Full text: Handbuch der Physik (3. Abtheilung, 1. Theil, 2 Band, 2. Abtheilung)

  
        
   
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
   
  
  
    
    
  
  
  
     
   
  
  
  
  
  
  
   
    
Versuche zur Erzeugung grösserer Mengen von flüssigen Gasen u. Studıum ihrer Eigenschaften. 
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man sie für wissenschaftliche Versuche braucht, also etwa höchstens 4 Liter bis 
zu 1 Liter auf einmal, beginnt die Technik und Wissenschaft jetzt grössere 
Quantitäten derselben zu benöthigen. Einrichtungen, um in grossem Maassstabe 
flüssige Gase und dadurch sehr tiefe Temperaturen für längere Zeit, ja sogar 
dauernd herzustellen, sind insbesondere von PıcTET in seinem Kältelaboratorium 
in Berlin getroffen worden!) Die Methode ist dieselbe, welche er bei seinen 
ersten Versuchen in Genf angewendet hat. Durch eine Dampfmaschine werden 
eine Reihe von Compressoren, Pumpen, betrieben, welche einerseits aus dem 
abzukühlenden Raum, dem Refrigerator, Dámpfe von flüchtigen Flüssigkeiten 
ansaugen, andererseits diese Dämpfe in einen anderen Raum, den Condensator, 
hineinpressen, in welchem sie wieder condensirt werden und von dem sie dann 
durch Regulirhähne wieder in die betreffenden Refrigeratoren gesendet werden. 
Dadurch dient dieselbe Quantität der flüchtigen Substanzen zur Erzielung der 
niedrigen Temperaturen. 
In dem ersten Cyklus werden durch drei Compressoren die Dämpfe der 
sogen. »Flüssigkeit PıcTET« (Mischung von schwefliger Säure und Kohlensäure) 
aus dem ersten Refrigerator angesaugt, so zwar, dass der Dampfdruck über 
dieser Fliissigkeit nur etwa 2 mm betrigt. Der Refrigerator, aus dem die Dampfe 
abgesaugt, ist der Hohlraum eines grossen doppelwandigen Kupfercylinders von 
125 m Hohe und 22 cm Durchmesser. Die Dämpfe werden durch den Com- 
pressor dann in einen Condensator gebracht, und zwar mit ca. 2 Atm. Druck, 
und dort durch fliessendes Wasser wieder condensirt und in dem Refrigerator- 
raum zuriickgelassen. In dem Refrigerator, d. h. in dem von dem Hohlraum 
begrenzten Cylinderraum wird dadurch eine Temperatur von — 80° erzeugt, 
oder vielmehr, es können darin, je nach dem Druck der abgesaugten Dämpfe, 
alle Temperaturen zwischen 0° und 80° erzeugt werden. 
Der zweite Cyklus wird vermittelst Stickoxydul durchgeführt. Gasförmiges 
Stickoxydul wird zuerst getrocknet und abgekühlt, indem es durch Róhren 
hindurchgeht, die mittelst der Flüssigkeit PICTET’s auf — 60? bis — 65? gehalten 
werden. Dann wird das Stickoxydul durch Compressoren in einen Cylinder 
(Condensator II) hineingepresst, der durch den ersten Cyklus auf — 80° ge- 
halten wird und wobei es unter dem Druck von 3:5—14 Atm. condensirt wird. 
Das flüssige Stickoxydul geht nun durch einen Regulirhahn in einen zweiten 
Refrigerator, der ebenso eingerichtet ist, wie der erste, und in welchem durch 
Absaugen der Dàmpfe dauernd eine Temperatur von — 135? bei ca. 1 Atm. 
Druck erzeugt wird. Es kann aber auch das flüssige Stickoxydul in einen 
anderen Refrigerator geleitet werden, der rôhrenfôrmig gebildet ist (3 æ lang, 
20 mm innerer Durchmesser). In diesem Rohr wird dann Luft verflüssigt. Die 
Luft wird zuerst auf 190 bis 200 Atm. in einem Stahlreservoir von 11 / Inhalt 
comprimirt, und wenn man durch Absaugen der Stickoxyduldámpfe die Tem- 
peratur erniedrigt, so sinkt die Temperatur, und die Luft verflüssigt sich im 
Innern des Refrigerators. Man erhàált so etwa 1 / fliissige Luft. Nach den An- 
gaben von ALTsCHUL soll die Luft sich bei — 125° verfliissigen, was den An- 
gaben von WROBLEWSKI und OLszewski widerspricht, welche — 140° als kri- 
tische Temperatur der Luft gefunden haben. 
Wenn man die Röhre, die flüssige Luft enthält, öffnet, so tritt die flüssige 
Luft in einem himmelblauen Strahl in die Atmosphäre aus und soll sich dabei 
nach den Angaben von ALTSCHUL bis — 213° abkühlen. Auch diese Angabe 
7 S. ALTSCHUL, Zeitschr. für die gesammte Külte-Industrie II, pag. 201. 1895.
	        
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