580 Die kinetische Theorie der Gase.
Gases sei unmittelbar an der Wand gleich jener der Wand selbst, so wäre die
Gleitung gleich Null zu setzen. Für diesen Fall müsste angenommen werden,
dass die Geschwindigkeit der Strömung jener Theilchen, welche gegen die
Wand fliegen, durch jene, welche von der Wand kommen, vollständig aufgehoben
würde, Der Geschwindigkeitsverlust einer Molekel beim Stoss auf die Wand
müsste demnach gleich der doppelten Strömungsgeschwindigkeit sein. In
Wirklichkeit wird aber dieser Grenzfall nicht eintreten, sondern nur ein Bruch-
theil davon, so dass der Verlust gleich 8x, wenn ß eine Zahl zwischen 0 und 2
und z die Strómungsgeschwindigkeit ist. Da, wie man leicht findet, die Zahl
der Stósse auf die Flücheneinheit gleich
1
7 Ne
ist, so beträgt demnach die äussere Reibung für die Flächeneinheit
1
a Pme,
da ja dieselbe nichts anderes als der Verlust an Bewegungsgrósse ist, welchen
die Molekeln an der Wand erleiden. Nach den Untersuchungen von KuNDT
und WaRBURG dürfte
zt
a
demnach der Coëfficient der äusseren Reibung
1
ez — Vmc
T
sein. Da
mlV =p
die Dichte des Gases ist, so heisst das, dass die äussere Reibung, wie that--
sächlich beobachtet wurde, der Dichte des Gases proportional ist. Die Gleitungs-
constante wird schliesslich
pd. 1;
e. 39
Sie ist also der Weglinge der Molekeln einfach proportional, woraus un-
mittelbar hervorgeht, dass die Gleitung um so weniger bemerkbar, je dichter
das Gas ist. :
Was die Abhängigkeit der inneren Reibung der Gase von der Temperatur
anbelangt, so würde aus der Formel
1
n= 3 me
hervorgehen, dass der Reibungscoéfficient der Quadratwurzel aus der absoluten
Temperatur proportional, da ja c? proportional der absoluten Temperatur ist.
Thatsüchlich haben alle Untersuchungen (s. Art. Reibung) gezeigt, dass die
innere Reibung mit der Temperatur wächst, dass jedoch keine Proportionalität
mit der Quadratwurzel aus der absoluten Temperatur vorhanden ist. Die
Erklärung dafür muss darin gesucht werden, dass die mittlere Weglänge / eine
Function der Temperatur ist. Es laufen daher auch alle dahin gehenden
Theorien darauf hinaus, durch Annahme von Kräften, welche die Gasmolekeln
auf einander ausüben, die Formeln für die mittlere Weglänge derart umzu-
gestalten, dass sie eine Function der Temperatur wird und so eine Erklärung
der Abhängigkeit der inneren Reibung von der Temperatur ermöglicht. Alle
diese Theorien treffen jedoch auch nur theilweise das wirkliche Verhalten der