Spannkraft von Mischungen von Dämpfen untereinander und mit Gasen.
h) Mischungen von Dämpfen untereinander und mit Gasen.
27) Wenn in dem Dampfraum über einer Flüssigkeit noch ein fremdes Gas
vorhanden ist, so übt das zunächst, wenn es in geringer Menge vorhanden ist,
nach den Versuchen von REGNAULT!) und Macwus?) keinen Einfluss auf den
Druck des Dampfes aus. Der Gesammtdruck ist gleich dem Druck des Dampfes
und dem des Gases für sich, wenn jedes den ganzen Raum allein erfüllen
würde. Es gilt also hier auch das DALTON'sche Gesetz des Partialdrucks, wie
bei gemengten Gasen. REGNAULT untersuchte dies für die Dämpfe von Aether,
Schwefelkohlenstoff, Benzol und Luft. Daraus ersieht man aber zunächst, dass,
wenn der Dampfraum über einer Flüssigkeit nicht vollkommen luftfrei ist, dass
sich dann der beobachtbare Gesammtdruck als abhángig von dem Volumen des
Dampfraums ergeben muss, und dass man fáülschlicher Weise durch derartige
Beobachtungen annehmen würde, dass der Druck des gesáttigten Dampfes selbst
abhängig ist vom Volumen?) Ist das beigemischte Gas aber in grósserer Menge
vorhanden, resp. steht es unter hohem Druck, so ist die einfache Summirung der
Partialdrucke nicht mehr richtig, oder mit anderen Worten, das DaLToN’sche
Gesetz der Partialdrücke gilt nicht mehr streng. Kleine Abweichungen von dem-
selben constatirten zunidchst KrONiG4), und Troost und HAUTEFEUILLE®). Da-
gegen fand ANDREWs®), der bei sehr hohen Drucken arbeitete, sehr erhebliche
Abweichungen vom DALTON’schen Gesetz. Er untersuchte zunächst Mischungen
von Kohlensäure und Luft und fand, dass durch die Anwesenheit des indifferenten
Gases der Verflüssigungsdruck ausserordentlich gesteigert wird. Während reine,
flüssige Kohlensáure bei 7:6? den Dampfdruck ?—42:5 Atm. besitzt, also auch bei
diesem Drucke gasfórmige Kohlensáure bei 7:6? condensirt wird, wurde ein Gemenge
von 3 Vol. Kohlensáure und 4 Vol. Stickstoff noch bei 283:9 Atm. nicht flüssig.
Die Verflüssigungsdrucke der Gase wachsen also ganz bedeutend durch Zu-
mischung von fremden Gasen. Dies würde natürlich an sich noch gar nicht
gegen das Gesetz der Partialdrucke sprechen. ANDREWS") hat dann noch sehr
ausführliche weitere Untersuchungen über das Gemenge von 3 Vol. CO, und
4 Vol. N und von 3:43 Vol. Kohlensáure mit 1 Vol. Stickstoff angestellt. Die
Beobachtungen von ANDREWS, insbesondere die Druckmessungen, die mit einem
Wasserstoffmanometer ausgeführt wurden, sind von GaLrrziNE?) und MARGULES?)
berechnet worden. Es ergab sich, dass im Allgemeinen die Summe der Partial-
drucke beider Substanzen grósser ist als der beobachtete Gesammtdruck, sodass
also durch die Anwesenheit des Gases der Druck des gesáttigten Dampfes bei
gleicher Temperatur kleiner wird, als bei deren Abwesenheit. Dasselbe fanden
GUGLIELMO und MusiNA ?) bei Mischungen von Aetherdampf mit Luft, Wasserstoff,
Kohlensäure, ferner bei Schwefelkohlenstoffídampf mit Luft. Doch kommt nach
den Beobachtungen BRAuN's!!) auch der umgekehrte Fall vor, dass der beobachtete
1) REGNAULT, Experiences II, pag. 679. 1890.
?) MAGNUS, PocG. Ann. 38, pag. 481. 1836.
3) WÜLLNER u. GROTRIAN, WIED. Ann. II, pag. 607. 1888.
4) KrôNIG, PoGG. Ann. 123, pag. 299. 1867.
5) TROOST u. HAUTEFEUILLE, Compt. rend. 83, pag. 333, 975. 1871.
6) ANDREWS, Phil. mag. (5) 1, pag. 78. 1871.
7) ANDREWS, Phil. Trans. 178 A, pag. 45. 1887.
) GALITZINE, WIED. Ann. 41, pag. 595. 1890.
?) MARGULES, Wien. Ber. 98, Juni 1889.
1) GuGLIELMO und MusiNA, Riv. sc. industr, Firenze 19, pag. 185. 1887.
BRAUN, WIED. Ann. 34, pag. 943. 1888.