Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

   
384 Specifische Wärme der Gase. 
O. E. MEvER!) hat durch theoretische Betrachtungen gezeigt, dass der zu- 
letzt angegebene Quotient kleiner als 1 sein muss, oder dass die mittlere Energie 
eines Atoms im Molekül kleiner sein muss als die Energie der fortschreitenden 
Bewegung des ganzen Moleküls. In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele 
hierfür angegeben. 
  
  
  
  
  
HH. H—K H—K 
Formel 2 * 7 7 AE 
Luft =. e , 2 1:405 0-607 0:65 0-32 
Wasserstoff: 25.0. 454 H, 2 1:408 0:612 0:63 0:31 
Kohlensure . . . . . CO, 3 1:305 0:45" 0:97 0:32 
Aethylen —.. . . 5. . C,H, 6 1:245 0:361 172 0:28 
  
  
  
  
  
  
Ebenso wie in den vorstehenden Beispielen (vergl. die letzte Verticalreihe) 
wird auch bei den sonstigen Gasen und Dämpfen der Satz von O. E. MEYvER 
bestätigt; nur einige Chlorverbindungen machen eine Ausnahme, da bei diesen 
der fragliche Quotient grösser als 1 ist. Indessen ist zu bemerken, dass die 
Grösse x, welche der ganzen Rechnung zu Grunde liegt, mit einer gewissen 
Unsicherheit behaftet ist. 
Die Gleichung (9) lässt noch eine bemerkenswerthe Folgerung zu. Für 
einige Gase (z. B. Luft) ist x unabhängig von der Temperatur, in Folge dessen 
ist auch EH nicht von der Temperatur abhángig; d. h. bei jeder Temperatur 
macht die lebendige Kraft der fortschreitenden Bewegung denselben Bruch- 
theil der ganzen im Gase vorhandenen lebendigen Kraft aus. 
MAXWELL?) und BoLTZMANN?) haben den Versuch gemacht, den Werth x 
für das Verhültniss der specifischen Wármen theoretisch aus bestimmten An- 
nahmen über die Bewegung der in dem Molekül vorhandenen Atome um ihren 
gemeinsamen Schwerpunkt abzuleiten. Das Resultat dieser Versuche ist in der 
folgenden Zusammenstellung angegeben. 
Werthe von x nach 
MAXWELL BOLTZMANN 
für einatomige Gase = 1:66 = 1:66 
für zweiatomige Gase © 1:33 — 140 
für dreiatomige Gase = 1:22 = 1:40 bis 1:33. 
Eine Durchsicht der Tabelle für x zeigt für die meisten zweiatomigen Gase, 
dass der BoLTZMANN’sche Werth 1:40 nahe zutrifft; eine Ausnahme bilden Chlor, 
Brom und Jod, sowie Chlorjod und Bromjod, bei denen x in runder Zahl 1:30 
ist und daher der MaxweLL'schen Berechnung entspricht. Bei den in der Tabelle 
aufgeführten dreiatomigen Gasen liegt der Werth von x zwischen 1:31 und 1:95. 
Man sieht aus dieser ganzen Vergleichung, dass weder die theoretischen Ergeb- 
nisse MAXWELL's noch auch diejenigen BoLTzwANN's genügend bestátigt werden. 
4) Direkte Beobachtung der specifischen Würme bei constantem 
Volumen. 
].Jorv?) hat die specifische Würme bei constantem Volumen für Luft, 
Kohlensäure und Wasserstoff direkt zu bestimmen gesucht. Um hinreichende 
) O. E. MEYER, Kinetische Theorie der Gase. Breslau 1877, pag. 92, 286. 
?) MAXWELL, Journ. of the Chem. Soc. (2) 13, pag. 493. 1875. 
3) BoLTzMANN, Wien. Ber. (2. Abth.) 74, pag. 553. 1876. 
^) J. Jory, Proc. Roy. Soc. 41, pag. 352. 1886 (Methode); Philos. Trans. 182 A., pag. 73. 
1892; 185, pag. 943. 1894. 
   
     
  
    
     
        
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
      
  
 
	        
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