Versuche zur Erzeugung grösserer Mengen von flüssigen Gasen u. Studium ihrer Eigenschaften,
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Sauerstoft unter normalem Druck als Kältebad zu gebrauchen, benutzte er die
in Fig. 605 gezeichnete Anordnung.
Der Sauerstoff oder die Luft ist in der Eisenflasche von 10 / Inhalt auf
100 Atm. zusammengepresst. Durch ein Rohr ist diese Flasche verbindbar mit
der kleinen Eisenflasche @ von 200 Cbcm (in neueren Experimenten 400 Cbcm)
Inhalt. Sie ist zugleich mit dem Manometer ? verbunden. Die Flasche a be-
findet sich in dem Glasgefüss z; mit dreifachen Wánden, in welches flüssiges
Aethylen gefüllt wird. Dieses befindet sich, schon flüssig, in der Flasche /, die
wie ein Syphon eingerichtet ist, in Eis und Salz steht und etwa 1 %gr flüssiges
Aethylen enthält. Das Aethylen geht von / zunáchst durch ein Rohr g, welches
in einer Mischung von Kohlensäure und Aether steht, die selbst durch eine Luft-
pumpe verdampft und deren Temperatur dadurch auf — 100? gebracht wird.
Das flüssige Aethylen geht durch 4 in das Gefáss s, und wird dort durch eine
Luftpumpe, die bei c angesetzt wird, unter niedrigem Druck verdampft. Dieser
Druck wird am Manometer X’ abgelesen. Dadurch füllt sich nun 2 mit flüssigem
Sauerstoff. Um den Sauerstoff abzulassen, wird der Hahn d geöffnet, wodurch
der flüssige Sauerstoft unter atmosphärischen Druck tritt, seine Temperatur auf
— 181:4° erniedrigt wird. Der Sauerstoff fliesst in das Gefäss e mit dreifachen
Wänden.
16) Nach diesen Experimenten war nur noch der Wasserstoff nicht als
statische Flüssigkeit erhalten worden. Er war allerdings von CAILLETET, PICTET,
WROBLEWSKI im dynamischen Zustand als Nebel gesehen worden. Es fragte sich,
wie tief die kritische Temperatur des Wasserstoffs liege. Fester Stickstoff im
Vacuum, unter 4 zzz Druck verdampfend, giebt eine Temperatur von — 225°. Aber
da der Stickstoff im festen Zustand ein sehr schlechter Wármeleiter ist, so kann
man ihn nur in flüssiger Form als Bad benutzen, d. h. bis zvr Temperatur — 213^,
die er unter 60 zz; Druck erreicht. Nahezu dieselbe Temperatur (— 211°) er-
reicht man, wenn man Sauerstoff im Vacuum sieden làsst (bei 4 zzz Druck).
Als nun OrszEwski!) Wasserstoff auf 150 Atm. comprimirt in dieses Bad brachte,
blieb es noch gasfórmig. Als er jedoch den Druck langsam erniedrigte bis auf
20 Atm., sah er ein Aufbrausen in der Wasserstoffmasse. Er schloss daraus,
dass 20 Atm. der kritische Druck des Wasserstoffs sei. Um das zu erhärten,
machte er dasselbe Experiment mit Sauerstoff Als er diesen in Aethylen unter
normalem Druck (Temperatur — 102:5?) hielt. und den Druck langsam er-
niedrigte, fand er, dass bei 51 Atm. Sieden stattfand, während der kritische
Druck des Sauerstoffs zu 50:8 Atm. bestimmt war. Eine ebenso gute Bestátigung
erhielt er mit Aethylen.
Nachdem so der kritische Druck des Wasserstoffs zu 20 Atm. bestimmt
war, versuchte OrszEWsKI?) auch die kritische Temperatur zu bestimmen, indem
er durch den Widerstand eines Platindrahts die Temperaturerniedrigung bei der
Expansion messend verfolgte. Es ergab sich so die Temperatur — 2345. Die
normale Siedetemperatur wurde auf dieselbe Weise zu — 243:5 bestimmt.
Daraus ergiebt sich, dass wir mit den uns bis jetzt zur Verfügung stehenden
Kältemitteln nicht im Stande sind, die kritische 'Temperatur des Wasserstoffs
dauernd zu unterschreiten und daher den Wasserstoff nicht im statischen Zustand
flüssig oder fest erhalten kónnen. Anders liegt die Sache bei der unten zu be-
schreibenden Methode von LINDE.
!) OLSZEWSKI, Phil. mag. (5) 39, pag. 199. 1895.
2) OLszEWsKI, WikD. Ann. 56, pag. 133. 1895.