temperatur variiren,
so ist dasselbe für alle Elemente im festen Aggregatzustande (also mit Ausnahme
der gasfórmigen und tropfbar flüssigen Elemente) nach den obigen Angaben inner-
halb gewisser Grenzen gültig; die Atomwürme — das Produkt aus specifischer
Wärme und Atomgewicht — ist für alle Elemente zwischen den Werthen 5:5 und
6:9 gelegen. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die vorhandenen Differenzen
nicht durch Beobachtungsfehler erklärt werden kônnen.
Um die theoretische Bedeutung des Gesetzes von DuLONG und PErIT zu
erkennen, ist es nothwendig, die Wirkungen zu betrachten, welche die einem
Körper zugeführte Wärme ausübt. Diese sind dreierlei Art: 1) wird die lebendige
Kraft der Wärmebewegung vergrôssert, welche sich als eine Temperaturerhôhung
nach aussen kund giebt; 2) wird eine innere Arbeit zur Ueberwindung resp. Ver-
minderung der zwischen den Theilchen des Kôrpers vorhandenen Cohäsions-
kräfte geleistet; 3) wird eine äussere Arbeit geleistet, wenn durch die Wärmezufuhr
eine Volumvergrösserung und hierdurch ein Zurückschieben des äusseren Druckes
stattfindet. Die letzte Arbeit ist in allen Fällen, wo es sich um die Ausdehnung
von festen Körpern handelt, so klein, dass man ganz davon absehen kann. Um
dies zu beweisen, nehmen wir an, 1 æg eines Körpers, welcher die Dichtigkeit
s und des cubischen Ausdehnungscoéfficienten a besitzt, werde um 1° erwärmt.
Die Volumvergrósserung, welche der Körper hierbei erfährt, ist in Cubikmetern
ausgedrückt, gleich
8 rS 0:001 « «
$
Setzt man ferner voraus, dass der Körper sich unter dem Druck von einer
Atmosphäre befindet, so ist die bei der eben berechneten Volumvergrösserung
nach aussen geleistete Arbeit (in Kilogramm-Metern)
0:001 -«
$
Die Wármemenge, welche hierzu nothwendig ist, ist daher
0:001-« 10333
a ; 495
Diese Wärme ist gegenüber der ganzen zu Temperaturerhóhung von 1? noth-
wendigen Wärme sehr klein. Beim Kupfer wird die obige Wármemenge z. B.
nur 0:00000015, wáhrend 0:094 Wärmeeinheiten nothwendig sind, um die Ge-
wichtseinheit Kupfer um 1° zu erwärmen. Der zur äusseren Arbeit verwandte
Antheil der Wáürme betrágt deshalb nur 0:0000016 der gesammten zugeführten
Wärme.
Man hat daher nach der obigen Darstellung nur auf die beiden ersten
Wirkungen der Wärme — jene, welche zur Temperaturerhöhung, und jene,
welche zur inneren Arbeitsleistung verwandt wird — Rücksicht zu nehmen.
Nach der Vorstellung über die Natur der Wärme als eine Bewegung der kleinsten
Körpertheilchen hat man anzunehmen, dass die lebendige Kraft der Bewegung
der einzelnen Theile mit zunehmender Temperatur wächst und dass zwei Körper
dann die gleiche Temperatur besitzen und in Folge dessen bei ihrer Berührung