Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

   
    
   
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
608 VUebergang des festen in den flüssigen Aggregatzustand. 
  
Bronze -- 900 Jodoform + 120 Stickstoffdioxyd — 10 
Butter + 32 Kohlensäure — 57 Terpentinöl — 10 
Campher + 175 p-Kresol + 36 Thymol + 58 
Caprinsäure + 27 Laurinsäure + 454 p-Toluidin + 425 
Chloral — 75 Naphtalin + 80 Urethan + 48" 
Chloralhydrat + 58 Naphtylamin + 471 Urethylan + 50 
Chloroform — T0 Nitrobenzol + 5:8 Wachs J- 60—68 
Diphenyl + 702 Palmitinsäure + 59:9 Walrat + 48 
>»  amin + 502 Paraffin + 46 2 Wismuth, 1 Blei, 
»  methan + 26 Phenol + 39 | Zinn, (RosE’sches 
Eis 0 Salpetersäure — 47 Metall) + 95 
Essigsäure + 16'595 | Schwefeltrioxyd + 15 4 Wismuth, 2 Blei, 
Glycerin + 20 »| saure + 10:5 1 Zinn, 1 Cadmium 
Glas um 1000 Stearin -J- 43—50 (Woop'sches 
Harnstoff + 132 »  Süure + 70 | Metall) + 655 
  
Während Wärmezufuhr einen festen Körper als solchen bei seinem Schmelz- 
punkt zu erwürmen nicht im Stande ist, sondern seinen Aggregatzustand ver- 
ündert, ist es andererseits móglich, eine Flüssigkeit beim Schmelzpunkt als solche 
durch Wármeentziehung abzukühlen, ohne dass sie erstarrt. Die Leichtigkeit, mit 
der solche »Unterkühlung« (Ueberschmelzung, Ueberkaltung) eintritt, hängt 
sowohl von der Natur des Kórpers als von áusseren Versuchsbedingungen ab. 
In luftleeren und capillaren Ráumen gelingt die Unterkühlung am besten; durch 
Erschütterungen, weitere Temperaturerniedrigung, namentlich schnelle, sowie vor 
allem durch Berührung mit einem Krystall des festen Kórpers oder auch einem 
isomorphen wird sie momentan aufgehoben. 
Die hierbei freiwerdende Energiedifferenz zwischen fester und flüssiger Phase 
(Schmelzwärme) erwärmt die unterkühlte Flüssigkeit und den sich ausscheiden- 
den Körper auf die .Schmelztemperatur. 
Das Phánomen der Unterkühlung wurde zuerst von FAHRENHEIT am Wasser 
beobachtet?, welches bis auf — 13? zu unterkühlen neuerdings JunuiN?) gelegent- 
lich seiner Dampfdruckmessungen gelang. Alle Flüssigkeiten lassen sich mehr 
oder weniger unterkühlen, anscheinend um so leichter, je záhflüssiger sie in der 
Kälte werden. Zur Demonstration eignen sich besonders z. B. Eisessig, Schwefel, 
Natriumthiosulfat (Fixirnatron), Na4,S4,O0, 4- 5H4O0, Natriumsulfat (Glaubersalz), 
Na4,SO, 4- 10H50. 
Die Zustandscurven unteikühlter Flüssigkeiten in ihrer Abhängigkeit von der 
Temperatur sind continuirliche Fortsetzungen derselben oberhalb des Schmelz- 
punkts, der den Schnittpunkt der Zustandscurve des flüssigen und festen Aggregat- 
zustandes bildet. Eine Fortsetzung der Zustandscurve des festen Kórpers über 
den Schmelzpunkt hinaus lásst sich jedoch fast nie realisiren; die anscheinend 
einzige Ausnahme bildet die Beobachtung FRANKENHEIM'sÜ, der das Hydrat 
NaCl + 2H,0, das bei — 12° schmilzt, unter dem Mikroskop noch bis + 15° 
existiren sah. 
Dg CorPET?) sucht wesentlich in folgender Weise die Erscheinungen des 
Schmelzens, Erstarrens, der Unterkühlung und ihrer Aufhebung durch den festen 
Körper aus molekularkinetischen Anschauungen verständlich zu machen. 
? Nach LANDOLT-BORNSTEIN. physikal. chem. Tabellen, 2. Aufl. 
3) Phil. Trans. 1724, No. 382. 
3) JuxLIN, Bihg. till Sv. Vetensk. Akad. Handlgr, Bd. 17, Afd. I, No. 1, 1891. 
4) PoGG. Ann. 37, pag. 638. 1836, und 111, pag. 16. 1860. 
5) Ann. chim. phys. (5) 6, pag. 275. 1875. 
   
 
	        
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