Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
396 Das mechanische Wärmeäquivalent. 
des Moleküls ganz ohne Einfluss ist. Dazu kommt aber noch ein schwer 
wiegender Umstand. Nach der obigen Formel wächst die Molekularwärme 
stetig mit wachsender Temperatur, und der kleinste Werth, den die Molekular- 
wärme bei constantem Druck überhaupt annehmen kann, ist 6°5. Beim Queck- 
silberdampf wird aber die Molekularwärme bei constantem Druck in Temperaturen 
über 0? gleich 200 »« 0:0245 — 4:9. Dieser Werth ist zu klein gegenüber der 
obigen Beziehung; wenn man daber nicht annehmen will, dass die specifische 
Wärme des Quecksilberdampfes entgegen dem Verhalten aller anderen Gase und 
Dämpfe mit wachsender Temperatur abnimmt, so lässt sich das experimentell 
gesicherte Resultat über den Quecksilberdampf mit der obigen Beziehung nicht 
vereinigen. A. WINKELMANN. 
Das mechanische Wärmeäquivalent. 
  
I. Definition und erste Messungen. 
Dass beim Abdrehen und Bohren von Metallen eine erhebliche Steigerung 
der Temperatur sowohl des Werkzeugs, wie des abgedrehten oder gebohrten 
Körpers, wie auch der Spähne entsteht, war eine Beobachtung, die wohl schon 
seit sehr langer Zeit gemacht war und die als allgemein bekannt anzusehen 
ist. Man erklärte sich diese Erscheinung, in der Meinung, dass die Wärme an 
sich nicht erzeugbar wie nicht zerstörbar sei, dadurch, dass man annahm, bei 
dieser Bearbeitung werde die specifische Wärme des Materials und der Spähne 
vermindert, wodurch natürlich eine Temperaturerhöhung hervorgebracht werden 
müsse. Wie gross aber die dabei entstehende Temperaturerhöhung sein könne und 
wie wenig die Annahme einer Veränderung der specifischen Wärme zur Erklärung 
genüge, zeigte zuerst Graf RuMFoRD!). Beim Bohren von Kanonen in München 
fand er, dass die grosse Wüármemenge, welche dabei auftrat, nicht einem Wechsel 
in der specifischen Wárme zugeschrieben werden kónne, und sprach es zuerst 
scharf aus, dass es die Bewegung des Bohrers (die Arbeit, die dieser leiste) 
wäre, welche in Wärme sich verwandelt. Aus den quantitativen Messungen, 
die RUMFORD anstellte, lässt sich auch ein ziemlich roher Werth für die 
Zahl der Arbeitseinheiten berechnen, weiche eine Wärmeeinheit (Calorie) hervor- 
bringen. Man bezeichnet diejenige Zahl von Arbeitseinheiten (Kilogrammetern, 
Fusspfunden, Ergs) welche 1 Calorie erzeugen, als das mechanische Wärme- 
üquivalent. Nun giebt RuwroRD bei dem dritten Versuch, bei dem er in das 
Bohrloch Wasser gebracht und dessen Erwármung gemessen hatte, an, dass die 
Gesammtmenge eiskalten Wassers, welche im Laufe von 2 Stunden und 30 Mi- 
nuten auf 180? F. erwármt werden konnte, 26:58 engl. Pfund betrage. Er giebt 
zugleich an, dass die Maschine, welche den Bohrer bewegt habe, leicht durch 
ein Pferd getrieben werden kónne, obwohl dabei zwei Pferde angewandt waren. 
Da nun eine Pferdekraft 75 Kilogrammmeter per Secunde leistet, so ist 
die in diesem Versuche aufgewendete Arbeit 
15 »« 150 »« 60 — 675000 Kilogrammeter. 
Diese Arbeit erwürmte 26:58 Pfund engl. = 12:066 Kilo um 100°C, 
erzeugte also 1206:6 Calorien, so dass das mechanische Wärmeäquivalent sich 
daraus berechnet zu 
!) RuMFORD, Phil. Trans. 1798, pag. 286. 
  
 
	        
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