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Methoden. 703
Spannung gesättigter Dämpfe bei verschiedenen Temperaturen.
gesetzt, Experimente in gleicher Absicht!). Ihre Resultate wichen aber erheblich
von denen der französischen Forscher ab.
So war die Frage selbst für Wasserdampf nicht sicher entschieden, und
daher unternahm REGNAULT im Auftrage des französischen Ministeriums eine
sehr ausführliche und exacte Untersuchung über die Spannung des Wasserdampfes,
die er zuerst zum Theil 1844 publicirte. Diese ausführliche Arbeit erschien
18472). Gleichzeitig mit REGNAULT stelie MacNus?) Versuche über die
Spannung des Wasserdampfs an, die nicht so grossen Umfang hatten, wie die
REGNAULT'schen, aber in dem gemeinschaftlichen Intervall mit diesen wunderbar
übereinstimmten.
REGNAULT4) dehnte nachher seine Untersuchungen über eine grosse Reihe
von Flüssigkeiten aus und diese Experimente von REGNAULT sind bis heute
klassische geblieben. Sie sind nur in wenigen Punkten durch spátere Arbeiten
modificirt worden.
Die Methoden und Apparate, die REGNAULT anwendete, sind ebenfalls vor-
bildlich für alle spáteren Experimente geworden.
b) Methoden.
10) REGNAULT unterscheidet die Beobachtungsmethoden, die er anwendete,
als die statische und die dynamische Methode. Ausser diesen beiden Me-
thoden ist aber seit ANDREWS noch eine dritte, die umstándlichste aber genaueste
Methode, in Anwendung gekommen, welche man als die Isothermenmethode
bezeichnen kann.
Die statische Methode besteht darin, dass man direkt die Hóhe einer
Quecksilbersáure misst, welche dem Druck des Dampfes das Gleichgewicht hált,
der sich in einem TomizELLIschen Vacuum bei bestimmter Temperatur bildet.
Man lässt also die Flüssigkeit in das Vacuum eintreten und dort verdampfen.
Die Methode ist zunächst nur anwendbar für Drucke unter einer Atmosphäre.
Sie giebt genaue Resultate, wenn die Flüssigkeit absolut rein ist. Allerdings ist
die Reinheit, wie sie für diese Methode gefordert wird, für viele chemischen
Substanzen kaum zu erzielen).
Die dynamische Methode besteht darin, dass man die Temperatur beob-
achtet, bei der ein Dampf siedet, wenn er unter einem künstlich hergestellten,
beliebigen Druck steht.
Theoretisch besteht zwischen diesen beiden Methoden der Unterschied, dass
bei der ersten der Dampf thatsáchlich in Ruhe ist, wenn die Temperatur gleich-
fórmig und constant ist, dass dagegen bei der zweiten der Dampf in Bewegung
ist, weil die Flüssigkeit immer neue Dámpíe. aussendet, welche die alten
verjagen.
Trotzdem hat REGNAULT gezeigt, dass die beiden Methoden absolut gleiche
Resultate geben, wenn man es mit ganz reinen Flüssigkeiten zu thun
!) Encyclopädie britannica 20, pag. 588, s. REGNAULT, Expériences I, pag. 467.
2) REGNAULT, Mémoire de l'institut 21, pag. 465. 1847. —
Dieser Band der Memoiren, der die ersten Reihen der REGNAULT'schen Unter-
suchungen enthült, soll immer als REGNAULT, Expériences Bd. I, citirt werden.
Ebenso soll Mémoires de l'Institut 26. 1862 immer als REGNAULT Expériences
Bd. II citirt werden. Der dritte Band der Expériences erschien 1870.
3) MAGNUS, PoGG. Ann. 61, pag. 225. 1874.
^) REGNAULT, Exp. II, pag. 339.
$) TAMMANN, WIED. Ann. 33, pag. 322. 1888.